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Re: Urheberrechtsverletzung mal anders



Herr Voss,

ein Hinweis in Ihrer Angelegenheit, Ihr CMS System bei http://wikisource.org ist zu 0% abgedichet, ohne jedes Login konnte ich den sourcecode der Seite editieren. Zope/Plone, oder was sie da benutzen, kann das ... Oder ist das auch als "Open source" zu verstehen? Dann garantiere ich Ihnen in 4 Wochen den GAU.

Und was den Rest anbelangt, sage ich es einmal so: bei uns steht zwar nicht "Wiki" drauf, aber es ist "Wiki" drin. Ich bin gerne bereit, unsere Inhalte herzugeben - solange sie mich vorher fragen und unseren Namen nennen, und von einer komerziellen Nutzung absehen und die Dritter ausschließen können. Dann können Sie mir auch erklären, wieso der Erhalt eines Textes durch Open source besser gewährleistet ist als ohne. Bisher bin ich nämlich vom Gegenteil überzeugt. Im Detail werden sie nämlich feststellen müssen, dass es nicht reicht, einfach ein Eichendorff-Gedicht irgendwo reinzubasteln, das kann auch Gutenberg, die Arbeit steckt in der Logik und in den damit verbundenen Entscheidungen und der Datenkonsistenz. Als Editionswissenschaftler muß ich sagen, hat ihr Eichendorff-Gedicht mit unserm nicht viel zu tun. Und "erhalten" haben Sie mit ihrer Version nichts, denn Sie werden an der Frage schweitern, was es denn überhaupt ist, was sie da "erhalten" haben.

Ihr Klemens Wolber

Jakob Voss wrote:

Klemens Wolber schrieb:

ich will noch auf einen Fall aufmerksam machen, der sich mittlerweile bis vor den Bundegerichtshof durchgeklagt hat. Ausgangspunkt sind die Internetseiten www.klassikerwortschatz.uni-freiburg.de und www.freiburger-anthologie.de, auf denen wir in einer anthologischen Zusammenstellung die "wichtigsten" deutschsprachigen Gedichte in einer Auswertung für den Zeitraum 1720 bis 1900 zusammengestellt haben und alle diejenigen Gedichte, die in mindestens drei der ausgewerteten Anthologien auftauchen, in einer Liste / Datenbank auf den oben genannten Seiten auch als Volltext darstellen.


Wenn Sie die Inhalte anstatt eines "© 2000-2002 Freiburger Anthologie" mit einen klaren Lizenz versehen würden, könnten Sie sich einigen Ärger ersparen. Die Creative Commons Initiative bietet dazu eine Reihe vorgefertigter Lizenzen, mit denen sich beispielsweise auch die kommerzielle Nutzung verbieten lässt.

Noch besser ist natürlich die völlige Freigabe als Open Content, damit die Texte für die gesamte Menschheit erhalten bleiben. Nach Ablauf der Förderungsphase oder spätestens wenn alle Beteiligten gestorben sind, sind sonst auch die Daten in der Regel unbrauchbar. Über kurz oder lang wird sich sowieso irgend jemand die Arbeit noch einmal machen müssen, wenn sie nicht einer freien Nutzung zustimmen. Das Projekt Wikisource der Wikimedia Foundation: http://wikisource.org/wiki/Main_Page:Deutsch ist zwar bisher nur ein unprofessioneller Ansatz, aber bezüglich des Urheberrechts ist die Lizensierung unter einer freien Lizenz der einzig sinnvolle Weg.

Gruss,
  Jakob







Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.