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Re: [InetBib] Einsatz von Open Source Bibliothekssystemen in Deutschen Bibliotheken



On Tue, 09 Dec 2008 12:04:35 +0100, Jakob Voss wrote:

Guten Tag Herr Voss, 

<cit>Annekathrin Genest schrieb:
<cit>>> Allegro-C ist ja leider nicht Open Source
<cit> >
<cit>> Allegro-C erfüllt eigentlich alle Kriterien der Definition der
Open
<cit>> Source Initiative.
<cit>
<cit>Die Situation von Allegro-C würde ich als tragisch bezeichnen: das

<cit>System war lange modern und einfach, so dass es sich einer großen 
<cit>Verbreitung erfreut. Hätte Allegro-C vor spätestens 5-10 Jahren 
<cit>konsequent den Weg der offenen Entwicklung als Open-Source 
<cit>eingeschlagen, wäre es vielleicht das geworden was Evergreen und
Koha 
<cit>nun sind. Bei aller Sympathie kann ich es inzwischen aber nur noch
als 
<cit>technologische Sackgasse bezeichnen, in die kein
Open-Source-Entwickler 
<cit>freiwillig Zeit investieren wird.

ich erlaube mir darauf zu antworten...
[bitte beachten Sie -verehrter Mitleser- daß ich natürlich zu den
glühendsten Verehrern und Nutzern von allegro-C gehöre; s.a. den
Footer]


was ist daran tragisch, das allegro-C nicht OpenSource ist? Nichts!
Es ist eine Software, die zu einem äußerst niedrigen Preis zu erwerben
ist; wer sich damit dann eingehendst(!) beschäftigt, wird das System
"modern" finden. Aber es auch als nicht "einfach" [emp]finden. Seine
Modernität wird durch alle Aspekte einer heutigen Bibl.-Software
bewiesen.


Was wäre wenn? Wenn es OpenSource wäre? 
Ich kann hier in aller Kürze nicht die verschiedensten Aspekte
herausarbeiten, aber mir ist einer seit einiger Zeit am Wichtigsten:
Die Kontinuität der Programmentwicklung. 
Wäre es OpenSource, hätten wir ein(?) halbes Dutzend
Entwicklungslinien, und es wäre in kürzester Zeit -zukünftig-
"kaputtprogrammiert". 
(man sehe in die Vergangenheit: allegro-C aus Braunschweig und
allegroOEB-Win aus Lüneburg; das sind zwei Entwicklungslinien, die
nicht(!) mehr zusammenzuführen sind. Gemeinsamkeiten habe ich z.B. nur
in den "allertiefsten" Datenbankstrukturen entdeckt. Das Drama hat
angefangen mit aLF.....) Das spricht für mich gegen die Verwandlung von
allegro-C in OpenSource. [ich lasse mich gerne vom Gegenteil
überzeugen!]. Und bitte: wir reden hier von der dienstältesten
deutschen Software, die seit 28 Jahren am Markt ist. Sie hat teure und
sehr teure Konkurrenten untergehen sehen und das ist keineswegs
tragisch. Oder?


Als (nur annähernd) "tragisch" könnte man bezeichnen:
allegro-C hat schon lange keine Öffentlichkeitsarbeit betrieben. 
allegro-C geht nicht auf Messen, um sich zu zeigen: "Was gibt es
Neues?", ein Käffchen für den Benutzer, der seine Sorgen und Anregungen
loswerden will usw usw.
[allegronet.de scheint diese Aufgabe übernommen zu haben...]






zum Schlusse noch:

<cit>>> Allegro-C ist ja leider nicht Open Source
<cit> >
<cit>> Allegro-C erfüllt eigentlich alle Kriterien der Definition der
Open
<cit>> Source Initiative.

Warum dieser Gedanke? Abgesehen davon, daß allegro-C Geld kostet, kann
ich damit machen, was ich will, daran herumdrehen, schrauben, anlöten
usw usw. Nur an den Source-Code komme ich nicht ran, der Weg zu den
kompilierten exe's ist mir versperrt. Darf ich ein Beispiel
heranziehen, das mir gerade einfällt? Die Betriebssystem von Microssoft
verhalten sich sehr ähnlich.. [bitte mich jetzt nicht
auseinandernehmen: MS-Cdroms darf ich nicht kopieren, illegal verkaufen
etc etc] Also: was habe ich als Bibliothek davon, daß allegro-C zu
OpenSource wird?


