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Re: Bildungscontrolling in Bibliotheken



Gesine Tanz schrieb: 

Im Rahmen meiner Diplomarbeit "Bildungscontrolling in Bibliotheken - ein

Konzept zur effizienten und effektiven Gestaltung betrieblicher Bildung"

möchte ich ergänzend zum theoretischen Teil einen Praxisbezug (in Form 
eines Interviews) herstellen. Gibt es Bibliotheken die sich mit diesem 
Konzept auseinandergesetzt bzw. die ihre betrieblichen Bildungsprozesse 
danach ausgerichtet haben? 

Rainer Strzolka schrieb: 

Also, ich bin ja so allerhand an Worthülsen und Moden gewöhnt, aber das 
nun auch die Bildung einem "controlling" unterworfen werden soll... 
echte 
Bildung zeichnet sich durch einen weiten Horizont aus, und der versagt 
sich jedem Controlling. Glücklicherweise... 

Walther Umstaetter schrieb: 

ich befürchte auch, dass hier Bildung im comon sense von Aus- und 
Schulbildung und damit als Informations-, möglicherweise sogar 
Wissenserwerb verstanden wird. Das ist aber auch nicht verwunderlich, 
wenn an unseren Schulen Geistesbildung längst zum pauken für Prüfungen, 
Körperbildung zum Sportunterricht, Seelenbildung zum 
Religionsunterricht, LER etc. verballhornt wurden, und Herzensbildung, 
die Pestalozzi für die Wichtigste hielt, im Bildungsplan ganz gestrichen

ist, ... 
Wenn man aber eine klare Vorstellung von Bildung hat, kann man durchaus 
auch ein ?Bildungscontrolling? anvisieren. Das Controlling bedeutet ja 
nicht Bildung zu messen. Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man in 
Bibliotheken den Bildungsgedanken wiederentdecken würde. 


Lieber Herr Strzolka, 
lieber Herr Umstaetter, 
liebe Inetbib-Gemeinde, 

zugegeben, ueber Begriffe kann man streiten ? vielleicht ist es wirklich
etwas ?irrefuehrend?, wenn hier der allgemeine Begriff ?Bildung? 
gewaehlt wurde, doch so ist nun einmal die betriebswirtschaftliche 
Fachterminologie. 

Doch um was geht es? Der entscheidende Punkt wird im Titel meines 
Aufsatzes aus dem Jahre 1999 ?Bildungscontrolling als Instrument der 
Personalentwicklung in Bibliotheken? (Prolibris 3/99 S. 162 ? 166) 
angesprochen: es geht um Personalentwicklung. Wenn hier von Bildung die 
Rede ist, dann ist die Aus-, Fort- und Weiterbildung des eigenen 
Personals gemeint ? der Begriff hat also  ueberhaupt nichts mit dem 
Bildungsauftrag der Bibliotheken zu tun, hier versuchen Bibliotheken 
lediglich ? wie andere Unternehmen und Behoerden auch ? ihre eigenen 
MitarbeiterInnen fit fuer die (gestiegenen) Anforderungen des modernen 
Berufslebens zu machen. 

Und das dieses Bemuehen auch einem Controlling unterworfen wird, das 
also evaluiert wird, ob die Personalentwicklung zielgerichtet, 
erfolgreich und kostenguenstig erfolgt, ist doch nur wuenschenswert.  
Darum mein Appell: loesen wir uns von der Begriffsdiskussion (ueber 
Bildung laesst sich sicherlich wochenlang trefflich diskutieren, ohne 
dass es der Sache dient) und setzen uns mit der Sache auseinander. Wie 
Herr Umstaetter schon richtig schreibt: 
?Wenn man aber eine klare Vorstellung von Bildung hat, kann man durchaus
auch ein ?Bildungscontrolling? anvisieren?  - und wenn man in diesem 
Falle akzeptiert, dass der Begriff Bildung in einem sehr 
eingeschraenkten Sinne Verwendung findet, dann hat auch die Idee eines 
Bildungscontrolling keineswegs etwas abstruses. 

Zur Anfrage von Frau Tanz kann ich leider jedoch auch keinen 
substantiellen Beitrag leisten: auch wenn ich mich im Jahre 1999 
theoretisch mit dem Instrumentarium auseinandergesetzt habe, ist mir 
leider immer noch keine Bibliothek bekannt, die dieses Mittel auch 
systematisch anwendet (meine eigene Einrichtung 
eingeschlossen). Trotzdem hoffe ich fuer Frau Tanz ? nicht nur mit 
Blick auf den Erfolg der Diplomarbeit ? dass sich viele 
Gespraechspartner finden, die tatsaechlich ueber  praktische 
Erfahrungen verfuegen (vielleicht auch ohne dass sie dabei ihrem Tun 
das Etikette Bildungscontrolling verpasst haben). 

Gruesse aus Koeln. 

Ralf Depping 




Ralf Depping Fachreferent BWL / Ausbildungsleiter Dezernent fuer 
Abteilungsbibliotheken und assoziierte Bibliotheken Universitaets- und 
Stadtbibliothek Koeln Universitaetsstr. 33 50931 Koeln 
0 22 1 / 470 - 23 51 


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