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Re: [InetBib] 7 Grundregeln für digitale Projekte



Genau da wäre eine Diskussion erforderlich!!

Wie wäre es mit einer Abstufung in den Anforderungen? Großprojekte 
sollten so sein, wie Herr Graf und viele mit ihm das beschreiben, keine 
Frage. Daneben gibt es aber auch noch andere Bedürfnisse. Warum tun wir 
eigentlich immer so, als ob _jedes _unserer Digitalisate für die 
Ewigkeit sein müßte? Offensichtlich sind die Metadaten-Freaks 
unsterblich und können dann auch auf ein Digitalisat ewig warten, wenn 
es nur hochauflösend und verschlagwortet ist. Ich möchte eigerntlich 
_forschen_ und nicht Metadaten lesen. Aber damit stehe ich vielleicht 
allein?

Warum mutet man der Wissenschaft zu, auf alles mögliche zu warten, weil 
die Anforderungen immer höher geschraubt werden? Bloß keinen deutschen 
Druck des 16. Jahrhunderts mehr digitalisieren, dafür gibt es doch schon 
ein DFG-Projekt. Aber wann kommt der Druck dran, den ich brauche? Wäre 
es da nicht sinnvoll, für die schnellen Bedürfnisse etwas herzustellen 
ohne den immer höher geschraubten Aufwand? Mir würde es reichen, wenn 
ich den Druck _lesen _kann, die Kettlinien des Papiers möchte ich nicht 
studieren und die Schattierungen der Stockflecken ehrlich gesagt auch 
nicht. Das bekomme ich jetzt aber nicht, wenn man die Anforderungen zu 
hoch schraubt. Was muß ich also tun? Ein sündiges Billig-Digitalisat 
oder einen Mikrofilm bestellen, es bloß nicht zugänglich machen, und 
mich schämen daß ich so niedrige Ansprüche habe? Oder Bibliotheksreisen 
zum Original unternehmen - alles nur damit die ehernen Prinzipien 
moderner Digitalisierung gewahrt werden?

Google beweist doch, daß "zum Verbrauch" bestimmte Digitalisate nicht 
viel kosten und schnell Nutzen stiften. Einen Druck nicht zu 
digitalisieren, weil er in x-Jahren in einem Super-Projekt mit allen 
Schikanen digitalisiert werden soll, heißt auch, uns allen diese 
Wartezeit zuzumuten (ich bin 50 und habe immer weniger Zeit, Nutzen aus 
den Super-Projekten zu ziehen).

Außerdem werden die Anforderungen allmählich so hoch, daß nur noch ein 
bestimmter Kreis von Anbietern im Geschäft bleiben kann - zufällig jener 
Kreis, der in den Gremien vertreten ist, die die Richtlinien festlegen. 
(Daß ausgerechnet Klaus Graf für diesen Inner Circle kämpft, ist 
allerdings verwunderlich.) Wenn also die genannten Punkte ohne wenn und 
aber die ultima ratio sind, werde ich wohl darauf verzichten müssen, 
Digitalisate im Web anzubieten, ich es nicht mehr und - ich habe als 
Wissenschaftler besseres zu tun als formal korrekte Metadaten nach einem 
immer üppiger werdenden Regelwerk einzutippen. Ich habe einige sinnvolle 
Sachen erst gar nicht bei der DFG beantragt, weil ich die Auflagen ahne, 
die dann kommen. Das Bessere ist der Feind des Guten.

Dankenswerterweise hält sich die böse Krake Google nicht daran und mit 
dem dortigen Material habe ich für die nächsten Jahrzehnte ja schon noch 
einiges zu tun.

Ciao
Arno Mentzel-Reuters

P.S.: Die beste Bibliographie der Welt, der "Deutsche Gesamtkatalog", 
scheiterte beim Lemma "Beethordnung", also kurz vor dem Buchstaben "Z".

m 29.04.2010 20:38, schrieb Mathias Schindler:
2010/4/29 Klaus Graf<klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>:
   
Mit der Bitte um Diskussion:

( http://archiv.twoday.net/stories/6315225/ )

     
Lieber Klaus Graf,

die Bitte um Diskussion muss ich insofern enttäuschen, als dass ich
hier nichts sehe, das in irgendeiner weise kontrovers sein sollte. Die
sieben Punkte sind sinnvoll, ergänzen sich und es gibt Projekte, die
es mit moderatem Aufwand schaffen, diese Punkte einzuhalten.

Mein einziger Hinweis wäre, dass ich eine Grundregel 3a aufnehmen
würde: Wenn keine Metadaten vorhanden sind oder nur grottenschlechte,
nicht mit der Veröffentlichung mit dem Argument zögern, in Zukunft
könnte es irgendwann besser werden. Meine geschätzten Kollegen bei
Europeana benutzen dieses Argument schon viel zu lange, um ihren
Katalog an Metadaten (mehr haben sie ja nicht...) geschlossen zu
halten.

Mathias

   

-- 
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