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Re: [InetBib] R: Koelner Katastrophe



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Herr Dietze,

- - Wen werden im Falle des Komplettausfalls allen Stroms die historischen
Kulturgüter interessieren?

Jeden, den auch heute die Überlieferungen vergangener
Jahrhunderte/-tausende/-millionen interessieren würden. Das Interesse an

der tiefere Grund meiner Aussage ist doch ein anderer als die
buchstäbliche Frage nach dem Interesse (ich hätte es ja auch!): Was
immer eine Situation herbeigeführt haben wird, in der unsere
Zivilisation wesentlicher Grundlagen (Versorgung, Transport etc) beraubt
sein wird, wird Verwerfungen anderer Art mit sich bringen, welche mit
Kulturgütern das anstellen, was die Geschichte immer getan hat:
willkürliche Selektion. Einige (beliebige) Kulturgüter werden überleben,
andere werden verschwinden, andere verschüttet, um wiedergefunden zu
werden. Und ob die Materialien, um die wir uns heute besonders bemühen
unter den Erhaltenen sein werden, kann keiner sagen. Wer sagt, dass
gerade der Barbarastollen "erhalten" und begehbar bleibt? Liegen die
Nachweise der Inhalte der Fässer in anderer als in elektronischer Form vor?

Was Menschen für "langzeitsicher" halten und wie planvoll sie mit
komplexen Systemen umgehen, erlebe ich gerade vor der Haustüre in der Asse.

- - Hat die Elektrizität unser Leben nicht bereits in einer Weise
verändert, hinter die wir nicht mehr zurück können? Wie wird man z.B.
die Mikrofilme lesen, wenn kein Strom mehr da ist?

Das ist ein recht simples Unterfangen, denn auf die Gesetzmäßigkeiten
der Optik stößt der vernunftbegabte Mensch recht schnell; ein
Vergrößerungsglas kann also als existent vorausgesetzt werden.

Wohlfeil, aber was wird aus dem langzeitsicheren Mikrofilm, der vor
allem dann langzeitsicher ist, wenn er unbenutzt bei klimatisch stabilen
Bedingungen im Stollen liegt? Wenn der Film mit den analogen
Hilfsmitteln benutzt wird, wieviele solcher Benutzungsvorgänge hält er
aus, ohne Schaden zu nehmen?

Nur um das noch einmal zu betonen: Ich bin nicht überzeugt von dem
unbedingten Vorrang der elektronischen vor den analogen Medien. Je mehr
Formen wir haben, desto wahrscheinlicher ist das Überleben irgendeiner
davon. Allerdings scheinen mir bestimmte Vorteile der elektronischen
evident zu sein, vor allem in Hinblick auf die Zugänglichkeit.

Beste Grüße,
Torsten Schaßan

- --
Torsten Schassan
Herzog August Bibliothek, Postfach 1364, D-38299 Wolfenbuettel
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