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Re: Urheberrechtsverletzung mal anders
- Date: Wed, 15 Sep 2004 14:01:27 +0200
- From: Jakob Voss <jakob.voss@xxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: Urheberrechtsverletzung mal anders
Klemens Wolber schrieb:
ein Hinweis in Ihrer Angelegenheit, Ihr CMS System bei
http://wikisource.org ist zu 0% abgedichet, ohne jedes Login konnte ich
den sourcecode der Seite editieren.
Im Gegensatz zu Wikipedia und Wikibooks sind Wikisource, Wikiquote und
Wiktionary, zugegebenermaßen noch nicht ausgereift. Nicht unbedingt
bezüglich der freien Editierbarkeit, sondern bezüglich der von ihnen zu
Recht angemahnten Datenstrukturierung. Mir ging es allerdings nicht um
die Software sondern um die freie Lizensierung der Daten.
Ich bin gerne bereit, unsere Inhalte herzugeben - solange sie mich vorher
> fragen und unseren Namen nennen, und von einer komerziellen Nutzung
absehen
> und die Dritter ausschließen können.
Es geht gerade um die Nutzung Dritter, ohne vorher fragen zu müssen.
Bibliotheken müssen auch nicht vorher beim Verlag nachfragen, ob sie ein
Werk einem bestimmten Benutzer verleihen und er daraus möglicherweise
sogar noch eine Seite für private Zwecke kopieren darf. Was die
Namensnennung und den (übrigens bedauerlichen) Ausschluß kommerzieller
Nutzung betrifft, lässt sich das durch eine Lizenz regeln. Ich verweise
nochmal auf http://creativecommons.org Auch die Möglichkeit, die Daten
zu verändern, kann ausgeschlossen werden, was den Nutzungsrahmen
allerdings oft unnötig stark einschränkt.
Dann können Sie mir auch erklären, wieso der Erhalt eines Textes durch
> Open source besser gewährleistet ist als ohne. Bisher bin ich nämlich
> vom Gegenteil überzeugt.
Die Open Access und Open Content Bewegung hat viel mit Open Source
gemeinsam, ist jedoch nicht mit ihr identisch. Unter Erhalt verstehe
ich nicht allein die sachgerechte Lagerung des Orginaltextes, sondern
die Verfügbarmachung der daran geleisteten Erschließungsarbeit.
> Im Detail werden sie nämlich feststellen müssen, dass es nicht reicht,
einfach ein Eichendorff-Gedicht irgendwo reinzubasteln, das kann auch
> Gutenberg, die Arbeit steckt in der Logik und in den damit verbundenen
> Entscheidungen und der Datenkonsistenz.
Die Editionswissenschaft leistet ohne Zweifel eine nicht zu
unterschätzende Arbeit, die natürlich nicht einfach durch Freiwillige
und ungefragte Dritte ersetzt werden kann. Allerdings können diese einen
Beitrag dazu liefern, wenn die produzierten Inhalte frei verfügbar sind.
Stellen sie sich einmal vor, wie mühsam ihre Arbeit wäre, wenn sie für
jede Verwendung der Werke Eichendorffs erst einmal einen Rechteinhaber
ausfindig machen und mit ihm einen Vertrag aushandeln müssten!
Wenn Sie beispielsweise ihre Inhalte unter eine Open Content Lizenz
stellen, kann jeder eine CD daraus produzieren, die allerdings im
Gegensatz zu der von ihnen beanstandeten Ausgabe wiederum frei für
weitere Projekte verwendet werden kann. So haben alle etwas davon.
Mit freundlichen Grüßen,
Jakob Voß
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.