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OT: Moderation oder Zensur



Zum wiederholten Male erhalte ich vom Listenmoderator eine Mail mit
der Aufforderung, ein bestimmtes in dieser Liste diskutiertes Thema
nicht weiter zu verfolgen. Dies geschah, so wird mir mitgeteilt, auf
Wunsch einiger Listenteilnehmer, die ein Ende der Diskussion
wünschten; es ist aber früher auch schon ohne solche externe
Intervention geschehen. Ich halte einen solchen Vorgang für empörend,
und da der Listenmoderator nicht bereit ist, sein Vorgehen öffentlich
zu machen und zur Diskussion zu stellen, sehe ich mich gezwungen, dies
nun an seiner Stelle zu tun.

Um was geht es? Es geht um zwei Dinge: 1. um den Status der Liste
Inetbib, 2. um die Funktion des Moderators.

1. Inetbib hat sich faktisch zu einer Liste entwickelt, in der über
   viele, wenn nicht alle Belange des Bibliothekswesens debattiert
   wird. Manche finden das gut, andere nicht. Um hier trennschärfer
   vorgehen zu können, gab und gibt es zwei Möglichkeiten:
   a. uninteressante Threads einfach zu löschen bzw. mit Filtern zu
   arbeiten, b. Themen, die dem engen Schwerpunkt von Inetbib nicht
   entsprechen, durch OT im Subject zu kennzeichnen und dann
   gegebenenfalls zu filtern. Der Moderator ist nun aber offenbar der
   Auffassung, Inetbib sei im Kern eine Liste, die sich nur mit
   Internetfragen im Zusammenhang mit dem Bibliothekswesen
   beschäftigen solle, alles andere sei per definitionem off
   topic. Off-topic-Threads, so wird mir weiter gesagt, führten
   außerdem zu vermehrten Listenaustritten und seien daher entweder zu
   vermeiden oder durch OT zu kennzeichnen; folgt der Vorwurf, ich
   hätte das zuletzt nicht getan und damit die Moderatorenintervention
   provoziert. Das letztere ist nachweislich falsch, wie man sich
   leicht überzeugen kann, wenn man sich das Archiv der letzten Woche
   anschaut: ich hatte eine Diskussion zum Thema "Wissen und
   Bibliothek" begonnen und als OT gekennzeichnet; die Diskussion über
   das Problem des male bias hatte ich nicht begonnen, wohl aber
   darauf reagiert; daß diese Diskussion nicht durch OT gekennzeichnet
   war, wird man mir schlecht vorwerfen können, es sei denn der
   Vorwurf impliziert, daß alle Threads, die OT sind, aber an ihrem
   Beginn nicht als OT gekennzeichnet, von den Replizierenden im
   weiteren Verlauf als OT zu kennzeichnen seien. Das ist ersichtlich
   Unfug. Und ich würde dann gerne wissen, ob der Moderator in allen
   solchen Fällen Interventionsmails verschickt hat.

   Und damit bin ich wieder beim Punkt, um den es geht: entweder ist
   Inetbib eine Liste, die thematisch breit angelegt ist, dann sind
   alle Threads zulässig; oder es ist eine Liste, die nur
   Internetfragen zuläßt, dann sollten allen anderen Threads gleich zu
   beginn gestoppt werden. Da letzteres eben nicht durchweg geschieht,
   stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien denn nun interveniert
   wird. Ich sehe keine, muß also vermuten, daß hier durchaus
   Persönliches zum Zuge kommt, mag das nun so zu verstehen sein, daß
   man aus persönlichen Gründen bestimmte Themen für OT hält, aber
   zuläßt, aus gleichfalls persönlichen Gründen andere Themen für OT
   hält und stoppt; mag das schließlich auch so sein, daß man
   berstimmte Personen am liebsten gar nicht als Schreibende auf
   dieser Liste hätte.

2. Mit dem gerade Gesagten hängt die Frage nach der Funktion des
   Moderators zusammen. Ist die Liste breit angelegt, beschränkt sich
   die Funktion des Moderators darauf, in nur den Fällen zu
   intervenieren, da die Sache justiziabel zu werden droht. Ist die
   Liste eng angelegt als Liste zum Thema "Internet in Bibliotheken",
   sind alle anderen Themen gleich zu Beginn zu stoppen und die
   Diskutanten auf andere Foren zu verweisen. Da das eben NICHT
   geschieht, sondern mal so, mal so verfahren wird, kann ich nicht
   umhin, die Tatsache, daß und wie hier gestoppt wird, als Versuch
   einer thematischen Zensur zu betrachten, nach Kriterien, die ich
   nicht kenne. Es mag sein, daß man auf diese Weise die Liste
   "sauber" hält, aber dann sollte der Moderator eben auch klar sagen,
   daß er sich die Freiheit nimmt, nach gusto als thematischer Zensor
   zu agieren. Das ist dann ein Kontext, in dem ich in der Tat nichts
   verloren haben möchte.

Meine persönlichen Konsequenzen sind klar. Andere mögen tun, was ihnen
beliebt. Nur wissen sollten sie, was hier auf dieser Liste
geschieht. Nun wissen sie es.

Uwe Jochum


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.