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Re: AW: AW: Zeit fuer Elite-Bibliotheken?



Lieber Herr Rohde, liebe Liste,

an die Diskussion in diesem Forum im Mai letzten Jahres über die "Just-in-time"-Mentalität vieler Benutzer kann ich mich gut erinnern; da wurden wertvolle praktische Vorschläge und Lösungen angeboten, die alle jedoch m.E. das Grundproblem trotzdem nicht angesprochen haben, nämlich: Wie können wir unsere (Be)nutzer dazu animieren, über das absolute Minimum an persönlichem Einsatz (das entspricht Herrn Rohdes Beispiel "und es kommt ein junger Mensch an, reicht mir einen Zettel mit Literaturhinweisen und sagt: "Diese Buecher brauche ich" ) hinauszugehen.

Neulich hatte ich eine längere Diskussion mit unserem "Lieblingsquerulanten", der sich wegen eines defekten Kopierers aufgeregt hatte. Eigentlich schätze ich seine Kritik sehr, da er zielsicher die Schwachstellen unseres Systems entdeckt und bekanntgibt; Probleme haben meine Mitarbeiter und ich jedoch mit seinem oft sehr aggressiven Tonfall. Darauf angesprochen, erklärte er diesen mit seiner Wut gegen die unwürdige Behandlung der Studierenden an der Universität im Allgemeinen (nicht speziell in der Bibliothek), so dass er bei Pannen stellvertretend für seine angeblich malträtierten Kommilitonen aufregen müsste. Bezogen auf die Bibliothek interpretierte ich dies so, dass er beobachtet hat, dass wir nicht immer personell in der Lage oder auch willens sind, jeden Studierenden im Rahmen SEINER Erwartungen (und das auch noch mit einem Call-Center-Lächeln in der Stimme) zu bedienen. Er räumte allerdings ein, dass er selbst mit der Bibliothek und der Kompetenz der Mitarbeiter zufrieden wäre. Und warum? fragte ich und beantwortete die Frage selbst: Weil er als motivierter und intelligenter Student sich selbst den Umgang mit Bibliothek und Literaturrecherche angeeignet hat, egal, ob er unsere reichlich angebotenen aber spärlich besuchten Einführungen in Anspruch genommen hat oder autodidaktisch vorgegangen ist. Nur so gibt er uns die Möglichkeit, ihm weiter zu helfen, wobei die Betongung auf "weiter" liegt, denn bei den meisten Studierenden kommen wir nie über die allererste Anfangsstufe hinaus. Das hat er eingesehen, hatte aber auch keine Erklärung für die Bequemlichkeit der Mehrheit seiner Kommilitonen.

Herr Rohde hat Recht: wie können wir das allgemeine Niveau anheben? Müssen wir uns doch nicht nach Amazon u.ä. orientieren? Denn hiervor scheinen die meisten Studierenden keine Scheu zu haben.
Schöne Grüße aus dem sparwütigen München
Janet MacKenzie


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