Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Immer wieder wird hier angeregt, Bibliotheken sollten über eigene VTS oder
Verlage verlegerisch tätig werden und damit - zumindest einen Teil - des
heute existierenden Marktes für wissenschaftliche Literatur durch
alternative Angebote ersetzen.
Ich halte solche Vorstellungen für blauäugig, weil offensichtlich eine große
Unkenntnis darüber besteht, welchen personellen und finanziellen Einsatz und
welches Know How es erfordert, verlegerische Aktivitäten von einiger
Qualität auf die Beine zu stellen. Die Bibliotheken und andere öffentliche
Einrichtungen sind bereits jetzt kaum noch in der Lage ihre Kernaufgaben zu
erfüllen, wie wollen sie solche komplexen Aufgaben zusätzlich bewältigen?
Wir werden uns damit abfinden müssen, dass die Kompetenzen, die
privatwirtschaftliche Verlage über Jahrzehnte aufgebaut haben, nicht von
heute auf morgen und schon gar nicht von der öffentlichen Hand ersetzt
werden können. Der Weg kann nur über mehr Kooperation und gegenseitigen
Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit den marktwirtschaftlichen Anbietern
führen.
Jan Haag
Ulm