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AW: AW: Bildungscontrolling in Bibliotheken
- Date: Wed, 13 Apr 2005 17:21:05 +0200
- From: "Macher, Ludger" <Ludger.Macher@xxxxxxxxxxx>
- Subject: AW: AW: Bildungscontrolling in Bibliotheken
Zitat von unten:
"Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man in
Bibliotheken den Bildungsgedanken wiederentdecken würde."
2003 wurden in ÖBs der BRD insgesamt (laut DBS):
218.402.558 Ausleihen mit Büchern und Zeitschriften
67.067.218 Ausleihen mit AV-Medien erzielt.
Bei den Büchern dürfte es sich bei rund einem Drittel um aktuelle Romane
handeln.
MfG
L.Macher
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Walther Umstätter [mailto:h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxx]
Gesendet: Mittwoch, 13. April 2005 16:13
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: AW: Bildungscontrolling in Bibliotheken
Sehr geehrter Dr. Strzolka
ich befürchte auch, dass hier Bildung im comon sense von Aus- und
Schulbildung und damit als Informations-, möglicherweise sogar
Wissenserwerb verstanden wird. Das ist aber auch nicht verwunderlich,
wenn an unseren Schulen Geistesbildung längst zum pauken für Prüfungen,
Körperbildung zum Sportunterricht, Seelenbildung zum
Religionsunterricht, LER etc. verballhornt wurden, und Herzensbildung,
die Pestalozzi für die Wichtigste hielt, im Bildungsplan ganz gestrichen
ist, weil den meisten Menschen heute bei Liebe fast nur noch der Sex in
den Boulevardblättern einfällt.
Trotzdem gibt es, wie man an Ihrer Reaktion sieht, durchaus Menschen,
die noch wissen, das Bildung etwas höherwertiges ist, und das, obwohl
Haskala, Mendelssohn (1729–1786, Humboldt, Humanismus etc. Stichworte
einer längst vergangenen Zeit sind. „Nathan der Weise“ (1779) in der
Schule gelesen zu haben, bedeutet bekanntlich nicht, ihn auch auf der
begrifflichen Ebene, der Wissensebene, geschweige der Bewusstseinsebene
zu verstehen. Dazu benötigt man das publizierte „Gedächtnis“ einer
brauchbaren Bibliothek (inklusive Internet).
Wenn man aber eine klare Vorstellung von Bildung hat, kann man durchaus
auch ein „Bildungscontrolling“ anvisieren. Das Controlling bedeutet ja
nicht Bildung zu messen. Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man in
Bibliotheken den Bildungsgedanken wiederentdecken würde.
Für einige Bildungspolitiker wäre es zumindest eine wichtige
Neuentdeckung, denn das hat die Bibliotheken in den USA am Beginn des
letzten Jahrhunderts stark und das Land mächtig gemacht. Wenn nach Bacon
gilt: „Wissen ist Macht.“, dann hat Bildung zweifellos noch eine weitaus
größere Macht, denn eine gesunde Geistesbildung entfaltet erst durch die
Ausgewogenheit mit Körper-, Herzens- und Seelenbildung ihre volle
Wirksamkeit. Nur eine ausgewogene Bibliothek kann Bildung vermitteln,
darum waren Länder mit vielen, aber ideologisch ausgerichteten
Bibliotheken nie mächtig. Sie waren oft gewaltsam und entsprechend dumm,
aber keine gebildeten Mächte.
Mit freundlichen Grüßen
W. Umstätter
Strzolka, Rainer wrote:
> Also, ich bin ja so allerhand an Worthülsen und Moden gewöhnt, aber
> das nun
> auch die Bildung einem "controlling" unterworfen werden soll... echte
> Bildung zeichnet sich durch einen weiten Horizont aus, und der versagt
> sich
> jedem Controlling. Glücklicherweise...
>
> Grüsse von Rainer Strzolka
>
>
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