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Re: [InetBib] Nur im Sommer demokratisch ...



Mir scheint das Problem der HU-Bibliothek ein anderes zu sein. Sie ist als
Zentralbibliothek zu attraktiv ;-) und damit an manchen Stellen chronisch
ueberlastet.

Dabei gibt es ein Problem, das selten diskutiert wird. In eine Instituts-
oder Bereichsbibliothek muss man meist keine Tasche, keinen Mantel oder
Helm mitnehmen, man braucht seltener ein Schließfach und die
Arbeitsplaetze muessen nicht unbedingt dauerbelegt werden, weil man
leichter mal ein Buch mitnehmen und zurückbringen kann.

Es ist  schon interessant, was sich die Leser/innen an der HU alles
einfallen lassen, um dort arbeiten zu koennen (leider auch auf Kosten
anderer Leser/innen).

Ich befuerchte auch, dass das weniger mit Demokratiebegrenzung zu tun hat.

MfG

W. Umstätter

"Bibliotheken setzen mit ihren vielfältigen Angeboten für jedermann
konsequent die in Artikel 5 GG beschriebene Informationsfreiheit um, und
leisten somit einen Beitrag für die Herausbildung einer mündigen
Gesellschaft." (Gelesen in einer Diplomarbeit der FH Potsdam)

*kurz einwirken lassen*

Da wollte ich doch tatsächlich mit einer Jacke (!) in das innere der
Bibliothek der Humboldt-Universität. Gleich an der zweiten Schleuse
begrüßten mich die freundlichen Herren Türsteher mit "JACKE AUS!" -
insgeheim wartete ich noch auf "... sonst knallts" - okay, und dann? "Die
müssen se einschließen!". Gut, ich als erfahrener ÖB-Benutzer weiß, dass
man bereits mit einem Euro dabei ist. Also gehe ich, die Taler bereits
gezückt, frohen Mutes zu den Schließfächern im Kellergeschoss. Doch hier
der nächste Schock: die Spinde wollen nicht mit Münzen, sondern mit
gebogenen Bügeln gefüttert werden. Wer also kein Vorhängeschloss dabei
hat, darf sich bereits hier als Loser fühlen. Trotz permanenter
Videoüberwachung im Kleiderkeller behalte ich meine dünne Jacke an und
trotte schon etwas miesepetrig zur Information. Meine folgende Anfrage
lässt sich in etwa so zusammenfassen: "Benutzer Öffentliche Bibliothek, da
gibt's das nicht, kein Schloss, was tun?" Die nette Frau am Schalter
entgegnete mir: "Ja, da müssen Sie mal in die Mensa gehen und sich dort
eine Mensakarte holen. Die gibt's gegen eine Gebühr. Dann müssen sie an
dem rechten Terminal, dahinten, diese Karte aktivieren. Dann müssen Sie
schauen, ob die Schließfächer um die Ecke noch frei sind, wenn nicht, dann
müssen sie ..." OKAY, ist ja gut. Doch irgendwie hatte ich auf so viel
"müssen" keine Lust.

*Wir schauen noch einmal zurück auf das Zitat zu Beginn*

Was man in einer Berliner Uni-Bibliothek nicht alles machen muss, nur um
ein Buch zu lesen ist schon sehr bemerkenswert.
Sicherlich werde ich mir das Buch kaufen, wenn es denn wieder mal
aufgelegt wird. Oder ich warte bis es wärmer wird, oder vielleicht lass
ich mir vom Osterhasen ein Vorhängeschloss schenken. Ich weiß es noch
nicht.

Was ich allerdings bereits jetzt schon weiß: es gibt im Winter
demokratischere Orte, als die Universitätsbibliothek der HU zu Berlin.


Gerhard Zschau

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