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Re: Urheberrechtsverletzung mal anders
- Date: Wed, 15 Sep 2004 11:03:24 +0200
- From: klemens.wolber@xxxxxxxxxxx (Klemens Wolber)
- Subject: Re: Urheberrechtsverletzung mal anders
Herr Voss,
ein Hinweis in Ihrer Angelegenheit, Ihr CMS System bei
http://wikisource.org ist zu 0% abgedichet, ohne jedes Login konnte ich
den sourcecode der Seite editieren. Zope/Plone, oder was sie da
benutzen, kann das ... Oder ist das auch als "Open source" zu verstehen?
Dann garantiere ich Ihnen in 4 Wochen den GAU.
Und was den Rest anbelangt, sage ich es einmal so: bei uns steht zwar
nicht "Wiki" drauf, aber es ist "Wiki" drin. Ich bin gerne bereit,
unsere Inhalte herzugeben - solange sie mich vorher fragen und unseren
Namen nennen, und von einer komerziellen Nutzung absehen und die Dritter
ausschließen können. Dann können Sie mir auch erklären, wieso der Erhalt
eines Textes durch Open source besser gewährleistet ist als ohne. Bisher
bin ich nämlich vom Gegenteil überzeugt. Im Detail werden sie nämlich
feststellen müssen, dass es nicht reicht, einfach ein
Eichendorff-Gedicht irgendwo reinzubasteln, das kann auch Gutenberg, die
Arbeit steckt in der Logik und in den damit verbundenen Entscheidungen
und der Datenkonsistenz. Als Editionswissenschaftler muß ich sagen, hat
ihr Eichendorff-Gedicht mit unserm nicht viel zu tun. Und "erhalten"
haben Sie mit ihrer Version nichts, denn Sie werden an der Frage
schweitern, was es denn überhaupt ist, was sie da "erhalten" haben.
Ihr Klemens Wolber
Jakob Voss wrote:
Klemens Wolber schrieb:
ich will noch auf einen Fall aufmerksam machen, der sich mittlerweile
bis vor den Bundegerichtshof durchgeklagt hat. Ausgangspunkt sind die
Internetseiten www.klassikerwortschatz.uni-freiburg.de und
www.freiburger-anthologie.de, auf denen wir in einer anthologischen
Zusammenstellung die "wichtigsten" deutschsprachigen Gedichte in einer
Auswertung für den Zeitraum 1720 bis 1900 zusammengestellt haben und
alle diejenigen Gedichte, die in mindestens drei der ausgewerteten
Anthologien auftauchen, in einer Liste / Datenbank auf den oben
genannten Seiten auch als Volltext darstellen.
Wenn Sie die Inhalte anstatt eines "© 2000-2002 Freiburger Anthologie"
mit einen klaren Lizenz versehen würden, könnten Sie sich einigen Ärger
ersparen. Die Creative Commons Initiative bietet dazu eine Reihe
vorgefertigter Lizenzen, mit denen sich beispielsweise auch die
kommerzielle Nutzung verbieten lässt.
Noch besser ist natürlich die völlige Freigabe als Open Content, damit
die Texte für die gesamte Menschheit erhalten bleiben. Nach Ablauf der
Förderungsphase oder spätestens wenn alle Beteiligten gestorben sind,
sind sonst auch die Daten in der Regel unbrauchbar. Über kurz oder lang
wird sich sowieso irgend jemand die Arbeit noch einmal machen müssen,
wenn sie nicht einer freien Nutzung zustimmen. Das Projekt Wikisource
der Wikimedia Foundation: http://wikisource.org/wiki/Main_Page:Deutsch
ist zwar bisher nur ein unprofessioneller Ansatz, aber bezüglich des
Urheberrechts ist die Lizensierung unter einer freien Lizenz der einzig
sinnvolle Weg.
Gruss,
Jakob
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.