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Re: [InetBib] das Geschlecht - ehemals: Stellenausschreibung der UB Wuppertal
- Date: Sun, 10 Feb 2013 21:51:18 +0100
- From: Silke Ecks <furious.sun@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] das Geschlecht - ehemals: Stellenausschreibung der UB Wuppertal
Liebe Frau Kustos,
bitte bedenken Sie, dass ich nur sehr wenig den Phrasen das Wort
geredet habe! Ich bin aber dennoch der Meinung, dass dies Wenige und
nur mäßig Gute besser ist als nichts - und sei es nur als permanentes
Ärgernis: das erhält das Problembewusstsein.
ich meinen Mann hätte fragen müssen, ob die Bibliothekarin werden darf.
NEIN, ich hätte auch schon damals nicht gefragt.
Und dann hätte der ein Kündigungsschreiben aufgesetzt, ohne Ihnen ein
Wort zu sagen, und Sie hätten GAR NICHTS machen können, bis 1958...
Und bis 1977 (in Worten SIEBENUNDSIEBZIG! Vor 35 lächerlichen Jahren
noch!!) hätten Sie ohne Einverständnis Ihres Mannes nicht erwerbstätig
sein dürfen und sich in einer Grauzone bewegt, die Sie bei Streit
verwundbar gemacht hätte.
Ich musste mal eben diese Zahlen loswerden, mit sträuben sich davon
immer so schön die Nackenhaare. Wie weit weg ist Saudi-Arabien auch
gleich noch?
Was ist übrigens "janken"? Das Wort ist mir unbekannt und erschließt
sich auch nicht wirklich aus dem Inhalt...
3. Sind Sie sicher, dass es immer um Freiheit geht, einen Beruf zu ergreifen,
"Wahl" etc.
Ich bin SICHER, dass es darum normalerweise leider eben NICHT geht,
und MÖCHTE aber, als verwöhntes Kind der 70er, dass es darum zumindest
in etwas größerem Rahmen gehen KÖNNTE als heute!
Oder wollen die WIRKLICH alle BWL...???
Was Sie im Folgenden schreiben, nehme ich durchaus auch / ähnlich
wahr, auch mit der Vergesellschaftung, und ich wäre die Letzte, die
all den Praktika, 450€-Jobs und "Fördergutscheinen" uneingeschränkt
positiv gegenübersteht.
In den letzten Jahren hat man quasi die rechtliche "Infrastruktur" des
Arbeitsrechtes, der >Löhne etc. so nach unten gezogen, dass viele dieser
Probleme erst entstanden sind.
Sie würden aber vermutlich nicht die Ursache im Zustrom der Frauen auf
den Arbeitsmarkt sehen?
Der Staat finanziert diese Zugeständnisse an die Wirtschaft dabei nicht nur
über Lohnzusatzleistungen aus, >sondern mittelbar auch durch die Finanzierung
von Zeit für Arbeit.
Stichwort "indirekte Subventionen". Wenn all diese Kosten abgeschafft
würden, wäre der Start in ein bedingungsloses Grundeinkommen
vermutlich leicht zu finanzieren...
Ist es wirklich Freiheit, für das Kind unter 2 Jahren keine Zeit mehr zu
haben, egal welcher Elternteil die Erziehung übernimmt?
Ich kann dies "beides wollen", Kind und Karriere, durchaus verstehen,
aber ich weiß nicht, ob es nicht Punkte im Leben gibt, wo auch eine
Frau sich entscheiden muss, jedenfalls in dieser Gesellschaft. Wenn
ich selber mich für Kinder entschieden hätte, dann vermutlich ganz.
Es heißt, dass Männer diese Entscheidung ja nicht zu treffen brauchen,
sei unfair - müssen sie aber doch; offenbar geht ihnen nur nicht so
viel ab, wenn sie sich gegen Familie entscheiden. Und sie kriegen eben
oft praktischerweise eine Hausfrau mit zum Kind dazu.
Das mit der Vergesellschaftung, wozu ja sicher heute und im Westen
Religionsunterricht und Staatsbürgerkunde gehören, ist zumindest
früher kein Problem gewesen, als Kinder zumindest im Dorf relativ
kollektivisch und mit viel Spielraum aufwuchsen - der Autoverkehr als
Hauptfaktor hat seit den frühen 70er Jahren zu einer Einschränkung des
Bewegungsraums der Kurzen von bis zu 90% geführt - das scheinen aber
alle völlig normal zu finden.
Aber man kann auch keine Kinder UND keine Karriere machen...
Zu 4. Sicher ist das die Krönung - aber, ganz ungeachtet der
Gesetzesvorgaben in Einstellungsverfahren und geschlechts- u.a.
bedingter Diskriminierung: seit wann interessiert bitte so was die
Arbeitgeber?!
Das hat vielleicht vor 150 Jahren die Firmen-Patriarchen interessiert
- und auch die, und die Kirche, haben sich nie wirklich mit der "
frühen Einfügung in ein System" zurückgehalten...
Außerdem möchten auch Alleinstehende leben, und sollten nicht weniger
Recht dazu haben, nur weil sie weniger Leute sind.
Finde ich jedenfalls, so als Alleinstehende.
