Lieber Wolfgang, liebe Liste,
ich verstehe die Aufregung um die uniweite Google-Suche nicht (bei
den auch angesprochenen Mail-Diensten ist das natürlich was anderes).
Und ich muß Herrn Kämper leider beipflichten: Es gab ja ein paar
Gelegenheiten, alles besser zu machen als Google. Neben den selbst
entwickelten Uni-Suchen zum Beispiel:
- Forschungsportal.net wurde vom BMBF mit 600.000 Euro gefördert und
an der Uni Hannover entwickelt (raten Sie mal, von wem...). Ich
denke, es besteht Einigkeit darüber, daß diese Suchmaschine nicht
gerade hervorragende Ergebnisse liefert.
- WebSearchBench wurde vom DFN bis 2003 gefördert. Dieses Projekt
hatte explizit zum Ziel, eine Suchmaschine für die uniweite Suche in
Konkurrenz zu ht://Dig zu etablieren. Nach der Projektphase hat man
aber nichts mehr davon gehört.
Ich denke, es ist durchaus legitim, die Suche outzusourcen. Und der
Steuerzahler darf sich durchaus berechtigt fragen, warum die
deutschen Universitäten nicht in der Lage sind, aus ihren eigenen
bzw. geförderten Projekten zufriedenstellende Anwendungen zu machen.
Viele Grüße
Dirk Lewandowski
Am 11.07.2007 um 20:35 schrieb Wolfgang Sander-Beuermann:
Liebe Liste,
die Universitaet zu Koeln hat kuerzlich die Funktion ihrer
zentralen Suche
bei Google eingekauft (http://www.uni-koeln.de/suche/). Wahrscheinlich
werden weitere Universitaeten diesem "Vorbild" folgen. Dies ist mit
wenigstens ca. 30.000,-EUR noch ein realtiv teures Vorbild. Wenn viele
deutsche Universitaeten diesem folgen, geht es schon um etliche
Millionenbetraege, und der Steuerzahler wird berechtigt fragen, warum
deutsche Universitaeten nicht mehr in der Lage sind, diesen Service
selbst
zu leisten.
Als naechstes werden auch deutsche Universitaeten vielleicht, wie
manche
amerikanischen "Vorbilder" es bereits tun (http://www.heise.de/
newsticker/
meldung/91071), ihre E-Mail Dienste an GMX, Hotmail und Google-Mail
outsourcen. Das hat, im Gegensatz zu obigem, obendrein sogar den
Vorteil,
billiger als alles andere zu sein - warum also nicht outsourcen,
genauso
wie die Hardware, Software und das Know-How ueber Internet-Recherche.
Die deutsche Wissenschaft schaut der Entwicklung tatenlos zu, oder
bemerkt
sie nicht einmal. Es ist selbstverstaendlich geworden ist, das Logo
des
Markfuehrers unter den Suchmaschinen ubiquitaer erstrahlen zu sehen.
Google's Markanteil in Deutschland liegt mittlerweile oberhalb von 93%
(Statistik von www.webhits.de vom 9.7.2007 bei Einbeziehung der
Klones wie
T-Online usw). Aber das stoert bisher kaum, es ist "normal" geworden.
Es stoert genauso wenig, wie der offene Brunnen, in den noch niemand
hereingefallen ist. Bei dem selbst das Wissen darueber, wie man eine
Brunnenabdeckung anfertigt, verlorengegangen ist ...
Zur Klarstellung:
Dieser Text ist keine Polemik gegen die Firma Google, die marktkonform
agiert - es ist die Feststellung einer Bankrotterklaerung zum Eintritt
in das Informationszeitalter.
Nichtsdestotrotz wird SuMa-eV weiterhin mit aller Kraft versuchen, den
offenen Brunnen aufzuzeigen, und das Know-How ueber die "Kunst des
Brunnenbaus" zu erhalten und weiter zu entwickeln - auch wenn das
beim jetzigen Stand der Dinge nur in Nischen gelingen kann.
Beste Gruesse!
Wolfgang Sander-Beuermann
--
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann Tel.: 01520-2883048 wsb@xxxxxxxxxx
Geschaeftsfuehrer SuMa-eV 05085-6118 www.suma-ev.de
Leiter Suchmaschinenlabor http://metager.de/suma.html Univ.Hannover