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Re: R-Reform: heute Entscheidung
- Date: Fri, 4 Jun 2004 13:26:26 +0200
- From: "Bernhard Eversberg" <ev@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: R-Reform: heute Entscheidung
On 4 Jun 04, at 11:17, W. Umstaetter wrote:
> das ist ja noch die eigentliche Frage, ob die
> "neue Orthographie ein Problem auch für bibliothekarische
> Datenbanken" bringt.
> Oder genauer gesagt, ob sie mehr Probleme bringt, als sie löst.
Genau zu dieser Klaerung dachte ich, einiges doch schon beigetragen zu
haben...
>
> Dass man Sprache grundsätzlich nicht einfrieren kann ist sicher.
> Und dieses Problem müssen wir für die bibliothekarische Erschließung in
jedem
> Falle lösen.
Das habe ich ein um's andere Mal zugegeben. Und hinzugefuegt, dass wir gerade
deswegen, WEIL es ja schon genug Inkonsistenzen gibt, nicht willkuerlich und
ohne
Not weitere hinzufuegen sollten. Wir werden jetzt das Englische damit
ueberrunden.
> Tatsache ist aber, dass Getrenntschreibung beim Retrieval den Bedarf an
> Frontmaskierungen verringert.
Bedingt. Woerter allerdings wie "nicht linear" oder "allein Stehende" sind
dann
u.U. nicht mehr findbar. Das gehoert zu den wirklich willkuerlichen und
absolut
unnoetigen Inkonsistenzen und vermehrt den Umfang des unproduktiven
Krimskrams-
Wissens, den man parat haben muss bei Benutzung von Katalogen und anderen
Suchsystemen.
> Wie weit dieser eindeutige Vorteil aber ins Gewicht fällt ist eine
> andere Frage.
So eindeutig ist der eben nicht, und einige Zahlen zu dieser Frage hatte ich
im
Beitrag von 1998 auch schon geliefert.
> Ihre Feststellung: "Die Ecke der ewig-gestrigen ist so klein im uebrigen
> nicht."
> macht mir gerade im Bibliotheksbereich große Sorgen,
> auch wenn Sie es etwas anders meinen ;-).
>
Mir machen eher die Brachial-Technokraten Sorgen, als welche die Reformer
sich
erwiesen haben. Und dass sich ueber solche Erscheinungen allzu wenige noch
Sorgen
machen, und wie gross die willige oder gleichgueltige Gefolgschaft ist, wie
wenig
Zivilcourage dagegen aufgebracht wird, wie oft wegen der Gesichtswahrung und
dergleichen unvernuenftige Entscheidungen zementiert werden, wie selten
Entscheidungstraeger Fehler zugeben koennen oder "unpassende" Fakten zur
Kenntnis
nehmen usw...
Nachdem ich aber in dieser Sache schon erheblich mehr Worte gemacht habe als
bei
vernuenftigem Verlauf der Dinge noetig haetten sein sollen, als Abschluss nur
noch dieses, aber damit reicht's dann (bringt ja jetzt eh nichts mehr):
Schrieb dereinst in langer Weile
Zeile man um saub're Zeile,
muß, um nur dabeizubleiben,
schneller als man kann heut schreiben.
Man überlebt durch Übertreibung,
wen kümmert noch die rechte Schreibung,
bis zuletzt in Wortgewittern
die Balken der Grammatik splittern,
Satzgebäude sinken in Ruinen
und begraben unter ihnen
liegen Wert und Sinn des Seins,
zum Nutzen nur des schönen Scheins.
B.E.
Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
D-38023 Braunschweig, Germany
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