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Re: [InetBib] SuMa-eV Newsletter 9-07: Bankrotterklaerung



Lieber Wolfgang, liebe Liste,

ich verstehe die Aufregung um die uniweite Google-Suche nicht (bei den auch angesprochenen Mail-Diensten ist das natürlich was anderes).

Und ich muß Herrn Kämper leider beipflichten: Es gab ja ein paar Gelegenheiten, alles besser zu machen als Google. Neben den selbst entwickelten Uni-Suchen zum Beispiel:

- Forschungsportal.net wurde vom BMBF mit 600.000 Euro gefördert und an der Uni Hannover entwickelt (raten Sie mal, von wem...). Ich denke, es besteht Einigkeit darüber, daß diese Suchmaschine nicht gerade hervorragende Ergebnisse liefert.

- WebSearchBench wurde vom DFN bis 2003 gefördert. Dieses Projekt hatte explizit zum Ziel, eine Suchmaschine für die uniweite Suche in Konkurrenz zu ht://Dig zu etablieren. Nach der Projektphase hat man aber nichts mehr davon gehört.

Ich denke, es ist durchaus legitim, die Suche outzusourcen. Und der Steuerzahler darf sich durchaus berechtigt fragen, warum die deutschen Universitäten nicht in der Lage sind, aus ihren eigenen bzw. geförderten Projekten zufriedenstellende Anwendungen zu machen.

Viele Grüße
Dirk Lewandowski



Am 11.07.2007 um 20:35 schrieb Wolfgang Sander-Beuermann:

Liebe Liste,

die Universitaet zu Koeln hat kuerzlich die Funktion ihrer zentralen Suche
bei Google eingekauft (http://www.uni-koeln.de/suche/). Wahrscheinlich
werden weitere Universitaeten diesem "Vorbild" folgen. Dies ist mit
wenigstens ca. 30.000,-EUR noch ein realtiv teures Vorbild. Wenn viele
deutsche Universitaeten diesem folgen, geht es schon um etliche
Millionenbetraege, und der Steuerzahler wird berechtigt fragen, warum
deutsche Universitaeten nicht mehr in der Lage sind, diesen Service selbst
zu leisten.

Als naechstes werden auch deutsche Universitaeten vielleicht, wie manche amerikanischen "Vorbilder" es bereits tun (http://www.heise.de/ newsticker/
meldung/91071), ihre E-Mail Dienste an GMX, Hotmail und Google-Mail
outsourcen. Das hat, im Gegensatz zu obigem, obendrein sogar den Vorteil, billiger als alles andere zu sein - warum also nicht outsourcen, genauso
wie die Hardware, Software und das Know-How ueber Internet-Recherche.

Die deutsche Wissenschaft schaut der Entwicklung tatenlos zu, oder bemerkt sie nicht einmal. Es ist selbstverstaendlich geworden ist, das Logo des
Markfuehrers unter den Suchmaschinen ubiquitaer erstrahlen zu sehen.
Google's Markanteil in Deutschland liegt mittlerweile oberhalb von 93%
(Statistik von www.webhits.de vom 9.7.2007 bei Einbeziehung der Klones wie
T-Online usw). Aber das stoert bisher kaum, es ist "normal" geworden.

Es stoert genauso wenig, wie der offene Brunnen, in den noch niemand
hereingefallen ist. Bei dem selbst das Wissen darueber, wie man eine
Brunnenabdeckung anfertigt, verlorengegangen ist ...

Zur Klarstellung:
Dieser Text ist keine Polemik gegen die Firma Google, die marktkonform
agiert - es ist die Feststellung einer Bankrotterklaerung zum Eintritt
in das Informationszeitalter.

Nichtsdestotrotz wird SuMa-eV weiterhin mit aller Kraft versuchen, den
offenen Brunnen aufzuzeigen, und das Know-How ueber die "Kunst des
Brunnenbaus" zu erhalten und weiter zu entwickeln - auch wenn das
beim jetzigen Stand der Dinge nur in Nischen gelingen kann.

Beste Gruesse!
Wolfgang Sander-Beuermann
--
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann   Tel.: 01520-2883048   wsb@xxxxxxxxxx
Geschaeftsfuehrer SuMa-eV             05085-6118      www.suma-ev.de
Leiter Suchmaschinenlabor http://metager.de/suma.html Univ.Hannover




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