Viele Grüße -
Silke Ecks
-----------
Am 6. Februar 2013 15:19 schrieb Annette Kustos
<Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>:
Hallo,
könnten wir bitte wenigstens ab jetzt den Betreff ändern: die arme UB
Wuppertal hat nun mit dieser Thematik hier gar nichts mehr zu tun. (Wir
wissen auch alle, dass die Ausschreibungsformalia vorgeben sind).
Liebe Frau Ecks,
die Tatsächlichkeit von früherer Benachteiligung soll hier gar nicht
bestritten werdenn, im Einzelnen wären Ihre Daten zu prüfen, aber das ist ja
jetzt keine Online-Studie hier.
Ich erlaube mir doch noch einige Anmerkung zum Thema, zu dem ich nichts
anmerken wollte:
1. am besten funktioniert Gleichstellung über Infrastruktur zu der alle
gleichen Zugang haben oder je nach Lebenssituation davon profitieren können.
Hier glänzen unsere Träger und Regierungen gerade mal wieder nicht. Projekte,
Studien, Statistiken, Beratersysteme, darin enthalten jedesmal das Wort
"Nachhaltigkeit", das die Politik im Moment des Unterbringens dieses Wortes
justamente geistig in Faktizität umwandelt, sind hier der große Sport. Dazu
gehören mit Verlaub auch Gender und Diversity Projekte ohne Ende während die
Stadtbücherei geschlossen wird. Als Mutter würde ich mein Kind lieber gerne
dort lesen, spielen und lernen lassen.
2. ich wünsche mir wahrlich nicht die Situation der 50er Jahre, in der ich
meinen Mann hätte fragen müssen, ob die Bibliothekarin werden darf. NEIN, ich
hätte auch schon damals nicht gefragt. Allerdings sind für viele
Ungleichheiten der Vergangenheit und auch nicht der Gegenwart allgemein die
jetzt lebenden Männer verantwortlich.
Die Sicht, die Männer sollten doch bei einer Proporzpersonalauswahl nicht
janken bis zu dem Tage, an dem alle Ungleichheit der Lebensumstände der
Frauen ausgeglichen seien, ist nicht nur keine Gleichstellung, sondern sowas
wie eine archaische Vorstellung von Ausgleich und Buße und damit in jedem
faktischen Fall eine Ungerechtigkeit.
Im Grunde gehören diese ganzen Sätze der "Berücksichtigung von" überhaupt
nicht unter eine Stellenausschreibung, und das gar nicht aus der Logik von
Kritikern der Gleichstellungsforderungen. Nein, die neueste Version des
Gleichstellungsgedankens, die von Vertreterinnen und Vertretern des GEnder
und Diversity Bereichs selber proklamiert wird, lässt das gar nicht mehr zu,
fasst sie diesen ja viel weiter. Damit sind sogar eigentlich
Gleichstellungsbeauftragte, die sich per Gesetz um "alle Belange der Frauen"
kümmern sollen, ein Systemproblem! Ich bin gespannt, wann die neuen Begriffe
kommen, um das zu umfassen und wie die wohl lauten.
3. Sind Sie sicher, dass es immer um Freiheit geht, einen Beruf zu ergreifen,
"Wahl" etc.
Ich nehme wahr, dass offenbar zwei Einkommen nicht mehr reichen, damit die
Familie entscheiden kann, wer von beiden Partnern für eine finanzielle
Grundlage sorgt und wer erzieht etc.. Ich nehme wahr, dass es um Angst geht,
ausgegrenzt und aus dem System geschmissen zu werden, Angst vor Abhängigkeit
etc.
In den letzten Jahren hat man quasi die rechtliche "Infrastruktur" des
Arbeitsrechtes, der Löhne etc. so nach unten gezogen, dass viele dieser
Probleme erst entstanden sind. Der Staat finanziert diese Zugeständnisse an
die Wirtschaft dabei nicht nur über Lohnzusatzleistungen aus, sondern
mittelbar auch durch die Finanzierung von Zeit für Arbeit. Auch diese
Funktion erfüllt eine Kita und das ist unter Gesichtspunkt "unter 2 Jahre"
vielleicht auch mal zu erwähnen.
Ist es wirklich Freiheit, für das Kind unter 2 Jahren keine Zeit mehr zu
haben, egal welcher Elternteil die Erziehung übernimmt? Nebeneffekt ist
übrigens eine frühe Vergesellschaftlichung von Kleinkindern, möglicherweise
nicht nur zur Förderung, sondern auch frühen Einfügung in ein System. Krass
aber sorry, darüber denke ich nach. So war das nämlich auch in der DDR und
wir sind hier im Westen nicht immer die Guten, die es anders machen.
4. Die Frage der Lebensorganisation Geld/Beruf/Erziehung etc. gehört in die
Familie. Ein Mann, der aufgrund dieser Entscheidung derjenige ist, der das
Geld verdient und in einem Auswahlverfahren als Mann abgelehnt wird, weil
nach Proporz eine Frau zu wählen ist, ist die Krönung (also als Fall nicht
als Mann :-) ) einer nicht sachgerechten und damit diskriminierenden
Entscheidung. Auch dadurch kann man Familien richtig schaden.
So, Herr Schaarwächter kriegt die Ömmeln (ich bekenne mich schuldig)
Gruß
________________________________________
Von: Inetbib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]" im Auftrag von
"Silke Ecks [furious.sun@xxxxxxxxx]
Gesendet: Mittwoch, 6. Februar 2013 14:30
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