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Re: [InetBib] VDM-Thematik
Ist das Ironie oder nicht?
(... man beachte die Kombination: Thema der Publikation/Verlag)
Sollte man den folgenden Titel kaufen? Es handelt sich um ein Titel von
einer Bibliothekarin für Bibliothekare (und eine freie
Online-Veröffentlichung konnte ich nicht finden) ...
Kluth, Pia:
Perfekt versteckt : Ressourcenverschwendung in wissenschaftlichen
Bibliotheken / Pia Kluth. - Saarbrücken : VDM Verlag Dr. Müller, 2007. -
108 S. ; 240 mm x 170 mm
Literaturverz. S. 102 - 108
ISBN 978-3-8364-1560-6 Pb. : EUR 49.00, sfr 79.00
ISBN 3-8364-1560-7 Pb. : EUR 49.00, sfr 79.00
DNB-SG: A 020
http://d-nb.info/984433988
Dr. Felix Geisler, M.A. (LIS)
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Andreas Drechsler schrieb:
Hallo an die Liste,
aus meiner Sicht sollte man das Thema VDM entspannter und ohne Schaum vor dem
Mund sehen. Das ist erstmal ein Verlag mit einem extrem heterogenen Angebot.
Beim VDM selber (also dem "Mutterhaus", wenn man das in dieser
verschachtelten Konstruktion überhaupt so benennen kann) erscheinen nach
meiner Beobachtung ja ausschliesslich universitäre Abschlussarbeiten (Mag.,
Dipl., Diss.; Habil. sind mir beim VDM noch nicht untergekommen). Als solche
sind diese normaler Bestandteil der grossen Masse von akademischen
Publikationen, aus denen wir auswählen. Also gelten hier die gleichen
Kriterien wie bei anderen Verlagen. Da die wenigsten Verlage akademische
Publikationen mit einem Lektorat betreuen, kommt bei der Auswahl der zu
erwerbenden Titel bei den meisten von uns wohl eine Mischung aus finanziellen
und fachlich passenden Aspekten zum Tragen. Da sieht es aus meiner Sicht in
den Sozialwissenschaften (ich betreue an der UB Bamberg als Fachreferent u.a.
die Soziologie und Politikw
issenschaften) beim VDM auch nicht anders aus als bei etlichen anderen
Verlagen. Was ist besser an renomierten Verlagen wie Springer und Brill mit
ihren Mondpreisen, von Kovac und anderen ähnlich operierenden Verlagen zu
schweigen? Und wie sieht es bei den grossen angloamerikanischen Verlagen wie
Routledge etc. aus? Damit will ich längst nicht alle Verlage über einen Kamm
scheren. Transcript ist z.B. ein in den Sozialwissenschaften hochaktiver Verlag
mit einem preislich sehr akzeptablem Angebot, aus dem jede Bibliothek mit
sozialwissenschaftlicher Fächerstruktur reichthaltig auswählen wird. Es lassen
sich noch viele weitere nennen, u.a. wären für mich VS, Budrich, Lit, das
Westfäl.Dampfboot, Campus, Nomos, Beck, Verlage, deren Publ. ich sehr häufig
erwerbe. Die Liste ist natürlich eine rein zufällige und lässt sich noch sehr
viel umfangreicher gestalten, wenn ich nur mal an unsere Neuerwerbungslisten
denke!
Sehr ärgerlich ist bei VDM, aber auch bei Verlagen wie Diplomica und anderen
ähnlich operierenden Verlagen, dass in den bibliographischen Angaben fast nie
ein Hinweis auf den Ursprung der Werke enthalten ist, also dass es sich um
Dipl.-Arb. oder Diss. handelt. Diese Angaben muss man sich jeweils relativ
mühselig zusammengoogeln. Aber wahrscheinlich ist bei einem sich selber als
"moderne Verlagsfabrik" (siehe den TAZ-Artikel) bezeichnenden Unternehmen
jedes Jota an Mehrarbeit unerwünscht.
Auf einem ganz anderen Blatt stehen die diversen Tochteruntenehmen des VDM,
die meiner Meinung nach nur Schrott "veröffentlichen" (eigentlich verbietet
sich schon die Wortwahl). Auf einen Anschaffungswunsch eines Studenten habe
ich einmal eine Publikation von Betascript gekauft, was sehr lehrreich war
und den Erwerb von Veröffentlichungen dieser diversen Verlage (Kann man diese
Briefkastenkonstrukte überhaupt als Verlage bezeichnen?) für dieZukunft
ausschliesst.
Von Grin (um eine andere Hassfigur unter Bibliothekaren noch anzusprechen)
kaufe ich nur Bücher, wenn es sich um Diss. handelt. Aber ausschliessen
lassen sich auch die Publikationen von Grin per se nicht!
Wenn Anschaffungsvorschläge auf Titel von Grin oder VDM reinkommen, muss man
sich halt generell die Mühe machen und auf der Verlagsseite nachschauen,
worum es sich bei diesen Titeln handelt. Sind es bei VDM ja wohl immer
Abschlussarbeiten zumindest auf Mag. oder Dipl.-Niveau, sieht es bei Grin
bekanntermassen ganz anders aus; das stellt dort eher die grosse Ausnahme
dar. [Wir haben einmal ein Geschenk von Grin bekommen, das noch die roten
Korrekturanmerkungen von WORD enthielt; wir haben auf die Annahme verzichtet
...] Aber aus Gründen der bibliothekarischen Reinheit diese Verlage
auszuschliessen und Anschaffungswünsche pauschal zurückzuweisen, halte ich
für falsch.
Insgesamt ist es für mich auch im Zusammenhang mit diesem Thema unerlässlich
für Bibliothekare, Beratungsangebote für Universitätsangehörige zu machen und
Publikationsoptionen zu benennen, auch wenn die Kompetenzen sich da erst noch
herausbilden müssen. Das Wissen um die von Bibliotheken zur Verfügung
gestellten Möglichkeiten und generell die Optionen des freien Publizierens
ist nach wie vor zu gering, weswegen hier weiterhin verstärkte Aktivitäten
durch die Bibliotheken nötig sind.
Schönen Gruss aus Bamberg
Andreas Drechsler
--
Dr. Andreas Drechsler
Bibl.-Oberrat
Universitätsbibliothek Bamberg
PF 2705
96018 Bamberg
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