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Re: [InetBib] Re-2: Geschlechtergerechtigkeit



Am 05.02.2013 14:41, schrieb archiv@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx:
Liebe Frau Mohr,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

sie haben es auf den Punkt gebracht, die Frage der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf ist grottenschlecht gelöst. Im Grunde ist
Deutschland strukturell noch immer auf das Modell Mann=Ernährer und
Frau=Zuarbeiterin geeicht.

Genau das ist merkwürdigerweise nicht mehr der Fall. Als vor etwa einem halben Jahrhundert immer mehr Hausfrauen auf den Arbeitsmarkt drängten, konnten die Arbeitgeber durch Angebot und Nachfrage die Arbeitskräfte immer schlechter bezahlen, so dass heute immer weniger Ehemänner ihre Familien noch allein ernähren können. Darum müssen auch immer öfter beide Eltern arbeiten und die Kinder in Tagesstätten oder Ganztagsschulen gebracht werden. Dass dabei insbesondere alleinerziehende Mütter am schlechtesten gestellt sind ist bekannt. Interessant ist, dass ihre Zahl trotzdem wächst, wobei dann allerdings Hartz IV besonders oft zu Gast ist. Dass es bis heute noch Menschen gibt, die das alte Familienideal mit Heirat und gemeinsamer Kindererziehung anstreben, soll damit nicht geleugnet werden. Darum fordert auch diese Bevölkerungsgruppe noch immer ihre Rechte. Dieses Familienideal nimmt aber seit den 68ern mit dem Pillenknick ab und brachte zwei Probleme: 1. eine gefährdete Alterversorgung (in den 68ern war es verpönt mehr als zwei Kinder zu haben)
2. immer mehr Ritalin-bedürftige Kinder

Das zeigt sich zum Beispiel am
Ehegattensplitting. Dazu kommen mangelnde Möglichkeiten der
Kinderbetreuung, der Unwille vieler Väter, die Familienarbeit zu
gleichen Teilen mitzutragen, oft aus Angst vor Karriereverlust. Dabei
könnten gerade hier die Väter so viel gewinnen...

Silke Ecks schrieb:
"Kann es sein, dass wir jetzt (leider) einen Männer - und einen
Frauen-Thread haben, in dem verschiedene Sachen diskutiert werden?"

Eigentlich haben wir noch viel mehr Threads, weil hier ganz verschiedene Themen durcheinander
diskutiert werden.

Mir fällt auch auf, das sich die Herren aus der Debatte ausgeklinkt
haben. Warum wohl?

Dem wollte ich hiermit gern widersprechen ;-)

MfG

Walther Umstätter

Grüße
Katharina Braun
Bremer Frauenarchiv  und -dokumentationszentrum

belladonna
Kultur, Bildung und Wirtschaft für Frauen e.V.
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28203 Bremen
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-------- Original Message --------
Subject: Re: [InetBib] Geschlechtergerechtigkeit (05-Feb-2013 13:42)
From:    Mohr, Claudia <claudia.mohr@xxxxxxxxxxxxxxx>
To:      archiv@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Hallo,

> Er zieht sich nämlich durch fast alle Berufe durch, erwerbstätige Frauen > werden gerade in Deutschland in ihren Karriere-Möglichkeiten, bei den
> Gehältern und bei der Besetzung der Führungspositionen immer noch
> benachteiligt.

Erwerbstätige Frauen an sich haben ziemlich gute Karriere-Möglichkeiten.
Ich denke, man sollte da zwischen kinderlosen Frauen und Müttern
unterscheiden. Problematisch wird es in unserer Gesellschaft leider dann, wenn Kinder betreut werden müssen und wollen. Das macht nämlich in den meisten Fällen immer noch die Frau, die dann erst mal Elternzeit macht und aussteigt und hinterher oft mit reduzierter Stundenzahl wieder einsteigt - dann ist das mit der Karriere nicht mehr so einfach, weil natürlich auch Flexibilität verloren geht - was heißt verloren: die Prioritäten ändern
sich!
Den Männern klatscht man hingegen schon Beifall und bewundert sie, wenn sie
ihre zwei Vätermonate nehmen.

Ich glaube, so lange sich in diesen Punkten in der Gesellschaft und
politisch nichts ändert, können wir lange von Geschlechtergerechtigkeit reden, es kommt aber nichts bei raus. Erst wenn wir so weit sind, dass es bei Familien mit Kindern *normal ist*, dass beide Elternteile 50% arbeiten * wollen* und *können* und trotzdem beide ihre Karrierewünsche erfüllen *
wollen* und *können* - dann wären wir einen großen Schritt weiter.

Viele Grüße,
Claudia Mohr

PS: Mein Status ist momentan übrigens kinderlos.

----
Dipl.-Bibl. Claudia Mohr
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