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Re: [InetBib] Langzeiterhalt von AV-Inhalten ungeloest



lieber Herr Fenn,
vorneweg, ich war unfair, die URN der Expertise anzugeben. Ich haette 
Ihnen zum bequemen Lesen am Abend http://www.langzeitarchivierung.de 
 "Materialien" No.7  angeben sollen, dort koennen Sie ueber Printing on 
demand sich die Expertise bequem fuer wenig Geld (und nach Wunsch auch 
mit anderen Expertisen in einem Band gebunden) ins Haus schicken 
lassen.
Zum Disput:
1. 
Mir ging es auch weniger darum, wer was zitiert, als vielmehr, welche
Quellen archiviert gehören, um überhaupt wissenschaftliches Arbeiten
über ein bestimmtest Thema (hier: Relativitätstheorie) zu ermöglichen,
eben: zum wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Relativitaetstheorie sind 
die Archivierung der Originalarbeiten eben nicht erforderlich.
2. 
... "Geschichte der Physik" gehört doch ganz klar zum Fach "Physik"
dazu. Auf die Originalarbeiten kann man deshalb im Bestand nicht
verzichten.
Zum Fach Wissenschaftsforschung, Geschichte der Physik, das ist ein 
Forschen ueber Originalquellen (und dafuer !! muessen sie als Kulturgut
archiviert werden), Personen, Entstehungsprozesse, etc.
aber eben nicht zur aktuellen Forschung in der R.the., da braucht man nur 
die Gleichungen und das technische Wissen dazu in moeglichst aktueller
mathematischer Darstellung.

3.
Und hierzu muß man sagen, daß in vielen Bereichen eben nicht mit
reinem Text gearbeitet wird. Unter Juristen und
Wirtschaftswissenschaftlern zB ist Winword üblich. 
Eben, eben: bequem fuer den aktuellen Austausch unter an Winword gewoehnte 
Personen, unleserbar fuer andere. Wir reden hier aber ueber 
Langzeit!!-Archivierung, d.h. fuer Zeitraeume jenseits von Microsoft etc.
Da koennten diese Texte, die jetzt schon fuer viele nicht lesbar sind,
fuer alle verloren sein. Denn der Verschluesselungscode von Winword ist ja
nicht oeffentlich.
 
4.
Als LaTeX-Anwender bin ich der absolute Außenseiter, alle 
Zeitschriftenverlangen Einreichungen im DOC-Format, und auch der Verlag, 
in dem meine diss erschienen ist, war mit LaTeX völlig überfordert.
Nana: a) ich bin kein LaTeX-fuer-alle Verfechter, sondern moechte nur den
Winword-Nutzern vermitteln, dass alle  TeX-texte seit 1987 fuer jeden 
unter allen Betriebssystemen, Editoren, Browsern lesbar sind oder gemacht 
werden koennen, weil es reiner Ascii-code ist, und die Kommandos 
Klartext sind, d.h. sollte mal einer verloren gehen, bliebe bekannt, was 
der Autor wollte,- und alle tex-Programme seit 1987 sind offener OS-code 
und verstehbar.

5. > > Solange das so ist, müßten die Bibliotheken vor allem Einfluß 
auf die > Universitäten ausüben und bestimmte Formate durchsetzen, die
zukunftssicherer sind als die proprietären Formate, mit denen heute
gearbeitet wird.
Eben, das soll ja gerade die nationale LZ-Policy erbringen.

6.
 Unsere UB etwa nimmt PDF-Dateien an und bittet darum,
den Quellcode ebenfalls einzureichen, macht das aber nicht zur
Bedingung. 
Sie muessten die Autoren fragen, wollen sie archiviert werden as is,
oder wollen sie LZ-archiviert werden, in dem Falle waere pdf-A das 
mindeste, sowie die Beilegung des offenen source-codes. Im falle von
proprietaeren Codes also ein html oder .txt Export.

