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Re: [InetBib] Wikipedia-Bashing der angeblichen Info-Experten



Jaja. Bibliothekarsbashing der ...

Ist niemand bereit festzustellen, dass der Impuls der Kollegin Michel, des Kollegen Schanbacher in der von Herrn Graf zitierten Pressemitteilung richtig ist? Manche Internetnutzer denken, sie finden alles in Google oder Wikipedia. Und glauben, wenn dort nix ist, existiert's nicht. Das wurde hier doch in anderem Zusammenhang auch schon betrauert. Da könnten sicher einige mehr als ich Anekdoten berichten z.B. über das studentische Referat in der Kunstgeschichte, bei dem die Lebensdaten der Person fehlen, um die es geht. Warum fehlen die? "Habe ich nicht gefunden". Ja, *Wo* nicht gefunden? Muss ja nicht mal "deep web" sein; können ja "deep (and dark) stacks" sein. Die These "Brockhaus statt Wikipedia" ist doch nur ein Ausdruck dieses beobachteten Mangels, ein zugegeben ungeschickt formulierter. Die Beobachtung bleibt richtig, auch wenn man ihre Formulierung nicht mag.

Da hilft die Feststellung nichts, dass an anderer Stelle Google kostenfrei findet, was Bibliotheken bezahlen. Und dass wir (=wissenschaftliche Bibliotheken) unsere Angebote verbessern können: geschenkt. Herr Graf bringt seinen Schülern sicher auch bei, dass hin und wieder der Griff zum Buch weiter bringt als die Eingabe von Suchbegriffen in Google.

Gruß, J. Eberhardt (UB Erlangen)



Mathias Schindler schrieb, Am 19.10.2007 15:45:
On 10/19/07, Sebastian Wolf <sebastian.wolf@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:

"Wir müssen die Nutzer davon überzeugen, dass ein Brockhaus
wesentlich wertvoller ist als Wikipedia", sagt Christina Michel,
Diese pauschale Aussage ist auch aus meiner Sicht falsch. Wir müssen den
Nutzer von gar nichts "überzeugen". Wir müssen ihm vermitteln, wo die
Stärken und Schwächen der Wikipedia liegen und wo die Stärken und
Schwächen von Brockhaus & Co liegen. Wo Google sinnvoll ist und wo
nicht. Wo Fachdatenbanken helfen und wo nicht.

Ein(e) Bibliothekar/Bibliothekarin, die die unkritische und
unreflektierte Nutzung von Wikipedia durch die unkritische und
unreflektierte Brockhaus-Nutzung ersetzt, wird weder den Bedürfnissen
der Nutzer noch den Werken und ihren Eigenheiten gerecht. Auch
pauschale Aussagen über "Fachdatenbanken" sind nicht so prickelnd, ich
habe mir heute mal wegen der Pressemitteilung der FIZ GmbH deren
Angebot angeschaut und fühle mich in ein anderes (zurückliegendes)
Jahrhundert zurückversetzt.

Wer die Güte von Information immer noch danach beurteilt, ob etwas frei
zugänglich ist oder nur gegen Bezahlung zu haben ist, oder ob etwas
gedruckt oder elektronisch vorhanden ist, lebt eindeutig im falschen
Jahrhundert.

Über GetInfo bin ich über ein paper "Evaluating Authoritative Sources
using Social
Networks: an insight from Wikipedia" gestolpert, das ich für 20 Euro
via GetInfo hätte erwerben können. Google wirft dankenswerterweise bei
der Suche http://istlab.dmst.aueb.gr/~nkorf/papers/OISJournal_final.pdf
aus. Unterstellt, dass es sich auch um das Paper handelt, werden
solche Vorstellungen eines Zusammenhangs zwischen Medium, Preis und
Qualität gerade durch solche Einzelbeispiele ad absurdum geführt, in
denen es um genau den gleichen Text geht...

In den richtigen Händen, für den richtigen Bedarf und mit einer
passenden Einweisung, mit viel Geduld und Hilfestellung (und wohl auch
mit den entsprechend tiefen Taschen) können Angebote wie GetInfo ja
durchaus hilfreich sein...

Mathias





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