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Re: "Kampfplatz Katalog", Anreicherung von Bibliothekskatalogen, Artikel in der SZ vom 02.05.2005
- Date: Mon, 09 May 2005 09:54:14 +0200
- From: Rüdiger Schneemann <schneemann@xxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: "Kampfplatz Katalog", Anreicherung von Bibliothekskatalogen, Artikel in der SZ vom 02.05.2005
"Niemann, Borghild" <Borghild.Niemann@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
schrieb:
...
> Meines Erachtens gehören in einen durch Steuergelder
> finanzierten Bibliothekskatalog als Anreicherung
> (bibliographic enrichment) nur neutrale Informationen wie
> Inhaltsverzeichnisse und neutral gefaßte Inhaltsangaben.
> Klaus Graf hat insofern recht, wenn er meint: "Es wird
> nicht zuviel, sondern noch viel zu wenig angereichert!"
> Aber für Rezensionen, Bewertungen, die auch Verrisse sein
> können, ist ein Bibliothekskatalog das falsche Medium.
Liebe Frau Niemann,
das Kunststück einer 'neutral gefaßten Inhaltsangabe' schafft niemand,
es bleibt immer ein Rest an Interpretation, allein schon durch
Weglassen oder Hervorheben. Also müssen wir damit entsprechend
wissenschaftlich umgehen, dass Subjekte subjektiv schreiben, und
unseren Bibliothekskunden dabei helfen, sich trotzdem möglichst
objektiv zu informieren.
Dazu gehören seit vielen Jahrzehnten Rezensionen, die übrigens meist
von Wissenschaftlern geschrieben werden, die durch Steuergelder
finanziert werden.
Die Idee, vorhandene Stellungnahmen, Kritiken, Ergänzungen den
Informationssuchenden vorzuenthalten, macht mich einigermaßen
fassungslos. Ich habe jahrelang in der Literaturdokumantation
gearbeitet; zu einer qualifizierten Datenbank gehörten
selbstverständlich und nie bezweifelt ergänzende Publikationen.
Bibliothekskataloge nähern sich endlich durch moderne OPACs etc.
dem seit Jahrzehnten bei Literaturdatenbanken geltenden Standard
beim Retrieval an, Institutionen wie das HBZ (vorgestellt auf
verschiedenen INETBIB-Tagungen) bemühen sich durch intelligente
Anreicherung einen weiteren Mehrwert zu schaffen (was ein Steuerzahler
in der Tat erwarten kann).
Ein Selbstverständnis, vorhandene Möglichkeiten nicht einzusetzen
oder gar bewusst zu beschneiden, kann ernsthaft keine Bibliothek
vertreten.
Schöne Grüße
Rüdiger Schneemann
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