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RE: [InetBib] SLUBlog: Frißt das Web 2.0seine eigenen Kinder?



Lieber Herr Graf,

Die Frontlinie heißt in Dresden doch nicht Traditioneller OPAC vs. Web 2.0,
sondern Traditioneller OPAC vs. SCHLECHTES Web 2.0.

Ein fuer mich wesentliches Katalog-Feature (erweiterte) ist die Eingrenzung
mit einem Datenintervall.

Lassen wir die Frage, was man im Bibliotheksumfeld so alles zum Web 2.0 zählen 
kann, mal für einen Augenblick beseitige - ja, das scheint mir auch die m.E. 
aber falsch gezogene "Frontlinie" zu sein, denn im Blog konnte man sehr früh 
lesen:

"So sind wir zwar weiterhin überzeugt, dass der Verzicht auf eine 'Erweiterte 
Suche' möglich und sinnvoll ist, wollen aber versuchen, Ihnen noch vor 
Weihnachten einen Vorschlag für eine solche Erweiterte Suche anzubieten." [1]

Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, daß man auf eine "erweiterte Suche" 
verzichten sollte. Aber, ich würde nicht ausschließen wollen, daß man da auch 
anderer Ansicht sein kann. Interessieren würden mich die näheren Gründe für die 
jeweiligen Einschätzungen.

Vorberechnete Intervalle, die zur Eingrenzung
angeboten werden, sind manchmal in Ordnung, bei den Suchen nach
Medien aus einem Entstehungszeitraum aber meist zeitraubend und laestig.

Das ist z.B. ein gutes Beispiel pro "erweiterter Suche" und wird im Blog 
ebenfalls recht früh diskutiert. [2]

Als vor ein paar Jahren in dieser Liste ueber die damals von der UB Bielefeld
diskutierte Google-like-Loesung eines einzigen Suchschlitzes diskutiert
wurde, habe ich mich fuer die Feldsuche ausgesprochen. In der Zwischenzeit
suche ich aber ganz gern Google-like, und wenn ich feststelle, dass ich so
nichts finde, wechsle ich zur Feldsuche.

Und auch dies ist ein weiteres dafür. Warum ohne Not etwas weglassen, was hier 
und da durchaus hilfreich sein kann? Das eine schließt hier das andere eben 
gerade nicht aus.
 
Und Web 2.0 ist fuer mich weniger ein Facetten-Web, sondern ein
Mitmachweb. Eine Benutzerbeteiligung im Vorfeld gab es in Dresden nicht,
obwohl es nahegelegen haette, einen Prototyp neben dem alten System
testen zu lassen.

Das kann man so oder so beurteilen. Ich gehe davon aus, daß man in Dresden 
intensiv intern getestet hat, evtl. auch mit einer erweiterten Testgruppe. Aber 
wirklich schlau wird man oft erst, wenn man in einen breitflächigen Echtbetrieb 
geht. Keine schlechte Idee wäre es evtl. gewesen, den schnell im Blog 
verbreiteten Link zum "traditionellen OPAC" [3], der weiterhin zur Verfügung 
steht, auch auf den neuen Seiten als Alternative zu plazieren. Aber, wie die 
oben zitierte Aussage von Achim Bonte zeigt, war man in Dresden schlicht davon 
überzeugt, daß die "erweiterte Suche" in den Orkus der Bibliotheksgeschichte 
gehört.

Die Einführung neuer Systeme in zentralen Bereichen ist immer eine 
Herausforderung. Und hinterher denkt man häufig, daß man vielleicht doch noch 
ein paar Wochen mehr Zeit hätte reinstecken sollen, bevor man es in die Welt 
entläßt. Daß die SLUB mit dem nun massiv vorliegenden Nutzerfeedback nicht 
offen und konstruktiv umgeht, wird man kaum behaupten können. Folglich kann man 
weiterhin gespannt sein, wohin die Reise in Dresden gehen wird.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

[1] 
http://blog.slub-dresden.de/beitrag/2010/12/17/zum-start-der-neuen-systeme-der-zweite-tag/

[2] 
http://blog.slub-dresden.de/beitrag/2010/12/10/nur-noch-fuenf-mal-schlafen-neuer-katalog-und-neue-webseiten-starten-am-1512/#comment_1501

[3] http://webopac.slub-dresden.de/libero/WebOpac.cls?lang=DE

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