Offener Brief der BSB München, der UB Frankfurt, der ZBMed Köln, der
NSUB Göttingen, der ULB Halle sowie der TIB Hannover
an die Vorsitzende des DBV, Frau Dr. Lux
An die
Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes
Frau Dr. Claudia Lux
Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Blücherplatz 1
10961 Berlin
Gemeinsame Stellungnahme des dbv und des Börsenvereins des Deutschen
Buchhandels zum 2. Korb der Novellierung des Urheberrechts:
Sehr geehrte Frau Lux,
Die Unterzeichner dieses offenen Briefes haben mit Bestürzung zur
Kenntnis nehmen müssen, dass sich ?unser? Verband mit dem Börsenverein
auf ein gemeinsames Positionspapier verständigt hat, welches den
Interessen von Wissenschaft, Forschung und ihren Dienstleistern, den
wissenschaftlichen Bibliotheken großen Schaden zufügt. In diesem Papier
bekennt sich der dbv im Ergebnis dazu, alle Formen der bisher bewährten
und hochgeschätzten Dokumentlieferung den wirtschaftlichen Interessen
einiger Verleger zu unterwerfen. Offensichtlich ist es so, dass dem
Ziel, eine Politik des guten Miteinanders zwischen Verlegern und
Bibliotheken zu demonstrieren, fundamentale Interessen der
wissenschaftlichen Bibliotheken und ihrer Nutzer geopfert wurden. Gerade
die Bibliotheken stellen nun einmal in ihrem Handeln und ihren
Dienstleistungen das einzig relevante Gegengewicht zu der kleinen, aber
mächtigen Gruppe großer, profitorientierter Verlage dar, indem sie sich
ausschließlich an den Interessen von Lehre und Forschung, von
Wissenschaft und Bildung ausrichten.
Mit dem jetzt vorgelegten gemeinsamen Papier werden diese Positionen in
unnötiger Weise aufgegeben. Gerade auch die in subito
zusammengeschlossenen Lieferbibliotheken, die zudem allesamt Mitglied
des dbv sind, haben inzwischen leidvoll erfahren können, was es
bedeutet, sich mit Verlagen auf vertragliche Vereinbarungen einzulassen.
Jede getroffene Übereinkunft wird sofort wieder in Frage gestellt,
permanent werden neue Forderungen nachgeschoben und anstelle eines
?fairen Miteinanders? steht im Vordergrund die Instrumentalisierung der
Bibliotheken für ausschließlich kommerzielle Interessen der Verlagswelt.
Es kommt hinzu, dass die Umsetzung der erzielten Übereinkünfte für die
Länder als Träger der allermeisten Hochschul-bibliotheken erhebliche
Mehrkosten bringen würde.
Wir möchten auch nicht verhehlen, dass sich die großen Forschungs- und
Forschungsförder-institutionen unseres Landes über das Schreiben des dbv
erschrocken, ja teilweise entsetzt gezeigt haben und in eigenständigen
Reaktionen ihr Unverständnis über die Haltung unseres Verbandes
kommunizieren werden.
Wir, die Unterzeichner, erwarten von Ihnen zumindest, dass sie gegenüber
dem Adressaten der gemeinsam mit dem Börsenverein erarbeiteten
Stellungnahme kurzfristig kundtun, dass die Positionen des dbv von einem
nicht unwesentlichen Teil seiner Mitglieder in dieser Form keinesfalls
mitgetragen werden.
Wir würden es im Interesse aller Bibliotheken sehr bedauern, wenn wir
uns veranlasst sehen müssten, hinsichtlich unseres weiteren Verbleibens
im dbv Konsequenzen zu ziehen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Gez.
Dr. Rolf Griebel, Bayerische Staatsbibliothek München
Berndt Dugall, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
Ulrich Korwitz, Deutsche Zentralbibliothek der Medizin, Köln
Dr. Norbert Lossau, Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Dr. Heiner Schnelling, Universitäts- und Landesbibliothek Halle
Uwe Rosemann, Technische Informationsbibliothek Hannover
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Lindsey Fairhurst
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
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