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Re: [InetBib] Weltnormentag
- Date: Tue, 16 Oct 2012 14:26:48 +0200
- From: "Rupert Rompel" <Rupert.Rompel@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Weltnormentag
Liebe Liste, lieber Herr Kinstler,
Sie erinnern sich an die Mail des Herrn Graf: da war von „gnadenloser Abzocke,
eine Heuchlerin, Beutelschneiderei, korrupte Normenfindungsszene, fehlende
Transparenz hinsichtlich der finanziellen Aspekte“ die Rede. Nun, einige dieser
Begriffe rechne ich dem eingeschränkten Vokabular dieses Herrn zu.
Hinsichtlich der sachlichen Aspekte sieht es eher so aus, dass allgemein eine
gewisse Unkenntnis über das Arbeitsvolumen und dessen Finanzierung im
nationalen und internationalen Standardisierungsprozess herrscht. Oftmals wird
mit dem Begriff der Gemeinnützigkeit auch die irrige Vorstellung verbunden,
alle Arbeitsergebnisse solcher Institutionen müssten der Allgemeinheit
kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Frau Albrecht hat noch dankenswerterweise auf den Geschäftsbericht 2011 des DIN
verwiesen. Es wäre erfreulich gewesen, wenn Herr Graf einen konstruktiven
Hinweis gegeben hätte, wie die eigenen Erträge des DIN, die 68 % des
Gesamthaushalts ausmachen und deren größter Anteil der Normenverkauf ist (Seite
24/25), aus anderen Quellen gedeckt werden können. Es ist eben nicht so, dass
das DIN sich nur aus Steuergeldern finanziert und daraus der Anspruch ableiten
lässt, die Arbeitsergebnisse bereits bezahlt zu haben. (Auch der öffentliche
Nahverkehr ist größtenteils steuerfinanziert und trotzdem müssen Sie ein Ticket
lösen!)
Zum Thema „Offenheit des Normungsprozesses“ sei nochmals auf die Satzung des
DIN, die DIN 820 und den am 5. Juni 1975 geschlossenen Vertrag mit der
Bundesrepublik Deutschland verwiesen. In all diesen Dokumenten wird auf die
unbedingte Offenheit der Verfahren und Zugänglichkeit für jedermann
hingewiesen. Angesichts der Komplexität der Materie in vielen
Normungsausschüssen interessiert das aber oft nur einige wenige Experten und
das Interesse der „Öffentlichkeit“ ist - auch im Widerspruchsverfahren -
denkbar gering. Wenn Sie, lieber Herr Kinstler, also Interesse an der Mitarbeit
in einem der Normungsausschüsse des DIN, DKE oder VDE haben, steht dem – außer
vielleicht der Einwilligung Ihres Arbeitgebers – nichts im Wege. In manchen
dieser Ausschüsse wird händeringend nach (wirklichen) Experten gesucht.
MfG
Rupert Rompel
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 16 Oct 2012 10:04:35 +0200
Von: Till Kinstler <kinstler@xxxxxx>
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Weltnormentag
Am 15.10.2012 17:41, schrieb Rupert Rompel:
Liebe Liste,
das ist sicherlich ein beachtenswertes Beispiel, das aber bei näherem
Hinschauen erklärlich ist:
Die Anzahl der Commitees und Working Groups in
Standardisierungsorganisationen kann eigentlich nicht der entscheidende
Grund dafür sein, ob die Ergebnisse frei oder eben nicht frei zugänglich
sind. Denn dann habe ich ein Gegenbeispiel: Eines der am besten
funktionierenden und erfolgreichsten Kommunikationsnetze funktioniert
nach meiner Meinung gerade so gut, weil der Standardisierungsprozess
vollkommen offen ist. Die Internet Engeneering Task Force (IETF) ist
aber ein reichlich komplexer (oder einfacher?), bunt zusammengewürfelter
Haufen, nichtmal eine Organisationsform hat sie.
Wenn Sie in einer früheren Mail also schreiben: "Wahrscheinlich ist
Ihnen auch gar nicht bewusst, dass Sie schon mit dem Verfassen Ihrer
abschätzigen Replik auf Frau Albrecht auf Ihrem Computer Nutznießer von
zig Normen sind, ohne die Ihr Computer überhaupt nicht funktionieren,
geschweige denn Ihr Pamphlet in’s Internet befördern würde.", dann
sollten Sie nicht verschweigen, dass gerade die Beförderung von
Pamphleten ins Internet auf vollkommen frei zugänglichen Standards
beruht, die Ergebnis von vollkommen offenen Standardisierungsverfahren
sind. So kann es auch gehen...
Viele Grüße,
Till Kinstler
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Till Kinstler
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