7.
Auch müßten die Anwender (Studenten, Professoren) davon
überzeugt werden. Das wird sehr schwer werden. 
Einfach: sie setzen als Library ja die Bedingungen was sie nehmen und 
was nicht. Doktoranden kriegen eben sonst ihr Zeugnis nicht.,..

8.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Jura und Wiwi auf LaTeX umsteigen. 

a) sie muessen es nicht, gibt auch .txt ..

b) Alle Juristen, die von was auch immer auf LaTeX umgestiegen sind,
- und das sind weltweit sehr viele (Google: latex AND JUra AND Guide) 
  
http://www.jura.uni-freiburg.de/service/edv-tutorat/latex/latex_einfuehrung.pdf 
  sagen: gerade fuer dieses Fach mit seinen oft aufwendigen und auch 
  strukturell aufwendigen Texten mehrere 
  Index/Fussnoten/Literatur/Zitationen-files parallel ist LaTeX die 
  einzige Moeglichkeit, effektiv zu arbeiten.

9.
Und "HTML" kann man zwar aus einer Textverarbeitung exportieren, aber 
dabei kommt ein Quellcode heraus, bei dem es einem grausen kann, was die 
zukünftige Verarbeitung zudem weiter erschwert.
da kennt wohl jemand tidyhtml nicht, das vernichtet die absurden 
MS-Schnoerkel eines html-Exports aus Word.
http://www.tucows.com/preview/206197

10.
werden elektronische Quellen in der Regel nicht zitiert. Nur hier und
da mal eine Urteilsanmerkung, die in Juris erschienen ist, obwohl es
dieses Angebot nun schon länger gibt. Der Grund hierfür ist
sicherlich, daß die URLs später kaum noch nachprüfbar sind, weil
Online-Quellen eben sehr flüchtig sind.
Eine Herausforderung fuer sie als Bibliothekar.
Natuerlich werden die reinen online existierenden juristischen Ph.D. in 
USA zitiert. URLs von LZA-Institutionen sind eben gerade nicht fluechtig.
Ich bin sicher, dass DINI zusamen mit nestor an einm Zertifikat fuer 
LZA-Institutionen arbeiten werden, das dann jedenfalls die Sicherstellung 
von URL-finden, Lesbarkeit, Formaten, pp. enthalten wird.
   > 
11.
Zu Recht sind daher an vielen amerikanischen Universitaeten das 
Einreichen von gedruckten Dissertationen verboten...
Vielen Dank für diesen Hinweis, das wußte ich noch nicht. 
http://www.ndltd.org/ sowie deren Diskussionslisten.

12.
Ich fürchte aber, daß damit eher das Vergessen
organisiert wird, als daß es sich auf die Verbreitung der Arbeiten
auswirkt.
Aengste? Herraussforderungen!, um international dabei zu bleiben.
Jedenfalls: die Verbreitung von digitalen Arbeiten in der Wissenschaft
ist ein Vielfaches der von gedruckten Arbeiten, viel groesserer 
Leserkreis, da digital nicht nur suchbar sondern auch bequem einsehbar.
http://eprints.ecs.soton.ac.uk/10209/01/impact.html

13. Außerdem 
werden wir zumindest im deutschen Bildungssystem
kaum die notwendigen Mittel haben, um so einen Service langfristig
auch nur pflegen zu können. Die Kosten werden exponentiell steigen,
dazu gibt es Studien zuhauf. Die Kosten pro Leistung werden geringer,
aber die Anforderungen werden hoeher, man erwartet mehr von digitalen
Quellen und ihrer Nutzbarkeit, daher werden die zuzuweisenden Mittel an 
Bibliotheken steigen muessen,- allerdings nur, wenn sie auch daran 
arbeiten..

Deshalb bleibe ich skeptisch. ;-)
Das ist nicht ihre Aufgabe, sondern die von Zuschauern. Sie sind 
Handelnder, jeder an seinem Platze, also: Ziele definieren, und 
darauf hinarbeiten.
Herzliche Gruesse Ihr Eberhard Hilf

Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.