Re: [InetBib] OT: Bibliotheks-Parfüm / Kunde / Nutzer

["Walther Umstaetter" <walther.umstaetter@xxxxxxxxxxxxxxxx>]

Eric Steinhauer schrieb:
> Liebe Liste,
>
> die Verwendung von Begriffen hängt immer von Kontext ab.
> Ich bevorzuge für unsere Anstaltsnutzer den sehr schlichten, aber
> passenden Ausdruck: "Leser".

Nur zur Ergänzung:
Hinsichtlich der Bezeichnung Benutzer, Nutzer, Leser, Bürger oder Kunde
ist anzumerken, dass es auch im angloamerikanischen Bibliotheksbereich
über die beste Wortwahl eine Diskussion gibt, die 2008 zu einer Befragung
des Library Journals führte, mit dem Ergebnis, dass sich 82% für patron
(~Stammkunde, Stifter), 11% für customer (Kunde, Käufer), 4% für user
(Nutzer) und jeweils 1% für client (Auftraggeber), member (Mitglied) oder
reader (Leser) entschieden. (
http://stephenslighthouse.com/2008/07/26/what-to-call-library-user-communities/
) Da die Übersetzung der Worte patron und customer ins Deutsche nicht
problemlos ist, bietet sich die Bezeichnung Benutzer (entsprechend
Benutzungsabteilung der Bibliothek - "Anstaltsnutzer") an. Im
Amerikanischen ist es üblich bei Museen und Stiftungen von patrons zu
sprechen, wo es bei uns eher Besucher heißt, und verständlicherweise
kritisiert Stephen Ligthouse (s.o) u. a. auch: „library communities tell
us that they definitely don't want to be called customers of libraries.“

Die auch in Deutschland beim Bibliothekspersonal verbreitete Bezeichnung
Kunde hebt die zunehmend wirtschaftliche Betrachtung bei Bibliotheken
hervor. Trotzdem sollte mit dem Gesichtspunkt, dass Bibliotheken
„publizierte Information für die Benutzer“ anbieten, deutlich gemacht
werden, dass die Bibliothek keine Information an ihre Benutzer verkauft,
sondern mit ihnen gemeinsam Kosten einzusparen sucht. Genau genommen geht
es um Zielgruppen, die mit der für sie notwendigen Information und
Informationskompetenz versorgt werden müssen. An ihren Bedürfnissen hat
sich bekanntlich auch die Erwerbungspolitik zu orientieren.

Beste Grüße

W. Umstätter


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