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Re: [InetBib] Bibliothek blockiert Wikileaks
- Date: Sat, 11 Dec 2010 19:24:09 +0100 (CET)
- From: "Eberhard R. Hilf" <hilf@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Bibliothek blockiert Wikileaks
On Sat, 11 Dec 2010, Lars Minat wrote:
Ihnen das Recht ab, fuer die Open-Access-Bewegung Wikileaks zu
beurteilen.
Herr Graf hat Recht, das /wir/ ist mir so rausgerutscht, und ich nehme es
natuerlich zurueck, es war meine eigene gewoehnliche Meinung in
offensichtlich abstossender Verpackung. Und er hat Recht: OA passt
hier argumentativ nicht rein.
Aber dafuer ist ja die Diskussion hier gut, um die Verpackung aufzuloesen
und den Kern klarer werden zu lassen:
- ok, wir sollten hier nur von oeffentlichen Bereichen reden, danke Herr
Bessler.
- und klar ist auch, wikileaks gibt das ganze ihm technisch zugespielte
Material frei, aus dem dann die investigativen Journalisten schoepfen, um
Skandale, staatliche Misswirtschaft, Korruption usf. aufzudecken.
Letzteres finde ich notwendig und gut. Gute Vorbilder sind da
/ ACTA, wo der Experte selbst genau die notwendigen Papiere in wikileaks
veroeffentlicht hat
/ watergate affair illegale Regierungsaktionen
/ Keith Murdoch: unfair treatment of Australian troops by the british
/ corruption in Queensland case
/ Spiegel case
/usf
immer sind es 'cases', in denen die Demokratie durch die Offenlegung von
Informationen gewinnt, und in denen die dazu notwendigen Informationen
geleakt werden. An der Wahrheit im case, der Aufdeckung etc. besteht ein
recht verstandenes oeffentliches Interesse.
Hier aber, bei dem gegenwaertigen Fall, liegen die Dinge anders: es
werden alle diplomatischen Informationen einer Nation oeffentlich gemacht,
weil dies technisch moeglich war, und die investigativen Journalisten
filtern dann Material fuer ihre cases heraus.
Bei diesem umgekehrten Verfahren nimmt Assange Kollateralschaeden in Kauf,
die er selbst nicht ueberblicken kann, und sich auch nicht die Muehe
macht (viell. bei dem Umfang auch nicht machen kann).
Klar wuerde ich mich freuen, wenn auch fuer andere Laender, e.g.
Deutschland Misstaende aufgedeckt wuerden, aber eben mit Materialien, die
dies belegen, und nicht auf dem umgekehrten Weg: den gesamten
diplomatischen Informationsverkehr nur fuer ein Land, wo man die
Materialien hat, offen zu legen, und dann das Material daraus zu fischen.
Aber dieser thread verirrt sich: die Frage war ja, wie sich oeffentliche
und wiss. Bibliotheken entscheiden, wenn der Staat ihnen den Zugriff ihrer
Kunden auf wikileaks neuestes Material verbieten will, fuer die
ACTA-Materialien gilt das sicher nicht. Etwas entsprechendes koennte ja
auch mal in DE passieren.
Da hoffe ich hier als Nicht/Bibliothekar auf eine klare profunde Antwort.
Eberhard R. Hilf \ja, genau der\
--
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