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[InetBib] CfP LIBREAS. Library Ideas #26 Bibliotheken __ abseits / ausserhalb der Bibliothek



Werte Kolleginnen und Kollegen,
werte Damen und Herren,

gerne weise ich Sie im Namen der Redaktion der LIBREAS.Library Ideas auf den 
gerade publizierten Call for Papers für die geplante Ausgabe #26 "Bibliotheken 
__ abseits / ausserhalb der Bibliothek" 
(http://libreas.wordpress.com/2014/05/12/cfp26/) hin. Ich würde mich freuen, 
wenn dieser (wie auch der noch laufende zur Ausgabe #25: Bibliothekarin sein – 
Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken) Ihr Interesse weckt und Sie eine 
Publikation in der LIBREAS in Betracht ziehen würden. Gerne steht die Redaktion 
Ihnen auch für Rückfragen oder Themendiskussionen zur Verfügung.

m.f.G.
Karsten Schuldt


**LIBREAS Call for Papers #26 Bibliotheken __ abseits / ausserhalb der 
Bibliothek

*Kurzfassung
Es gibt unbestreitbar und gut beobachtbar einen Trend zu Bibliotheken und 
bibliotheksähnlichen Phänomenen, die wenig bis gar nichts mit der Institution 
Bibliothek zu tun haben. Subkulturen, Protestgemeinschaften aber auch einfach 
buchaffine Nachbarschaften, Tourismusbüros und sogar Kommunen etablieren 
niedrigschwellige, oft sehr stark auf spezifische Bestände orientierte 
Varianten der Literaturversorgung. Die Ausgabe 26 von LIBREAS möchte den 
Ursachen für diesen Trend nachgehen. Und der Frage, was daraus folgt, dass die 
etablierten Bibliotheken sich nicht nur auf der digitalen Seite, sondern auch 
in der analogen Welt mit Alternativen konfrontiert sehen?
Eine ausführliche Einführung in das Thema sowie eine Reihe von möglichen Fragen 
zur Bearbeitung entnehmen Sie bitte der Langfassung.
Der Einsendeschluss für Beiträge ist der 30.10.2014. Die Kontaktadresse lautet 
redaktion@xxxxxxxxxxx

