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Re: [InetBib] Bibliometrische Erfahrung gesucht
- Date: Thu, 13 Nov 2008 22:15:51 +0100
- From: Walther Umstaetter <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Bibliometrische Erfahrung gesucht
Ich denke, dass die Aussage in dieser Form nicht verfizierbar ist. Was
vermutlich dahinter steckt ist aber ein richtiger Kern.
Wenn wir davon ausgehen, dass rund hundert Millionen Wissenschaftler
weltweit taetig sind, die pro Jahr etwa 100 Mio. Artikel schreiben,
dann kann jeder einzelne Wissenschaftler, der etwa 10.000
Publikationen jaehrlich ueberfliegt,
nur ein sehr eingeschraenktes Fachgebiet im Auge behalten. Wirklich
lesen (studieren) tut er von den 10.000 Publikationen
ohnehin nur etwa 1%. Diese Verhaeltnisse ergeben sich teilweise auch
daraus, dass ein druchschnittlicher Wissenschaftler
etwa zwanzig Prozent seiner Arbeitszeit fuer das Literaturstudium
aufbringt. Da wir aus Zitationsanlysen wissen,
dass die Nutzung der Literatur einem sog. power law folgt, werden
einige Publikationen tausendfach gelesen und andere fast gar nicht.
Auf lange Sicht gibt es trotzdem relativ wenig "uncited literature".
Womit noch nichts ueber die Qualitaet gesagt ist.
Die naechste Frage ist, was ist "frisch erschienen". Auch wenn die
neuste Literatur mit einer Halbewertszeit
von etwa einer Woche erstmals zur Kenntnis genommen wird, erfordert es
eher eine Halbwertszeit von 5 Monaten,
dass sie auch wirklich gelese wird. Erst danach kommt es ueber das
Zitierverhalten zu einer noch intensiveren Nutzung
mit einer Halbwertszeit von 5 Jahren. (http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/pub18.html
)
Dass die alte Gewohnheit der Verschickung von Sonderdrucken sehr
sinnvoll war, und den Vorteil hatte,
dass sich die Empfaenger verpflichtet fuehlten, solche Zusendungen
auch wirklich zu lesen ist sicher richtig.
Aber seit es Kopierer gibt ist dieser Usus weitgehend ausgestorben.
Darueber hinaus empfinden es heute immer mehr Empfaenger
eher als zusaetzliche Belastung, wenn sie Links (wie Reklame) von
anderen Autoren erhalten, deren Inhalt sie lesen sollen.
Dass aber die Wahrscheinlichkeit gelesen zu werden mit der
"Accessibility"zunimmt, steht sicher ausser Frage.
Das belegt ja auch der Impact Factor. Insofern ist es auch wichtig, in
welcher Zeitschrift publiziert wird, um gelesen zu werden.
MfG
W. Umstaetter
On Thu, 13 Nov 2008 11:49:36 +0100, hher <hans-joachim.hermes@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
> wrote:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Prof. Hans GOEBL. Universität
Salzburg - Fachbereich Romanistik, Lehrstuhl für französische und
italienische Sprachwissenschaft, stellte mir knifflige bibliometrische
Fragen, die ich Ihnen sehr gern weiterreiche: "Ich habe einmal in
einer Diskussion gehört, daß es Messungen gebe, denen zufolge ein x-
beliebiger Aufsatz (frisch erschienen) in einem gängigen Journal einer
Disziplin nur eine relativ kleine Anzahl von Lesern findet (deutlich
unter 10), während derselbe Text als persönlich verschickter
Sonderdruck eine größere Anzahl an Lesern findet. Was ich bislang
nicht gefunden habe, ist jene bibliometrische Fachliteratur, wo man
solche Untersuchungen nachlesen kann. Können Sie mir diesbezüglich
weiterhelfen?" Hans.Goebl@xxxxxxxxx Wir hoffen auf recht viele
Äußerungen! Dank im voraus HJH -- Dr. Hans-Joachim Hermes Anglistische
Literaturwissenschaft Reichenhainer Str. 41 09126 Chemnitz Tel.
0371-531-34471 mobil 0172-3714149 Fax 0371-531-834471 hher@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
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