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Re: [InetBib] Google book scanning project



Lieber Karl Eichwalder,
liebe Liste,

2006/8/18, Karl Eichwalder <ke@xxxxxxxxxxxxxx>:
Ja, aber es ist positiv hervorzuheben, daß Google offensichtlich nichts
dagegen hat (im Gegensatz zu hiesigen Bibliotheken), daß man die Scans
anderweitig verwendet.

Jeff Ubois schreibt dazu: "From the University of Michigan agreement
(...) it is clear there will be restrictions on what UC can do with
the digital scans."
(http://www.archival.tv/2006/08/13/google-showtimes-the-uc-library-system/
- auf diesen Beitrag hatte Klaus Graf hier vor ein paar Tagen bereits
hingewiesen.) Um Ubois' Aussage zu präzisieren: Die Bibliothek erhält
zwar Kopien der Scans und darf diese auch veröffentlichen. Allerdings
wird der Bibliothek im agreement unter 4.4.1 auferlegt, automatisierte
Zugriffe, kommerzielle Verwendung und jede Weiterverbreitung der Scans
technisch zu unterbinden. Eingeschränkt wird das unter 4.4.2, wo es
heißt, daß die Benutzung der Digitalisate in Gemeinschaft mit anderen
Bibliotheken möglich sein soll, wörtlich "use (...) as part of
services offered in cooperation with partner research libraries such
as the institutions in the Digital Library Federation."
(http://www.lib.umich.edu/mdp/umgooglecooperativeagreement.html; vgl.
auch eine Präsentation von John Price Wilkin, Bibliothekar an der Uni
Michigan, zur Sichtweise der Bibliothek auf diese Partnerschaft,
http://www.ukoln.ac.uk/events/jisc-cni-2006/presentations/j-wilkin.ppt)

Google duldet also nur, daß die Partner seines
Digitalisierungsprogramms als rein bibliothekarische
Non-Profit-Intiativen mit den Scans arbeiten. Offensichtlich versucht
Google, sich mit dieser "permission barrier" Konkurrenten vom Leib zu
halten: Jede private oder auch nur "nicht-bibliothekarische"
Inititiative, die zur besseren Erschließung oder Nutzbarkeit der
Digitalisate beitragen könnte, wird ausgeschlossen. Google kann damit
rechnen, daß ein vergleichbarer Kraftakt der massenhaften
Digitalisierung so bald nicht noch einmal stattfinden wird, und erst
recht nicht, daß die bereits gescannten und "ein bißchen frei" im Netz
veröffentlichten Titel erneut digitalisiert werden, nur um sie von der
permission barrier zu befreien.

Vielleicht ist das einzig gute an diesem Kalkül, daß Google seine
großen potentiellen Konkurrenten auf dem Feld der Digitalisierung ins
Open-Access- (bzw. Open-Archive-)Lager zusammengetrieben hat. Auf die
Aktivitäten und Ergebnisse der "Open Content Alliance" darf man
gespannt sein. (Vgl. http://www.opencontentalliance.org/, aber auch
http://log.netbib.de/?s=open+content+alliance) Ich finde, dieser
Koalition wäre auch hierzulande mehr Aufmerksamkeit oder gar aktive
Beteiligung zu wünschen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Lambert Heller

--
Lambert Heller
Bibliotheksreferendar

Freie Universität Berlin
Universitätsbibliothek
Garystr. 39
14195 Berlin

Telefon        +49 30 838 56239



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