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Re: [InetBib] Offene Schnittstellen für die Vernetzung von Bibliotheken - wer kann so etwas durchsetzen?



Christoph Müller schrieb:

Die Alternative dazu ist die Definition von 
Schnittstellen für die Vernetzung von Bibliotheken. Dann könnte die 
Empfehlung lauten: Achten Sie darauf, dass die Software den 
Vernetzungs-Standard Xy unterstützt.

Es gibt nicht EINEN Standard. Den möchte hoffentlich auch niemand haben...
Es gibt schon allerlei im Bibliothekswesen gebräuchliche technische 
Standards für verschiedene Aufgaben: z.B. Retrievalschnittstellen wie 
SRU/SRW, Datenaustauschstandards wie OAI, Klassiker wie Z39.50, die ihre 
volle Pracht nie entfaltet haben, proprietäre Protokolle wie SLNP, 
Datenformate wie MAB2, MARC21 (plus XML-Darstellungen davon), diverse 
Dublin Core APs, ..., zunehemend glücklicherweise auch allgemeinere 
Standards, die außerhalb des Bibliothekswesens gebräuchlich sind, wie 
Shibboleth bzw. SAML, unAPI, Atom, RSS usw.

Wie können wir zu einem solchen Standard kommen? (Von den 
Software-Anbietern ist das nicht zu erwarten, da offene Schnittstellen 
für Marktführer nachteilig sind.) 

Nicht unbedingt. Der Markt bei Bibliothekssystemen mag recht statisch 
und aufgeteilt sein. Wie kann man da also noch neue Kunden gewinnen? Man 
bietet ihnen "Zurüstteile" oder einzelne Module zu ihren vorhandenen 
Systemen an (z.B. so genannte Discovery Interfaces). Und die müssen ja 
auch irgendwie mit der bestehenden Infrastruktur Daten austauschen. Also 
müssten (offene?) Schnittstellen auch im Interesse der Platzhirsche 
sein, oder? Daneben gibt es allerlei Open Source Projekte, die über eine 
offenere Architektur der klassischen Bibliothekssysteme glücklich wären.
Da werden derzeit mehrfach auf unterschiedliche Weise, immer aber mit 
nicht unerheblichem Aufwand, die gleichen Probleme gelöst: Wie bekomme 
ich den Ausleihstatus aus dem Ausleihsystem? Wie kann ich Benutzer gegen 
die Benutzerverwaltung authentifizieren? Wie bekomme ich Updates der 
Metadaten?
Es gibt verschiedene Initiativen, die zumindest Teile dieser 
Schnittstellenproblematik auf unterschiedlichen Ebenen adressieren, z.B.
- auf recht allgemeine Art unter Nutzung bestehender Standards und für 
Discovery Interfaces die Empfehlung der ILS Discovery Interfaces Task 
Force der DLF (http://www.diglib.org/architectures/ilsdi/) oder
- ganz konkret technisch (als Open Source Projekt und eher auf 
"Webstandards" basierend) Ross Singers Jangle (http://jangle.org/) oder
- erstmal durch Grundlagenarbeit (was brauchen wir?) und aufs "Backend" 
fixiert das OLE Project: http://oleproject.org/ oder
- für ganz spezielle Anwendungsfälle (Verfügbarkeit), z.B. DAIA von den 
Kollegen Jakob Voß, Uwe Reh und dem Hamburger Beluga-Team: 
http://www.gbv.de/wikis/cls/Verf%C3%BCgbarkeitsrecherche_mit_DAIA
- ...
Wir brauchen also eher keine eigene Arbeitsgruppe im deutschen 
Bibliothekswesen, die einen eigenen Vernetzungsstandard für 
Bibliothekssysteme entwickelt. Es macht aber Sinn, sich mit dem, was da 
passiert, zu beschäftigen und es bei anstehenden Softwareentscheidungen 
im Kopf zu haben. Einfach auch, weil offenere Schnittstellen Grundlage 
für innovativere Anwendungen sein könnten...

Welche beratende Instanz im 
Bibliothekswesen wäre geeignet, einen solchen offenen Standard 
durchzusetzen?

Durchsetzen sollte das der Markt. Also insbesondere die Kundschaft, die 
sowas verlangt.

Viele Grüße,
Till Kinstler

-- 
Till Kinstler
Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG)
Platz der Göttinger Sieben 1, D 37073 Göttingen
kinstler@xxxxxx, +49 (0) 551 39-13431, http://www.gbv.de

-- 
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