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Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?
- Date: Thu, 7 Mar 2013 09:32:18 +0100
- From: "un!mut – Zeitschrift [an] der Uni Heidelberg" <unimut@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?
Sehr geehrte InetBib-Liste, sehr geehrte Frau Kustos,
obwohl uns der Ball unmutig zugespielt wurde, möchten wir ihn gern mutig
zurückgeben. Hier schreibt die Redaktion der Heidelberger Studentenzeitschrift
Unimut, die bereits 2009 über die Amazon-Verlinkung im Katalog der UB
Heidelberg berichtet hat
(http://www.uni-heidelberg.de/unimut/themen/werbetraeger.html).
Man könnte unseren Kommentar einerseits auf die Frage beschränken, was eine
Bibliothek das private Konsumverhalten von Studenten angeht, bzw. was es mit
einer Bibliothek zu tun haben soll, wo man ja ohnehin nichts kaufen kann.
Andererseits schreibt Frau Kustos in ihrem Beitrag vom 5. März, Bibliotheken
müssten „Modern sein, offen in andere Systeme samt hightecVolltextverlinkung
und huebschen Bildchen... und natuerlich Hort der Kultur, was aber nichts
kosten darf...“ Wir fragen uns, woher kommen die Stimmen, die dies fordern?
Doch nicht von uns Studenten.
Eine gute Bibliothek braucht einen guten Bücherbestand, einen guten
Fernleihservice, lange Öffnungszeiten, eine durchdachte Katalogisierung: sie
muss funktional sein, nicht modisch modern, sie hat den schnellen und leichten
Zugang zu Büchern zu bieten, keine daten- und wettbewerbsrechtlich unbedachten
Verlinkungen zu Vertriebsmonopolisten oder gar Facebook. Als alphabetisierte
Wesen brauchen wir Signaturen, korrekte bibliographische Angaben und eine
vernünftige Beschlagwortung, keine bunten Bildchen. Ein solcher Hort der Kultur
kostet, na klar. Dafür stellt die öffentliche (nicht unsichtbare) Hand ja
Gelder zur Verfügung; dass diese Gelder an vielen Stellen zu knapp bemessen
sind, ist ein anderes Thema, das eigens und lautstark thematisiert werden
müsste. Statt mit immer mehr unnützen Features abzulenken, sollte die
staatliche Finanzierungsmisere im Mittelpunkt der Debatte stehen -- um gute
Bibiotheken zu ermöglichen. Das wollen die Studenten.
Die Bibliotheken ernten jetzt viel öffentliche Kritik für ihre rechtlich
fragwürdige Kooperation mit dem kommerziellen Anbieter amazon.de: diese sollten
sie annehmen, nicht den schwarzen Peter an ihre Nutzer weiterschieben. Die
Entscheidung für die Amazonlinks fiel nicht per Volksentscheid, sondern lag im
Verantwortungsbereich der jeweiligen Bibliothekare. Viele Bibliotheken haben
sich auch dagegen entschieden. Saß ihnen etwa keine bequeme, konsumsüchtige,
digitalverwöhnte Studentenmasse im Nacken, die Bilder gucken wollte? Sich über
ein Komsumverhalten der Studenten zu mokieren, für das man selbst erst die
Rahmenbedingungen geschaffen hat, das wirkt auf uns als Studenten wie der
Versuch von Bibliotheksleitungen, die Verantwortung für solche
Fehlentscheidungen auf andere abzuladen.
Wir vertrauen auf das Fachwissen von Bibliothekaren. Ihr Konservativismus
beruhigt unsere hyperbeschleunigten Gemüter.
Gruß von den mutig-unmutigen ‚Studies‘
P.S. „Wer will denn schnell, billig und alles auf einmal? Die Bibliotheken?“ --
hoffentlich nicht.
Am 05.03.2013 10:13, schrieb Annette Kustos:
Guten Morgen,
Man verlangt so einiges von Bibliotheken.... Modern sein, offen in
andere Systeme samt hightecVolltextverlinkung und huebschen
Bildchen... und natuerlich Hort der Kultur, was aber nichts kosten
darf...
Ich gebe den Ball mal an die unmutigen Studies zurueck... Wer kauft
denn bei Marktriesen? Wer will denn schnell, billig und alles auf
einmal? Die Bibliotheken?
Wer macht sich denn nicht mehr die Mühe mal auf den
Buchhandelsplattformen herumzusuchen, die es auch in hoher Qualitaet
gibt. Wer will denn immer den groessten Nutzen fuer sich und wenig
Ertrag fuer den boesen Billigversender.
Die lieben Studies sollen sich bitte auch mal an die eigene Nase
fassen und ihr Konsumverhalten prüfen. Marktriesen koennen sich die
Entwicklung bestmöglicher Internettools leisten...und ziehen daher
immer mehr Markt an sich... aber warum wohl?
Weil es Kunden gibt und die bestehen auch aus einen hohen Anteil von
jungen Erwachsenen.
Ich kaufe schon laenger nicht mehr bei Riesen, aber das nur am Rande.
Gruß
Von meinem iPad gesendet
Am 04.03.2013 um 11:36 schrieb "prenz@xxxxxxxxxxxxxx" <prenz@xxxxxxxxxxxxxx>:
Unter dem Titel "Unmut über Heidi" am 28. Februar 2013 auch Kritik in der
Zeit, Seite 62. Laut dem Artikel kritisierten wohl auch schon die
Studierenden in der Studentenzeitung "Unimut" der Universität Heidelberg
die Verlinkungen.
Ausschnitt: "Es ist aber die Symbolik, die irritiert: Die
öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek, eine der letzten Bastionen der
Buchkultur, verweist den Bürger ausgerechnet an jenen Konzern, der vielen
als Hauptursache für den Untergang der traditionellen Buchbranche gilt."
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