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Re: [InetBib] Wikipedia als Goldesel?



Der ursprüngliche Punkt von Herrn Gebauer, dem ich für den Hinweis
danken möchte, bleibt doch aber, auf die Gefahr hin, bereits gestellte
Fragen dreist verändert zu wiederholen (Wohnsitz leider nicht
Mauritius, aber immerhin nahe einer anderen, z.Zt. etwas vereisten,
Küste): sollten - oder müssen? - Bibliotheken solche Bücher führen und
wenn ja, in welchem Rahmen? Kann man öffentliche Gelder evtl. besser
ausgeben?

In wie weit, für wen und in welcher Form kann/ sollte sowas
Pflichtexemplar sein? Wann nicht? Wie würde das festgestellt werden?
Evtl. gäbe es hier Regelungsbedarf.

Diese Art von Publikationen wäre, wo "am öffentlichen Geld
orientiert", vielleicht eher ein Testballon, ob das klappt, und
ansonsten, mit Verlaub, Abzocke - ich denke an Wissenschaftler, Assis,
Fachreferenten, die einfach nicht die Zeit haben, bei jedem fachlich
relevanten Titel abzuprüfen, ob nun diese Information auch im Netz
frei verfügbar ist, und halte das Verfahren für unseriös, nicht
explizit auf etwas, das wohl als parallel exisitierende freie
E-Publikation bezeichnet werden kann, zu verweisen - aber man kennt ja
irgendwann seine üblichen Verdächtigen.
Mauritius, fürwahr. Gut zum Tauchen. Mir tun ja nur die Bäume leid. 30
Leute sollen da für VDM tätig sein? Wär da vielleicht noch ein
Plätzchen frei...??

In Print-On-Demand-Form mag eine solche Quellensammlung durchaus ihre
Reize haben.
In jedem Falle wäre es, wo die Haltung unvermeidlich ist,
bibliotheksseitig sicher kundenfreundlich, auf den Umstand aufmerksam
zu machen - vielleicht mit Einklebern im Buch? Vielleicht mit einem
Hinweis, dass der aktuelle Sachstand sich verändert haben könnte?

Es gibt, nebenbei bemerkt, genügend Software-"Hilfsbücher", die nicht
wesentlich besser sind. Sie verkaufen sich aber, es sind eben Bücher -
immer gut für Menschen, die keinen Drucker haben oder einfach Bücher
lieber mögen als lose Blätter - ein größeres Vertrauen in den
Sachbuchmarkt haben als in ihre eigenen Recherchen... oder keine Zeit
und Lust zu solchen.
Es scheint aber, dass diese Art Buch als zitable Quelle eher sogar
unzuverlässiger ist als das Internet. Schon das Autoren-Kollektiv, das
die Erschließung obskur macht...

Wieso wäre so ein Wikipedia-Auszug in gedruckter Form möglicherweise
zitabel, die eigentliche Quelle mit URL aber nicht?
Wobei das ja bereits passiert und anscheinend nicht wirklich problematisch ist?
Kann es sogar sinnvoll sein, einen bestimmten Stand einer
Internet-Seite/ eines Inhalts in fixer Form vorliegen zu haben /
nachweisen zu können? (Was aber wiederum mit einer
Print-On_Demand-Ausgabeder relevanten Stellen zu lösen wäre.)

Ein Teil des Problems ist das Ausufern der (minimalen) Veränderungen,
die beliebige verlustfreie Kopierbarkeit...
http://www.youtube.com/watch?v=zjaHOme5VHo&feature=youtube_gdata (hüstel)

Wieso ist es anscheinend in jeder Weise i.O., dass Public Domain-Texte
von Verlagen zu Gewinnzwecken dupliziert werden, während umgekehrt,
der legalesischen Logik nach, das strafbar ist?
Da würde mich, wie Herrn Gebauer, wirklich interessieren, ob, und
falls ja, was der Börsenverein u.a. dazu sagen.
Es könnte durchaus notwendig sein, den Spieß ein bisschen umzudrehen.

Tut mir leid, wenn einige von diesen Fragen etwas suggestiv
rüberkommen sollten ;-)

Einer der vielen Neben-Kriegsschauplätze der Veränderungen, die den
Gesetzgeber insgesamt durchaus fordern.

Mitternächtliche Grüße an die Liste-

Silke Ecks

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2010/2/17 Hans Dieter Gebauer <HansDieter.Gebauer@xxxxxxxxxxxxxxx>:
Liebe Liste,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

vielleicht für alle, die mit Buchauswahl und Erwerbung zu tun haben und
es noch nicht wissen, eine nützliche Information:

Der VDM Verlag Dr. Müller in Saarbrücken (der vielen von uns sicher aus
der täglichen Arbeit bekannt ist) bzw. die damit verbundene VDM-Gruppe
hat mehrere neue Verlagsmarken gegründet, teils mit Sitz in Mauritius.

Neu (für mich) ist das Konzept einiger dieser Neugründungen (Alphascript
Publishing, FastBook und Betascript): Hier werden teils die aus dem
Internet herauskopierten Seiten der englischen Wikipedia als Buch angeboten.

Es gibt inzwischen schon eine Flut von Titeln (siehe: amazon, engl.
Bücher), die auch teilweise Eingang in unsere Bibliotheken gefunden
haben, wie man bei einer Recherche im KVK mit den Verlagsnamen sehen kann.

Wer sich die Titelaufnahmen zu „Law of the People's Republic of China“
„Legal history of China” oder „Judicial system of the People's Republic
of China“ ansieht, erkennt an den Untertiteln die entsprechenden
Wikipedia-Artikel, außerdem, dass dieselben Inhalte offenbar mehrfach
verwertet werden.

Die Preise liegen i.d.R. gut über 30 Euro, sind also wohl eher am
öffentlichen Geld orientiert.

Es gibt viele Fragen in diesem Zusammenhang, die sich jeder selbst
beantworten mag:
Brauchen wir solche Titel in der Bibliothek? Werden sie als gedrucktes
Buch plötzlich ‚zitierfähig‘ werden? Gibt es von denen, die sich mit
Copyrightfragen befassen, dazu eine öffentlich geäußerte Meinung (oder
auch vom Börsenverein)?

Ein anderer Kommentar dazu:
http://ms-studio.net/blog/the-wikipedia-ecosystem-expands/


HD Gebauer, ULB Bonn

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Dr. Hans Dieter Gebauer
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
Postfach 2460, 53014 Bonn
Tel. 0228/73 73 51      Fax: 0228 / 73 75 46
E-Mail: HansDieter.Gebauer@xxxxxxxxxxxxxxx
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