*Langfassung
Ein Kennzeichen der digitalen Gegenwart ist die Entörtlichung der Gesellschaft. 
Die, die in ihr leben, leben natürlich und unvermeidlich mit ihrer Physis an 
konkreten Orten und – nach Marc Augé – auch mit großen Zeitanteilen an gebauten 
Nicht-Orten (Shopping Malls, Flughäfen, Open Workspaces, Starbucks-Filialen 
etc.), befinden sich aber dank mobiler Endgeräte parallel dazu fast durchgängig 
in einer digitalen Kommunikations- und Repräsentationssphäre. Räume werden in 
gewisser Weise als flüssige Zonen erlebt.
Die Community des digitalen Menschen ist weniger die seiner Wohnungsnachbarn, 
sondern die, die er sich in seinen Sozialen Netzwerken zusammensammelt. Wenn 
davon jemand in der Nachbarschaft wohnt oder denselben Third Space besucht, 
umso besser. Aber notwendig scheint das nicht.
Geht man nun davon aus, dass Bibliotheken als konkret gebauter Raum einer 
Community zugeordnet sind und zugleich davon, dass Bibliotheken sich in den 
zurückliegenden Jahrzehnten verstärkt die Frage stellten, wie profiliert und 
dynamisch sie sich den jeweiligen Bedürfnissen ihrer Nutzerschaft anpassen 
(können und sollen), ist das Konzept einer Bibliothek für diese digitalen 
beziehungsweise über digitale Kanäle hochvernetzten Gemeinschaften neu zu 
denken – eben der Zeit und modernen Lebensweise angepasst.
Eine besondere Auswirkung der Differenzierung sowie Partikularisierung der 
Gesellschaft eröffnet die Ausweitung des Konzepts von spezialisierten 
Bibliotheken auf Interessenssphären jenseits eines explizit professionellen 
Umfelds. Besonders dynamische, Räume übergreifende Subkulturen haben Konzepte 
alternativer Bibliotheken (alternative libraries1) hervorgebracht, die, oft 
improvisiert und mobil, die Institution der klassischen Bibliothek nicht nur 
verlassen, sondern bisweilen sogar dekonstruieren. Und – was erstaunlich ist – 
in denen Print eine weitaus zentralere Rolle spielt, als in vielen öffentlichen 
Bibliotheken, die verstärkt auf digitale Angebote setzen, ihre Sammlungen also 
ebenfalls verflüssigen.
Das Spektrum der avantgardistischen Alternativbibliotheken ist mannigfaltig. 
Besonders sichtbar ist es bei den Little Free Libraries, bei denen Bücher in 
eine Nachbarschaftszirkulation eingespeist werden, wobei Aspekte wie Sammeln 
und Erschließen und jede Systematik verworfen werden. Es wird genutzt, was da 
ist.
Konzepte, die mehr oder weniger direkt aus einer Hipsterkultur entspringen, wie 
die Mellow Pages in Brooklyn, stellen in ihrem Leseraum bevorzugt Titel zur 
Verfügung, die nicht aus Mainstream-Verlagen stammen und somit die Erzeugnisse 
einer sub-, neben- und nischenkulturellen Druckkultur zugänglich machen. Ihnen 
verwandt sind Zine-Libraries, die noch stärker als Zugang und zugleich Showroom 
für Printpublikationen außerhalb kommerzieller Produktionskontexte wirken. Mit 
dem Zines-of-the-Zone, bei dem eine Gruppe junger Fotografen in einem Kleinbus 
Europa durchkreuzt, um an verschiedenen Stellen jeweils für ein bis drei Tage 
ihre Regale aufzustellen, um eine Sammlung von Foto-Zines zugänglich zu machen 
und zugleich vor Ort selbige mit Schenkungen zu erweitern, gibt es ein 
außerordentliches Projekt einer grenzüberschreitenden fahrenden 
Alternativbibliothek.
Bibliotheken außerhalb der Bibliotheken sind aber keinesfalls auf urbane Räume 
beschränkt. In ländlichen Regionen setzen kleine Gemeinden verstärkt auf solche 
Einrichtungen, mal um die Lebensqualität zu erhöhen, mal als Erweiterung des 
touristischen Angebots. Teilweise werden diese von Bibliotheken betrieben, wie 
der Öffentliche Bücherschrank in Vaduz (Landesbibliothek Liechtenstein) oder 
die Bücherkisten an touristischen Orten wie in Arosa oder Chur. Oft aber 
übernehmen andere Organisationen dies, wie die Caritas im Mehrgenerationenhaus 
Bensheim oder die Wohnungsbaugenossenschaft Erkner.
Die Öffentlichkeitsarbeit vieler dieser alternativen Bibliotheken findet 
vorwiegend in digitalen Räumen statt. Die Bibliothekshomepage ist nicht selten 
einfach eine Facebook-Seite. Die Bestände werden über Tumblr gezeigt. Genutzt 
werden sie in jeder dieser alternativen Bibliotheken vor Ort und nicht selten 
ist dabei die Begegnung der Nutzer von ähnlich großer Bedeutung wie die 
Bestandsnutzung. Handelt es sich hierbei um eine – von der 
Bibliothekswissenschaft gar nicht vorhersehbare – Variante der Digitalen 
Bibliothek?
Oft bewegen sich alternative- Bibliotheken in der Nähe zur Konzeptkunst, wenn 
sie beispielsweise wie The Reanimation Library, ebenfalls in Brooklyn, 
verschmähte und ausgesonderte Bücher zu einer Sammlung zusammenstellen. 
(Ähnlich die Public Library of American Public Library Deaccession von Julia 
Weist2 und Myann Pearl).
Eine Definition alternativer Bibliotheken benennt drei Eigenschaften:
1.) Sie dienen als ein Raum um Bücher und anderen Medien in einer Weise neu zu 
arrangieren bzw. nach und neu zu nutzen, die herkömmliche Bibliotheken nicht 
bieten.
2.) Sie zeigen Bibliotheken als alternative Räume in Kontrast zu 
konventionellen und institutionell sehr festgelegten Konzepten.
3.) Sie bieten Dienste, die herkömmliche Bibliotheken in der Regel entweder 
nicht anbieten oder sogar bewusst ausschließen. (vgl. Radford, Radford, Lingel, 
2012)
Spannend ist an dieser Entwicklung aus bibliothekswissenschaftlicher Sicht 
unter anderem, dass hinter solchen Projekten nur in Ausnahmefällen 
Bibliothekar_Innen stehen. Oft wird das Konzept der Bibliothek mit mehr oder 
weniger präzisen Vorstellungen von Nicht-Bibliothekar_Innen gehackt und einer 
Vorstellung von Bibliothek angepasst. Solche- Formen finden sich auch im 
digitalen Bereich, beispielsweise im Memory-of-the-World-Projekt3 des 
Netzaktivisten Marcell Mars.4 Ist Digitalität hierbei also so sehr die 
Grundbedingung, dass man möglicherweise sogar von Post-Internet-Bibliotheken 
sprechen könnte? (vgl. Kaden, 2014)
Die Ausgabe 26 von LIBREAS möchte diesem Phänomen der alternativen Bibliotheken 
in ihrer Vielfalt nachspüren. Offenbar gibt es Communities und mit diesen auch 
Bedarfe, bibliotheksähnliche Strukturen außerhalb der traditionellen 
Institution Bibliothek aufzubauen. Welche Communities sind das? (Wie) Lassen 
sie und ihre Bibliotheken sich typologisieren? Worin liegt die Motivation der 
dahinterstehenden Akteure und Aktivisten?
Auch der historische Blick bietet sich an: Welche alternativen 
Bibliotheksstrukturen gab es in vordigitaler Zeit? Eine eventuelle Verankerung 
in Pop-, Gegen- und Hipsterkultur ist ebenso ein Aspekt, den zu betrachten 
naheläge, wie die Frage, inwieweit die Digitalisierung als Medium zur 
Sichtbarmachung und Verbreitung derartiger Projekte und Konzepte wirkt?
Aus einer mediensoziologischen Warte könnte man der Auffälligkeit nachgehen, 
weshalb gerade die kulturelle Avantgarde so oft am vom kulturellen Mainstream 
und auch den Bibliotheken selbst häufig als abgedrängt bis untergehend 
beschriebenen Medium Print hängt? Und wie verhält es sich mit der Temporalität 
dieser oft zeitlich nur befristet verfügbaren Angebote?
Erweitert man den die Perspektive, gelangen Optionen für improvisierte oder 
eigeninitiativ errichtete Bibliotheken im Sinne des Outreach zu Nutzergruppen, 
die sich von sich aus kaum in Bibliotheken einfinden, in den Blick. Ähnliches 
gilt für Protestkulturen. Occupy Wall Street hatte eine – auch von „richtigen“ 
Bibliothekar_Innen betreute – People‘s Library. (Taylor, Loeb, 2014) Auf dem 
Euromaidan gibt es ebenfalls eine Bibliothek. (Schanitz, Gayanovich, 2014)
Entsprechend liegen aus diesem Kontext herausfragen folgende Fragen nah:
Welche Rolle spielt das Konzept Bibliothek in derart spannungsgeladenen 
Zusammenhängen? Ist die alternative Bibliothek (zwangsläufig) eine politische 
Bibliothek?
Orientiert sie sich an Konzepten der Alternativkultur (Infoläden, 
anarchistische Bibliotheken etc.), an Öffentlichen Bibliotheken oder erfinden 
sie sich vollständig neu?
Was wollen diese Bibliotheken und was wollen sie ändern? Sind sie auch eine 
(politische) Herausforderung an die anderen Bibliotheken?
So sind schließlich die Konsequenzen für die traditionellen Bibliotheken von 
Interesse. Was können sie von den Alternativbibliotheken lernen?
Neben reflexiven Auseinandersetzungen berücksichtigen wir sehr gern auch 
Fallbeispiele, Best-Practice-Berichte und wie immer auch Bildstrecken zum Thema.
Redaktionsschluss ist der 30.10.2014. Beiträge, Manuskripte, Nachfragen und 
Ideen bitte an redaktion@xxxxxxxxxx
(LIBREAS-Redaktion im Mai 2014)

