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Re: 9. Sitzung des Standardisierungsausschusses / 2. Teil



Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

es hat inzwischen schon Tradition, dass uns der Standardisierungsausschuss mit vorweihnachtlichen Ueberraschungen erfreut. Besten Dank deshalb an die Arbeitsstelle fuer Standardisierung fuer den Kurzbericht ueber die Sitzung vom 15. Dezember rechtzeitig zum Fest.

Hier einige Anmerkungen von meiner Seite:

1. Format:

Der nun beschlossene Umstieg auf MARC als Austauschformat macht in meinen Augen grundsaetzlich Sinn, sofern gewaehrleistet ist, dass alle vorhandenen Daten auch kuenftig transportiert werden koennen. Man wird daher an manchen Stellen Ruecksicht auf die deutschen Verhaeltnisse nehmen muessen (zumal die Hierarchien ja nur verringert, jedoch nicht gaenzlich abgeschafft werden), so dass am Ende nicht die reine Lehre, sondern ein deutscher MARC21-"Dialekt" herauskommen wird.

2. Regelwerk:

Die hier genannten Punkte lese ich mit gemischten Gefuehlen. Sehr zu begruessen ist die Absicht, die Sonderregeln in das Hauptregelwerk zu integrieren. Zumindest als Zielvorstellung akzeptabel ist auch die Entitaetenangleichung, die ja eine wichtige Voraussetzung fuer den Einsatz virtueller internationale Normdateien ist (obwohl ich glaube, dass die Umsetzung voller Probleme und Fallstricke stecken wird).

Aber welchen Vorteil soll es bringen, die originalsprachlichen Ansetzungen der RAK nun durch deutschsprachige Ansetzungsformen zu ersetzen? Die Fremddatenuebernahme wird dadurch kein bisschen erleichtert (da im angloamerikanischen Bereich bekanntlich englisch angesetzt wird), sondern nur die eine Form der Inkompatibilitaet gegen eine andere eingetauscht - ohne virtuelle internationale Normdateien wird es also trotz dieses Beschlusses nicht gehen.

Weshalb dann der Aufwand? Bei den Personennamen mag dieser noch ueberschaubar sein (obwohl man sich schon fragen muss, wie wir eigentlich mit oeffentlichen Geldern umgehen - in die Erstellung der "Personennamen des Mittelalters" sind schliesslich betraechtliche DFG-Mittel geflossen). Eine entsprechende Umarbeitung der Gemeinsamen Koerperschaftsdatei hingegen waere nach meiner Einschaetzung ein Mammutprojekt. Kleine Stichprobe im SWB zur Verdeutlichung: Allein "Roma" (kuenftig "Rom") kommt in 5.193 GKD-Saetzen vor. Da wuesste man schon gerne, wieviele davon haendisch korrigiert werden muessen und wieviele automatisiert umgesetzt werden koennen (mit einem einfachen "suche - ersetze" ist es vermutlich kaum getan). Leider wurde diese Frage - wie viele andere praktische Aspekte, ueber die man gerne mehr gewusst haette - im Umstiegsprojekt nicht untersucht; die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung setzte englische Ansetzungen voraus.

Als Vorteil deutscher Ansetzungen wurde im Umstiegsprojektbericht die "groessere Benutzerfreundlichkeit" genannt (S. 34). Nun ja... fuer Personen kann man diese Argumentation vielleicht noch nachvollziehen - obwohl vermutlich in den allermeisten Faellen die deutsche Form sowieso schon als Verweisform im Datensatz vorhanden ist (so dass es also auch bisher schon keine Probleme gab, wenn mit der deutschen Form gesucht wurde). Aber wie oft suchen denn unsere Benutzer ueberhaupt nach Koerperschaften? Einige Seiten spaeter (S. 81) liest man im Projektbericht: "Der Sucheinstieg ueber Koerperschaften spielt keine grosse Rolle."

3. AACR3:

Man darf gespannt sein, wie das Joint Steering Committee auf den deutschen Wunsch reagieren wird, sich aktiv bei der Entwicklung der AACR3 einzubringen. Im Projektbericht (S. 67) stand zu diesem Thema zu lesen: "Die aktive Beteiligung in den Entscheidungsgremien wird derzeit eher restriktiv behandelt."

4. Vorschlaege der AG Verbund:

Liest man Frau Michels Bericht, so erhaelt man den Eindruck, dass man sich auf der Sitzung eigentlich nur ueber Regelwerksfragen unterhalten hat. M.W. hatte die AG Verbund jedoch auch eine ganze Reihe sehr pragmatischer und ausgesprochen sinnvoller Vorschlaege eingebracht, um die Zusammenarbeit zu verbessern und den Datenaustausch zwischen den Verbuenden zu erleichtern (z.B. Verwendung von ueberregional einheitlichen Identnummern fuer Normdatensaetze, keine "Hausregeln" mehr in den Verbuenden, wechselseitige Nutzung von Verbundaufnahmen und Fremddatenpools). Wurden diese wichtigen Punkte denn in der Sitzung gar nicht thematisiert?

Mit vorweihnachtlichen Gruessen
Heidrun Wiesenmueller
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Heidrun Wiesenmueller M.A.
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