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Re: [InetBib] Bibliometrische Erfahrung gesucht
- Date: Mon, 17 Nov 2008 09:44:39 +0100
- From: Rainer Kuhlen <rk_iw@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Bibliometrische Erfahrung gesucht
Lieber Herr Umstaetter
das sind doch recht unsichere Zahlen. Man geht von etwas 25.000
wichtigeren Zeitschriften aus. Selbst wenn man die Proceedings von
Konferenzen u.ä. dazu rechnen würde (was Sinn macht), dann kommt man
kaum auf mehr als 2.5 Mio - übrigens eine Zahl, von der auch Steven
Harnad als Potenzial für den OA-Green-Ansatz ausgeht. Ich möchte auch
deshalb bei dieser "niedrigeren" Zahl bleiben, weil sich dadurch
durchaus die realistische Chance eröffnet, dass die Öffentlichkeit
(weltweit) die Kosten für deren Publikation (im golden Modus) aufbringen
könnte (sind ja "nur" 7.5 Mrd $ . also ein Bruchteil dessen, wass
Wissenschaft insgesamt kostet). Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
All das tangiert natürlich Ihre weiteren Aussagen nicht.
RK
Walther Umstaetter schrieb:
Ich denke, dass die Aussage in dieser Form nicht verfizierbar ist. Was
vermutlich dahinter steckt ist aber ein richtiger Kern.
Wenn wir davon ausgehen, dass rund hundert Millionen Wissenschaftler
weltweit taetig sind, die pro Jahr etwa 100 Mio. Artikel schreiben,
dann kann jeder einzelne Wissenschaftler, der etwa 10.000 Publikationen
jaehrlich ueberfliegt,
nur ein sehr eingeschraenktes Fachgebiet im Auge behalten. Wirklich
lesen (studieren) tut er von den 10.000 Publikationen
ohnehin nur etwa 1%. Diese Verhaeltnisse ergeben sich teilweise auch
daraus, dass ein druchschnittlicher Wissenschaftler
etwa zwanzig Prozent seiner Arbeitszeit fuer das Literaturstudium
aufbringt. Da wir aus Zitationsanlysen wissen,
dass die Nutzung der Literatur einem sog. power law folgt, werden einige
Publikationen tausendfach gelesen und andere fast gar nicht.
Auf lange Sicht gibt es trotzdem relativ wenig "uncited literature".
Womit noch nichts ueber die Qualitaet gesagt ist.
Die naechste Frage ist, was ist "frisch erschienen". Auch wenn die
neuste Literatur mit einer Halbewertszeit
von etwa einer Woche erstmals zur Kenntnis genommen wird, erfordert es
eher eine Halbwertszeit von 5 Monaten,
dass sie auch wirklich gelese wird. Erst danach kommt es ueber das
Zitierverhalten zu einer noch intensiveren Nutzung
mit einer Halbwertszeit von 5 Jahren.
(http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/pub18.html)
Dass die alte Gewohnheit der Verschickung von Sonderdrucken sehr
sinnvoll war, und den Vorteil hatte,
dass sich die Empfaenger verpflichtet fuehlten, solche Zusendungen auch
wirklich zu lesen ist sicher richtig.
Aber seit es Kopierer gibt ist dieser Usus weitgehend ausgestorben.
Darueber hinaus empfinden es heute immer mehr Empfaenger
eher als zusaetzliche Belastung, wenn sie Links (wie Reklame) von
anderen Autoren erhalten, deren Inhalt sie lesen sollen.
Dass aber die Wahrscheinlichkeit gelesen zu werden mit der
"Accessibility"zunimmt, steht sicher ausser Frage.
Das belegt ja auch der Impact Factor. Insofern ist es auch wichtig, in
welcher Zeitschrift publiziert wird, um gelesen zu werden.
MfG
W. Umstaetter
On Thu, 13 Nov 2008 11:49:36 +0100, hher
<hans-joachim.hermes@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Prof. Hans GOEBL. Universität Salzburg
- Fachbereich Romanistik, Lehrstuhl für französische und italienische
Sprachwissenschaft, stellte mir knifflige bibliometrische Fragen, die
ich Ihnen sehr gern weiterreiche: "Ich habe einmal in einer Diskussion
gehört, daß es Messungen gebe, denen zufolge ein x-beliebiger Aufsatz
(frisch erschienen) in einem gängigen Journal einer Disziplin nur eine
relativ kleine Anzahl von Lesern findet (deutlich unter 10), während
derselbe Text als persönlich verschickter Sonderdruck eine größere
Anzahl an Lesern findet. Was ich bislang nicht gefunden habe, ist jene
bibliometrische Fachliteratur, wo man solche Untersuchungen nachlesen
kann. Können Sie mir diesbezüglich weiterhelfen?" Hans.Goebl@xxxxxxxxx
Wir hoffen auf recht viele Äußerungen! Dank im voraus HJH -- Dr.
Hans-Joachim Hermes Anglistische Literaturwissenschaft Reichenhainer
Str. 41 09126 Chemnitz Tel. 0371-531-34471 mobil 0172-3714149 Fax
0371-531-834471 hher@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
--
********************************
ISI 2009 - http://www.isi2009.de/
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information Science
University of Konstanz, Germany
German Chair for Communications of the UNESCO (ORBICOM)
Speaker of the Coalition "Copyright for Education and Science"
http://www.urheberrechtsbuendnis.de/
URL: www.kuhlen.name
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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.