Quellen
- Garcia, David; Mars, Marcell (2014) Book Sharing as a “gateway drug”: Public 
Library. In: new tactical research. Feb. 14, 2014 
http://new-tactical-research.co.uk/blog/1012/.
- Kaden, Ben (2011) Die Bibliothek in der Literatur (als Kunst). Heute: Die 
Bibliothekarin trägt Prada. Julia Weists “Sexy Librarian”. In: LIBREAS. Weblog. 
https://libreas.wordpress.com/2011/03/04/01-2/.
- Kaden, Ben (2014) Konzepte für den Gegenwartsdiskurs. Heute: Post-Internet. 
In: LIBREAS.Tumblr. 07.04.2014 
http://libreas.tumblr.com/post/85016126981/postinternet.
- Radford, Gary P.; Radford, Marie L.; Lingel, Jessa (2012) Alternative 
libraries as discursive formations: reclaiming the voice of the deaccessioned 
book. In: Journal of Documentation Vol. 68 No. 2, 2012, 254-267.
- Schanitz, Mirko; Gayanovich, Ivan (2014) Bibliothek auf dem Maidan: Bücher 
der Freiheit. In: Deutschlandfunk, 27.04.2014 
http://www.deutschlandfunk.de/maidan-bibliothek-buecher-der-freiheit.691.de.html?dram%3Aarticle_id=283844.
- Taylor, Jaime; Loeb, Zachary (2014) Librarian Is My Occupation: A History of 
the People’s Library of Occupy Wall Street. In: Morrone, Melissa (edit.) 
Informed Agitation : Library and Information Skills in Social Justice Movements 
and Beyond. Sacramento, Ca: Library Juice Press, 271-288.
- Weist, Julia (2008) Sexy librarian : a novel, critical edition. Baltimore, 
Md. : Slush Editions.

Endnoten
1 Radford, Gary P.; Radford, Marie L.; Lingel, Jessa (2012)
2 Nicht minder interessant ist Julia Weists Sexy Librarian-Projekt, Weist 
(2008) vgl. auch Kaden (2011)
3 http://www.memoryoftheworld.org/
4 Siehe auch Garcia, Mars (2014)

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