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Re: [InetBib] Bundestag: Petition zu Open Access



Hallo liebe Liste,
der Petitionstext mutet zwar auf den ersten Blick - durch den Bezug auf Bürger, Allgemeinheit - sehr generös an, weil wir schon wissen, wo da die Einschränkungen anzusiedeln wären... aber es ist doch auch klar: je differenzierter, desto schwerer. Ich glaube, der Verfasser hat hier eine praktische Vorgehensweise im Sinn. Es ist ein Schritt, für die Sache OA die Aufmerksamkeit beim Adressaten aufrechtzuerhalten, nicht der komplette Weg. Befrachtet man so einen Schritt gleich mit allen, wenn auch zu bedenkenden Schwierigkeiten, wird er 1. nicht gemacht und 2. nicht gesehen. Es darf aber keinesfalls sein, dass das Thema "nachwahlig", wenn alle Posten verteilt sind und alle wieder "ihre" Wege gehen, keine Rolle mehr spielt und hier nur noch - mit Verlaub gemeint - die Lobby-Vertreter Gehör finden. Da ist gerade das Reizwort "öffentlicher Zugang" das richtige Mittel, um auf die zu garantierenden Zugriffe durch die scientific community hinzuweisen. Abgesehen davon ist letztlich wirklich die Allgemeinheit betroffen, wenn ein Staat seine Regelungskompetenzen im Bereich Informations-Infrastruktur langsam aber sicher abtritt... und volkswirtschaftliche und kulturelle Schäden in Sachen Bildung und Wissenschaft die Folge sind. ....aus Zeitmangel keine Diskussion über Hoheitlichkeit, Infrakstrukur und all das schöne rechtliche Gedöns

MfG
A. Kustos

Müller, Harald schrieb:
Lieber Herr Ulmer!

Ich weiß absolut nichts über den Verfasser der Petition. Ich hätte den Text
etwas anders formuliert. Aber in der Sache hat er recht. Deshalb unterstütze ich
ihn.

Leider ist mir vollkommen neu, daß ich zu Gesagtem nicht stehe. Könnten Sie
bitte mal konkreter werden? MfG
--
Dr. Harald Müller
Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht /
Bibliothek
Max Planck Institute for Comparative Public Law
and International Law / Library
Im Neuenheimer Feld 535; D-69120 Heidelberg
Phone: +49 6221 482 219; Fax: +49 6221 482 593
Mail: hmueller@xxxxxxx

-----Original Message-----
From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Matthias Ulmer
Sent: Tuesday, November 10, 2009 2:45 PM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: Re: [InetBib] Bundestag: Petition zu Open Access

Lieber Herr Müller,

ich habe Sie nicht als Verfasser sondern als Unterzeichner der Petition gefragt. Ich dachte, dass Sie nur etwas unterzeichnen, hinter dem Sie auch stehen. Aber jetzt hat bereits Herr Kuhlen geantwortet, dass die Petition nur heißen soll: wir finden OA wichtig und bitten um Unterstützung. Auf den Text selbst soll man nicht so genau schauen. Gut, da hab ich wieder etwas gelernt.

Mir ging es ja überhaupt nicht um OA, dass Sie das unterstützen und ich OA gut finde, das ist ja bekannt. Ich wollte nur wissen, ob die formulierte Petition tatsächlich die Lösung sein soll.

Übrigens kann ich SIe beruhigen: ich spreche gerne und jederzeit mit Ihnen. Und es ist falsch, dass ich ein Problem damit habe, dass Sie anderer Meinung sind. Das macht doch den Spass erst aus. Dagegen finde ich Verhandlungen oder zielführende Gespräche mit Ihnen nicht sinnvoll. Weil Sie zu dem Gesagten nicht stehen. Und man sich die Zeit dann sparen kann.

Herzliche Grüße
Matthias Ulmer

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Geschäftsführer: Matthias Ulmer




Am 10.11.2009 um 14:25 schrieb Müller, Harald:

Lieber Herr Ulmer!

