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Re: [InetBib] Wir brauchen eine europaeische Suchmaschine ...



Mich erinnert die Diskussion über die Veränderung unserer Erinnerung durch
Google sehr stark an den Mythos von Theut. Bei der Platon im Phaidros
Theut zur Erfindung der Schrift sagen lässt: „Diese Kunst, o König, wird
die Ägypter weise machen und gedächtnisreicher, denn als ein Mittel für
den Verstand und das Gedächtnis ist sie erfunden.“

Wenn die Computer nun beginnen Texte auch semantisch interpretieren zu
können (s. Google), und im nächsten Schritt für die so verstandenen
Begriffe auch noch Begründungen erkennen bzw. selbst erzeugen können, hat
das natürlich eine neue Qualität der Erinnerung. Bisher war es aber noch
nie ein Fehler für die Menschheit wissender, weise oder gedächtnisreicher
zu werden. Probleme traten immer nur auf, wenn einzelne Gruppen Wissen
erwarben, das ihre Gegner noch nicht hatten, und das sie gegen diese
Gegner gewinnbringend einsetzen konnten. Da reichte es schon aus, wenn
Alexander der Große die Lanzen seiner Soldaten, die Sarissae um ein paar
Zentimeter verlängerte um den gegner früher zu treffen.

Heute ist es das Dilemma zwischen Informationsflut und Wissenswachstum,
das uns gefährden könnte, wenn wir mit der Weltspitze nicht mithalten.

Auf Papier konnten wir lesend suchen, was wir wissen wollten. Seit einem
halben Jahrhundert können wir gezielt suchen, was wir lesen wollen, und
bald können uns die Computer sagen, was wir in welcher Situation wissen
sollten. Darum verlassen wir das Informationszeitalter des letzten
Jahrhunderts über die sog. semiotische Ebene und gelangen zur Wissensebene
und zur künstlichen Wissensorganisation.

Die Ahnungslosigkeit ist erschreckend, wenn ich bezüglich der Bibliotheken
lese: "Ein neues Medienzeitalter, das der Digitalisierung, könnte ihr Aus
bedeuten" (s. Mail Mo, 18.07.2011, 11:46)

MfG

W. Umstätter



Am 19.07.11 13:07 schrieb Jens Falk:

... meint heute Frank "Payback" Schirrmacher in der FAZ:

<http://www.faz.net/artikel/C30833/digitales-gedaechtnis-wir-brauchen-
eine-europaeische-suchmaschine-30468036.html>

Schirrmacher umspielt derzeit den Gedanken, die Menschheit lagere ihr
Gedächtnis ins Netz aus und verlasse sich dabei unter anderem auf
Konzerne wie Google. Na, sowas.

Eigentlich eher weniger. Er meint eher, daß wir nicht beeinflussen
können
wann und wie das Wissen durch Konzerne wie Google aufbereitet wird oder
ganz
verschwindet.

Das war keine Inhaltsangabe, sondern ein dezenter Hinweis darauf, daß
Schirrmachers _Teaser_ auf seinen gestrigen Beitrag Bezug nimmt, in dem
er auf einen Artikel in Science eingegangen war (der selbst wiederum
nicht OA zu lesen ist...):

<http://www.faz.net/artikel/C30833/leben-im-takt-des-internets-die-revolution-der-zeit-30466311.html>

Disclaimer: Bin beileibe kein Schimmacher-Fan, der Hinweis erfolgte hier
wegen des Buzzwords "Suchmaschine". Man vergleiche seinen Beitrag gerne
mit

<http://www.mekonet.de/t3/index.php?id=44&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=1204&tx_ttnews[backPid]=85&cHash=e92541775c52f05a9270ba4f63d57c71&id=126&print=1>

Viele Grüße,
Jürgen Fenn.


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