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Re: [InetBib] Nur im Sommer demokratisch ...



Liebe Kollegen und Kolleginnen
Wir haben an den diversen Standorten der Universitätsbibliothek der 
Humboldt Universität viele verschiedene Garderobenschließmöglichkeiten 
ausprobiert: Pinnummern, Münzschließungen, Vorhängeschlösser und als 
neuestes Konzept die Schließung per Mifarekarte. Alle Modelle haben so 
ihre Tücken. Für uns ist es sehr wichtig, dass die Schränke nicht 
dauerbelegt werden, sondern morgens den Nutzern zur Belegung zur 
Verfügung stehen.
Daher kommt es immer wieder vor, dass Schlösser geöffnet werden müssen. 
Wenn Sie Schlüssel (Münzbetrieb) haben und den Schrank öffnen, müssen 
Sie das Schloss nach Öffnung ausbauen und austauschen.
Pinnummern werden häufig vergessen und viele Benutzer neigen dazu 
einprägsame Nummerfolgen zu verwenden , die dann Diebstahl befördern.
In der Zentralbibliothek im Jacob-und-Wilhem-Grimm-Zentrum haben wir 
nach Auswertung der bisherigen Erfahrungen einen Teil der Schlösser für 
Vorhängeschlösser vorgesehen und einen anderen Teil für die Schließung 
mit Mifarekarte, d.i. Mensakarte.
Die Studierenden kennen die Bibliothek und können sich einmalig ein 
Schloss besorgen und damit einen Schrank belegen.
Wer das nicht möchte, kann seine Mensakarte einmalig in einem Lesegerät 
im Foyer freischalten lassen und damit für den aktuellen Tag einen 
Schrank belegen. Die Studierende der Unievrsität haben in der Regel 
solch ein Karte, mit der außerdem kopiert werden kann und mit der auch 
Bibliotheksgebühren bezahlt werden können.
Wer nur einmalig Gast (oder Tourist) ist, kann sich eine Mensakarte am 
Automaten gegen Pfand ziehen, der Automat hängt im Foyer des Gebäudes. 
Auch in der Caféteria im Eingangsbereich kann man gegen Pfand eine Karte 
erwerben und nach Gebrauch gegen Rückerstattung des Pfandes wieder 
abgeben. Damit können auch Gäste ohne Benutzerausweis, die vielleicht 
ken Vorhängeschloss kaufen möchten, die Garderobenschränke 
unproblematisch nutzen.
Im Gebäude stehe 1,5 Millionen zum Teil sehr wertvolle Medien frei 
zugänglich aufgestellt, ein Zugang mit Taschen und Jacken ist deshalb 
nicht erlaubt. Die Benutzer können im Eingangsbereich Körbe und 
Plastiktaschen erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Anke Berghaus-Sprengel


Am 08.02.2011 11:34, schrieb Zschau, Gerhard:
"Bibliotheken setzen mit ihren vielfältigen Angeboten für jedermann 
konsequent die in Artikel 5 GG beschriebene Informationsfreiheit um, und 
leisten somit einen Beitrag für die Herausbildung einer mündigen 
Gesellschaft." (Gelesen in einer Diplomarbeit der FH Potsdam)

*kurz einwirken lassen*

Da wollte ich doch tatsächlich mit einer Jacke (!) in das innere der 
Bibliothek der Humboldt-Universität. Gleich an der zweiten Schleuse begrüßten 
mich die freundlichen Herren Türsteher mit "JACKE AUS!" - insgeheim wartete 
ich noch auf "... sonst knallts" - okay, und dann? "Die müssen se 
einschließen!". Gut, ich als erfahrener ÖB-Benutzer weiß, dass man bereits 
mit einem Euro dabei ist. Also gehe ich, die Taler bereits gezückt, frohen 
Mutes zu den Schließfächern im Kellergeschoss. Doch hier der nächste Schock: 
die Spinde wollen nicht mit Münzen, sondern mit gebogenen Bügeln gefüttert 
werden. Wer also kein Vorhängeschloss dabei hat, darf sich bereits hier als 
Loser fühlen. Trotz permanenter Videoüberwachung im Kleiderkeller behalte ich 
meine dünne Jacke an und trotte schon etwas miesepetrig zur Information. 
Meine folgende Anfrage lässt sich in etwa so zusammenfassen: "Benutzer 
Öffentliche Bibliothek, da gibt's das nicht, kein Schloss, was tun?" Die 
nette Frau am Schalter entgegnete mir: "Ja, da müssen Sie mal in die Mensa 
gehen und sich dort eine Mensakarte holen. Die gibt's gegen eine Gebühr. Dann 
müssen sie an dem rechten Terminal, dahinten, diese Karte aktivieren. Dann 
müssen Sie schauen, ob die Schließfächer um die Ecke noch frei sind, wenn 
nicht, dann müssen sie ..." OKAY, ist ja gut. Doch irgendwie hatte ich auf so 
viel "müssen" keine Lust.

*Wir schauen noch einmal zurück auf das Zitat zu Beginn*

Was man in einer Berliner Uni-Bibliothek nicht alles machen muss, nur um ein 
Buch zu lesen ist schon sehr bemerkenswert.
Sicherlich werde ich mir das Buch kaufen, wenn es denn wieder mal aufgelegt 
wird. Oder ich warte bis es wärmer wird, oder vielleicht lass ich mir vom 
Osterhasen ein Vorhängeschloss schenken. Ich weiß es noch nicht.

Was ich allerdings bereits jetzt schon weiß: es gibt im Winter 
demokratischere Orte, als die Universitätsbibliothek der HU zu Berlin.


Gerhard Zschau


-- 
Anke Berghaus-Sprengel

Universitätsbibliothek der
Humboldt-Universität zu Berlin
Leiterin der Abteilung Zweigbibliotheken
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Sitz: Geschwister-Scholl-Straße 1,3; Raum 9.520

Postadresse: Unter den Linden 6, 10099 Berlin

Telefonnummer: 2093-99290
Faxnummer: 2093-99311
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