Da mir dazu keine recht befriedigende Antwort einfällt, frage ich mich:
Vielleicht es einfach nur "modern" immer an OpenSource denken? Alles
muß OpenSource sein? ich erinnere mich 10-20 Jahre zurück:
PublicDomain, Shareware, Freeware. OpenSource ist nichts anderes.
Netzwerkadministratoren hatten früher vielfach die Ansicht:
PublicDomain(und Co) ist PfuiBähBäh! Taugt nix. Das fand ich schon
damals lustig. Und heute: da pilgern die Herrschaften zu
OpenSource-Kongressen (man erinnere sich an die Anzeigen in den
aktuellen ct's: "Open Source Meets Business 2009 - und Sie sind dabei!"
und weiter: "Das wichtigste Open-Source-Event für CIO's, CTO's und
IT-Entscheider!"....). Meine Assozationskette:
PublicDomain=PfuiBähBäh=OpenSource=früher=heute.... Für viele Mitleser
mag das alles zu vereinfacht sein, aber in der Einfachheit liegt die
(meine?) Wahrheit. Und dann fallen mir noch Kaiser's neue Kleider
ein.... Der bibliothekarische "Hype" zu Web2 ist doch genau
dasselbe....


Mir ist das egal, ob die Software Geld kostet oder ob sie PublicDomain
ist. Sie muß ihren Job erfüllen. Wie lange? DAS ist das Problem. In der
Computerei haben wir einen totalen "Umwälz"effekt: alle 5-10 Jahre
orientieren wir uns neu. Wir müssen! Gedankenpfeil an die Leute, die
die Computer aufstellen und sich darum kümmern: wie oft geht IHR in die
Bibliothek und baut auf/ersetzt/"dated_up" ???? ZU OFT! Hier gilt es
anzusetzen: Wie oft ändert die nicht-allegro-Software Ihre Strukturen.
Sie muß die Strukturen ändern, weil Redmont es vorschreibt! Plötzlich
kommt DOT.net ins Spiel. Plötzlich wird die alte Software nicht mehr
unterstützt. Plötzlich muß neue Hardware gekauft werden, weil die neue
Software nicht mehr kompatibel ist (oder war es umgekehrt?). 
und allegro-C? Ja, diese Software ist nun wirklich tragisch!!!!!
PfuiBähBäh! Sie ändert einfach nicht ihre Strukturen. Sie läuft auf
alten Rechnersystemen. Man gebe mir ein auf 386'er- und
486'er-Maschinen basierendes Netzwerk, und binnen kürzester Zeit kommt
da ein System mit TA/Erwerbung/Ausleihe/Paralleldatenbanken rauf, und
zwar für 200.000 Datensätze (es können auch weniger sein, dadurch wird
es nicht noch schneller; es können auch wesentlich mehr sein, dadurch
wird es hoffentlich nicht langsamer). Ach, das kann man sich nicht
vorstellen? Oooh, die Stadtbibliothek Kreuzberg hatte sowas, und die
Zweigstellen wurden durch ein Adidas-Netz mitversorgt. Und ich kann
mich erinnern, daß der BaC (berliner allegro-Katalog auf CDROM mit
seinen Millionen von Bestandsnachweisen auf einem 486'er erzeugt
wurde..... Wolfgang Grein wird es genau wissen....).... Nein, es ist
keine Rückbesinnung in die gute alte Zeit. Ich wollte damit nur die
(Quer-)Beziehungen aufzeigen....; ein Länzchen brechen, na: für wen
wohl?



Viele Grüße und die besten Wünsche für die Vorweihnachtszeit und
später....
Ihr Klaus Lehmann




PS: wer immer noch weiterdenken möchte: der schaue sich mal seinen
bibliotheksetat ganz genau an.  wieviel geld wird für "Bücher"
ausgegeben. und wieviel für personal? und wieviel für "edv" (bitte die
erstanschaffungen nicht vergessen). Bei den öb's in berlin kam ich
schon sehr früh (vor 10 jahren) auf das verhältnis 1:8. und heute?
nein, das kann man so nicht werten? doch, man kann: ich kann!

-- 
Klaus Lehmann
eMail:  allegronet@xxxxxxxxxxx
phone:  03528-452 807(fax 809); mobil 0171-953 7843
adress: allegronet.de Klaus Lehmann
D-01454 Radeberg; Kleinwolmsdorfer Str. 37
Mitglied: Gewerbeverein und IHK Dresden seit 2005
http://allegronet.de + http://allegronetCMS.de

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