[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: 9. Sitzung des Standardisierungsausschusses / 2. Teil
- Date: Wed, 22 Dec 2004 18:02:31 +0100
- From: Heidrun Wiesenmueller <wiesenmueller@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: 9. Sitzung des Standardisierungsausschusses / 2. Teil
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
es hat inzwischen schon Tradition, dass uns der Standardisierungsausschuss
mit vorweihnachtlichen Ueberraschungen erfreut. Besten Dank deshalb an die
Arbeitsstelle fuer Standardisierung fuer den Kurzbericht ueber die Sitzung
vom 15. Dezember rechtzeitig zum Fest.
Hier einige Anmerkungen von meiner Seite:
1. Format:
Der nun beschlossene Umstieg auf MARC als Austauschformat macht in meinen
Augen grundsaetzlich Sinn, sofern gewaehrleistet ist, dass alle vorhandenen
Daten auch kuenftig transportiert werden koennen. Man wird daher an manchen
Stellen Ruecksicht auf die deutschen Verhaeltnisse nehmen muessen (zumal
die Hierarchien ja nur verringert, jedoch nicht gaenzlich abgeschafft
werden), so dass am Ende nicht die reine Lehre, sondern ein deutscher
MARC21-"Dialekt" herauskommen wird.
2. Regelwerk:
Die hier genannten Punkte lese ich mit gemischten Gefuehlen. Sehr zu
begruessen ist die Absicht, die Sonderregeln in das Hauptregelwerk zu
integrieren. Zumindest als Zielvorstellung akzeptabel ist auch die
Entitaetenangleichung, die ja eine wichtige Voraussetzung fuer den Einsatz
virtueller internationale Normdateien ist (obwohl ich glaube, dass die
Umsetzung voller Probleme und Fallstricke stecken wird).
Aber welchen Vorteil soll es bringen, die originalsprachlichen Ansetzungen
der RAK nun durch deutschsprachige Ansetzungsformen zu ersetzen? Die
Fremddatenuebernahme wird dadurch kein bisschen erleichtert (da im
angloamerikanischen Bereich bekanntlich englisch angesetzt wird), sondern
nur die eine Form der Inkompatibilitaet gegen eine andere eingetauscht -
ohne virtuelle internationale Normdateien wird es also trotz dieses
Beschlusses nicht gehen.
Weshalb dann der Aufwand? Bei den Personennamen mag dieser noch
ueberschaubar sein (obwohl man sich schon fragen muss, wie wir eigentlich
mit oeffentlichen Geldern umgehen - in die Erstellung der "Personennamen
des Mittelalters" sind schliesslich betraechtliche DFG-Mittel geflossen).
Eine entsprechende Umarbeitung der Gemeinsamen Koerperschaftsdatei hingegen
waere nach meiner Einschaetzung ein Mammutprojekt. Kleine Stichprobe im SWB
zur Verdeutlichung: Allein "Roma" (kuenftig "Rom") kommt in 5.193
GKD-Saetzen vor. Da wuesste man schon gerne, wieviele davon haendisch
korrigiert werden muessen und wieviele automatisiert umgesetzt werden
koennen (mit einem einfachen "suche - ersetze" ist es vermutlich kaum
getan). Leider wurde diese Frage - wie viele andere praktische Aspekte,
ueber die man gerne mehr gewusst haette - im Umstiegsprojekt nicht
untersucht; die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung setzte englische
Ansetzungen voraus.
Als Vorteil deutscher Ansetzungen wurde im Umstiegsprojektbericht die
"groessere Benutzerfreundlichkeit" genannt (S. 34). Nun ja... fuer Personen
kann man diese Argumentation vielleicht noch nachvollziehen - obwohl
vermutlich in den allermeisten Faellen die deutsche Form sowieso schon als
Verweisform im Datensatz vorhanden ist (so dass es also auch bisher schon
keine Probleme gab, wenn mit der deutschen Form gesucht wurde). Aber wie
oft suchen denn unsere Benutzer ueberhaupt nach Koerperschaften? Einige
Seiten spaeter (S. 81) liest man im Projektbericht: "Der Sucheinstieg ueber
Koerperschaften spielt keine grosse Rolle."
3. AACR3:
Man darf gespannt sein, wie das Joint Steering Committee auf den deutschen
Wunsch reagieren wird, sich aktiv bei der Entwicklung der AACR3
einzubringen. Im Projektbericht (S. 67) stand zu diesem Thema zu lesen:
"Die aktive Beteiligung in den Entscheidungsgremien wird derzeit eher
restriktiv behandelt."
4. Vorschlaege der AG Verbund:
Liest man Frau Michels Bericht, so erhaelt man den Eindruck, dass man sich
auf der Sitzung eigentlich nur ueber Regelwerksfragen unterhalten hat. M.W.
hatte die AG Verbund jedoch auch eine ganze Reihe sehr pragmatischer und
ausgesprochen sinnvoller Vorschlaege eingebracht, um die Zusammenarbeit zu
verbessern und den Datenaustausch zwischen den Verbuenden zu erleichtern
(z.B. Verwendung von ueberregional einheitlichen Identnummern fuer
Normdatensaetze, keine "Hausregeln" mehr in den Verbuenden, wechselseitige
Nutzung von Verbundaufnahmen und Fremddatenpools). Wurden diese wichtigen
Punkte denn in der Sitzung gar nicht thematisiert?
Mit vorweihnachtlichen Gruessen
Heidrun Wiesenmueller
--------------------------------
Heidrun Wiesenmueller M.A.
Wuerttembergische Landesbibliothek
Landesbibliographie / Karten- und Graphische Sammlung
Postfach 105441 D-70047 Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 8 D-70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711/212-4399 Fax.: +49 (0)711/212-4422
http://www.wlb-stuttgart.de/bawue/lanbib.html
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.