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Re: [InetBib] Studie "Wissen wir tatsächlich mehr? - Aussagewert - Artikel BuB
- Date: Fri, 26 Apr 2013 11:16:10 +0200
- From: Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Studie "Wissen wir tatsächlich mehr? - Aussagewert - Artikel BuB
Lieber Herr Umstätter,
eine Wissensgesellschaft aus mehrheitlich Wissenschaftlern würde mich ziemlich
erschrecken. Das kommt mir auch ein wenig wie ein Wunschbild von
Wissenschaftlern vor. Da greife ich gerne das Bonmot von Herrn Rogge auf: "Ob
etwas brauchbar ist, merkt man, wenn man es gebraucht." Viele Wissenschaftler
scheinen einen solchen Satz ganz abzulehnen. Und in der Praxis stellt man fest,
wie groß der Qualitätsunterschied zwischen Abgängern einer Universität und
denen einer "University for Applied Science" (formerly Fachhochschule) ist, die
zumindest in unseren Gebieten beeindruckend brauchbar sind.
Es ist ohne Zweifel richtig, dass die Gesellschaft (und ihre Instrumente)
zunehmend komplexer wird und das Agieren in der Gesellschaft zunehmende
Informationsmengen und -kompetenzen erfordert. Das bedeutet aber gerade nicht,
dass deshalb auch wissenschaftliches Denken zunimmt. Es war in der
Vergangenheit verbreiteter sich ein Wissen aus wissenschaftlichen Werken
anzueignen bzw. die dafür verfügbaren Werke waren einfach wesentlich stärker in
ihrer Struktur von der wissenschaftlichen Tradition geprägt. Damit scheitern
wir heute an den meisten Schülern oder Lesenden. Wir müssen Inhalte
aufschließen (nicht zwingend vulgarisieren), damit sie leichter rezipiert
werden können. Aus dieser Beobachtung, dass einerseits die
Informationskomplexität zunimmt, gleichzeitig aber die Komplexität der
Informationsvermittlung stetig reduziert werden muss, folgt für mich, dass eben
nicht das wissenschaftliche Denken zunimmt.
Noch eine Bemerkung zu der Studie: Ich finde die Ergebnisse anregend und jede
Bibliothek wird doch aus dem Bach heraus wissen, ob die Ergebnisse für ihre
Situation relevant sind oder nicht. Auch wenn die Studie wissenschaftlich 100%
perfekt wäre, wäre sie noch immer ein MIttelwert und die Abweichung vom
MIttelwert müsste für die Umsetzung der Studie jede Bibliothek für sich selbst
ermitteln. Ein Verband steht ja dauernd zwischen der Kritik, dass er nicht
genug solche Studien durchführt, dass die Studien dann nicht gut genug sind und
dass er insgesamt aber bitte seine Beiträge nicht erhöhen soll.
Dass jetzt plötzlich diese Diskussion geführt wird ist - wenn ich es richtig
verstanden habe - dem Umstand geschuldet, dass sich Studenten in einem Seminar
damit auseinandergesetzt haben und die Studie außerordentlich sorgfältig
geprüft haben. Das hat ihre Dozenten entzückt und gemeinsam hat man die
Ergebnisse veröffentlicht. Daraus kann man für die nächste Studie lernen und
man kann das als gutes Beispiel für "Applied Science" nehmen.
Herzliche Grüße
Matthias Ulmer
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