Vielen Dank für Ihre Reaktion auf meine Mail, mit der ich auf die Tatsache dieser Petition hingewiesen habe. Ich bin NICHT Verfasser der Petition, kann
also zu ihrem Inhalt nur begrenzt Stellung nehmen.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen unterstützt Open Access. Ich
persönlich halte diese Meinung aufgrund langjähriger Tätigkeit im
Wissenschftsbetrieb für richtig.

Ich bin jederzeit gerne bereit, mit Ihnen, lieber Herr Ulmer, oder mit anderen Verlagsexperten über die praktischen Möglichkeiten der Verwirklichung des Anliegens der Wissenschaft und über die stetig wachsende Unzufriedenheit mit dem herkömmlichen wissenschaftlichen Verlagswesen zu diskutieren. Auch vor einer breiten Öffentlichkeit; noch besser vor den Mitgliedern des Rechtsausschusses des Bundestages. Einige der von Ihnen angesprochenen Punkte müssen ausführlich
"sine ira et studio" diskutiert werde.

Leider höre ich ab und zu Gerüchte, Verleger wollten mit Leuten wie mir nicht
mehr sprechen, weil wir eine andere Meinung haben. Tz, tz, tz.

Mit freundlichen Grüßen

--
Dr. Harald Müller

Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht /
Bibliothek
Max Planck Institute for Comparative Public Law
and International Law / Library
Im Neuenheimer Feld 535; D-69120 Heidelberg
Phone: +49 6221 482 219; Fax: +49 6221 482 593
Mail: hmueller@xxxxxxx

-----Original Message-----
From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Matthias Ulmer
Sent: Tuesday, November 10, 2009 1:11 PM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: Re: [InetBib] Bundestag: Petition zu Open Access

Lieber Herr Müller,

unabhängig davon, dass eine Petition rechtlich keine Wirkung hat, ist
es ein interessantes Gedankenspiel, was wäre, wenn der Wortlaut der
Petition tatsächlich Realität würde. Da Sie die Petition mit tragen,
können SIe mir das vielleicht beantworten:

Das "müssen" hätte doch für eine Institution wie Ihre erhebliche
finanzielle Folgen. Sie müssten sämtliche Veröffentlichungen von
Mitarbeitern Ihres Instituts sofort bei Veröffentlichung - egal wo
und in welcher Stückzahl - für alle Bundesbürger zugänglich machen.

Das müsste sich dann ehrlicherweise auch auf alles beziehen, was
bisher nur in Intranets veröffentlicht wird. Das Institut wird so für
die Öffentlichkeit gläsern.

Und eigentlich muss das dann auch für Lehrbücher gelten?

Problematisch wären wohl Publikationen, bei denen die Verfasser
teilweise öffentlich bestallt, teilweise aus der Wirtschaft  kommen.
Wie lösen Sie das?

Und gleiches gilt bei Publikationen, die deutsche öffentliche
Wissenschaftler gemeinsam mit internationalen machen.

Oder was ist mit  Publikationen deutscher Wissenschaftler bei
internationalen Zeitschriften?

Und eigentlich muss das auch für Übersetzungen gelten, also wenn
deutsche öffentliche Wissenschaftler irgend etwas übersetzen, dann
müsste das auch öffentlich zugänglich sein?

Auf den ersten Blick sieht es für mich so aus, als ob damit der
deutsche Wissenschaftsmarkt vom internationalen abgekoppelt würde,
weil vermutlich Publikationen von deutschen Wissenschaftlern in
internationalen Zeitschriften kaum mehr angenommen würden und auch
gemeinsame Forschungsteams nicht mehr gemeinsam publizieren würden.
Auf dem Lehrbuchmarkt würden Lehrbücher zum größten Teil wohl weg
fallen, teilweise würde man noch stärker  als heute  auf
amerikanische zurück greifen.

Es würde mich freuen, wenn SIe mir dazu Erläuterungen geben könnten.

Herzliche Grüße
Matthias Ulmer



Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass wissenschaftliche
Publikationen,
die aus öffentlich geförderter Forschung hervorgehen, allen Bürgern
kostenfrei
zugänglich sein müssen. Institutionen, die staatliche
Forschungsgelder autonom
verwalten, soll der Bundestag auffordern, entsprechende
Vorschriften zu erlassen
und die technischen Voraussetzungen zu schaffen.
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http://www.inetbib.de

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