Re: AW: AW: Zeit fuer Elite-Bibliotheken?

["Volker Hartmann" <hartmann _at__ hab.de>]

> Das Problem ist ja nicht die Nachfrage von Seiten der Studierenden,
sondern was an Dienstleistungen gefordert wird, naemlich aus meiner
Sicht vieles im unteren Niveau. Wenn ich Abenddienst im Katalogsaal
habe (18.00-21.00 Uhr) und es kommt ein junger Mensch an, reicht mir
einen Zettel mit Literaturhinweisen und sagt: "Diese Buecher brauche
ich.", unausgesprochen also: "Koennen Sie mir das suchen?", dann
frage ich mich, ob der sonst auch alles nachgetragen bekommt.


Lieber Herr Rohde,

wahrscheinlich wird sich der Benutzer denken "wieso sitzt der
Bibliothekar immer bloß faul herum? Der kann ruhig mal was für mich
tun!" Schließlich wird allerorten bessere Dienstleistung verlangt. :)
Ich weiß, das wäre sehr unfair von dem Benutzer, aber sind Sie
wirklich fair gegenüber ihm? Was wissen Sie von seinem Leben und
seiner Arbeit?

Im Ernst, solche moralisierenden Vorwürfe helfen nicht. Die ganze
Gesellschaft wirft sich gegenseitig Faulheit und mangelndes
Verantwortungsbewusstsein vor und nur wir selbst sind natürlich immer
ganz furchtbar gewissenhaft und fleißig. Klar, über unsere Arbeit
wissen wir auch gut Bescheid, hingegen die der anderen ... Vielleicht
ist der "junge Mensch" ja nur unerfahren in den Spielregeln der
Bibliothek und muss sie noch lernen.  Da weist man ihn halt darauf
hin, dass er sich die Bücher im OPAC selbst heraussuchen muss und
dann bestellen kann. Und wenn er dann den Zeitschriftenartikel, den
er als solchen nicht erkennt, dort nicht findet, kann er ja
wiederkommen und man hilft ihm auf die Sprünge. Dann kann man ihn
auch gleich auf den nächsten Termin für eine allgemeine
Benutzereinführung hinweisen, wo ihm geholfen wird, wie man solche
und andere knifflige Fälle gleich selbst lösen kann.

Allerdings wäre ich auch sehr - wie Sie - für die allgemeine Anhebung
des Niveaus, d.h. in diesem Fall schon für eine Sensibilisierung des
Problems der Informationsrecherche und -beschaffung in der Schule.
Statt nur Wissen einzutrichtern, das womöglich nie mehr gebraucht
wird oder morgen schon veraltet ist, wird es immer wichtiger zu
wissen: Wie finde ich relevante Information und bereite Sie am besten
für mich und andere auf. Also (unter anderem): Bibliothekare in die
Schulen und Schüler in die Bibliotheken!

Viele Grüße,
Volker Hartmann