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Re: AW: Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?
- Date: Sat, 12 Jul 2003 14:30:05 +0200
- From: "E.Steffmann" <nc-esteffst _at__ netcologne.de>
- Subject: Re: AW: Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?
Sehr geehrter Herr Umstaetter,
ich möchte Sie darauf hinweisen, das Sie offensichtlich in Ihrem
Verteilersystem eine falsche E-Mail Adresse eingegeben haben, denn seit
gestern erhalte ich ständig E-Mails, die offensichtlich nicht für uns
bestimmt sind. Ich möchte Sie daher bitten, Ihre Eingaben noch einmal zu
überprüfen.
Vielen Dank im voraus.
Mit freundlichem Gruß
Wolfagng Steffmann
----- Original Message -----
From: "Prof. Dr. Walther Umstaetter" <h0228kdm _at__ rz.hu-berlin.de>
To: "Internet in Bibliotheken" <INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de>
Sent: Saturday, July 12, 2003 11:18 AM
Subject: Re: AW: Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?
> Ulrike Müller-Kaspar wrote:
>
> > am 11.07.2003 14.00 Uhr schrieb Rohde Bernd unter
Bernd.Rohde _at__ stub.unibe.ch:
> >
> > > Und genau in diese
> > > Hauptsache-es-macht-Spass-Rolle werden neben den Schulen die
Oeffentlichen
> > > Bibliotheken gedraengt, die ja neben den Schulen, fuer uns
Bibliothekare
> > > zumindest, das zweite Standbein der Bildung von Kindern und
Jugendlichen sind.
> >
> > Grundsaetzlich stimme ich Ihnen voll zu. Als Buecher verschlingende
Mutter
> > eines nicht lesenden Kindes gebe ich jedoch zwei weitere Standbeine der
> > Bildung von Kindern und Jugendlichen zu bedenken: Fernsehen
(tatsaechlich,
> > erstaunlicherweise) und Computerspiele. Das Prinzip des Kolonialismus
laesst
> > sich auch über "1592" (ich hoffe, das Spiel heisst wirklich so) lernen.
> > Medien sind heute friedlich nebeneinander alles, was Inhalte
transportiert -
> > Buecher, Zeitungen, Filme, Videos, Computerspiele, Chats, Radio ...
> > Wir muessen uns damit abfinden, dass etwas Viereckiges heutzutage
offenbar
> > flimmern muss, damit es wahrgenommen wird.
> > Schönes Wochenende aus Wien!
> > Ulrike Müller-Kaspar
> > www.textwerkstatt.at
> > die _at__ textwerkstatt.at
>
> Das nennt man Medienkompetenz im eigentlichen Sinne, wenn man in der Lage
ist zu
> erkennen,
> wann welches Medium wofür geeignet ist, um Information optimal zu
vermitteln.
>
> Das Erstaunen darüber, das Fernsehen auch ein wichtiges Bildungsmedium
ist, zeigt,
> dass es hier erhebliche Fehleinschätzungen gibt. Lesen ist auch nicht per
se von
> Vorteil.
> Da gibt es auch den altbekannten und gefährlichen Schund mit Irreführungen
und
> Suchterscheinungen, wie bei Videos, Computerspielen, Internet, Radio etc.
>
> Dass neue Informationsmedien das größte Interesse finden liegt gerade an
dieser
> Medienkompetenz, weil man neue Medien testen muss, bevor man über sie
urteilt.
> Wie hart neue Medien von inkompetenten Leuten schon verurteilt wurden
> ist schon seit dem Mythos von Theut bekannt. Als man bei der Ausbreitung
der Schrift
>
> befürchtete, dass die Menschen ihr Gedächtnis nicht mehr nutzen würden,
> weil das dokumentierte Langzeitgedächtnis an seine Stelle tritt.
>
> Bibliotheken haben im letzten Jahrhundert reihenweise "Neuen Medien" in
sich
> aufgesogen,
> weil man sie im Vergleich mit den alten Medien sehen und verfügbar haben
muss.
>
> Dass dabei Rundfunk und Fernsehen zunächst keine Rolle spielten lag an der
scheinbar
>
> ephemeren Information und der damit verbundenen geringen Archivwürdigkeit.
> Bei der heutigen Digitalisierung, bei der man am Computer direkt aus einer
laufenden
>
> Sendung heraus Zitate erzeugen kann, ist das anders.
> Von 100 Mio. Items hat die Library of Congress nur noch 20 Mio.
Buchanteil.
>
> Medienkompetenz ist ohne die Digitale Bibliothek, in der man dazu übergeht
alle
> bisherigen
> analogen und digitalen Medien in einer multimedialen Form (der binären
Schrift)
> zusammenzuführen, nicht zu gewinnen.
>
> Dass die Rolle der Bibliotheken in Deutschland so marginal ist, liegt
daran, dass
> man sie hierzulande
> zu stark auf das Buch reduziert. Darum sollen an den neuen Ganztagsschulen
ja auch
> neue
> Medienzentren eingerichtet werden. So kann keine Medienkompetenz
entstehen,
> wenn man nicht alle Informationsmedien im freien Wettbewerb konkurrieren
lässt.
> Die Digitale Bibliothek ist nichts anderes als ein modernes Medienzentrum.
> Sie hat die früheren meist analogen Medienzentren längst hinter sich
gelassen.
>
> Der Mangel an Medienkompetenz gibt sich durch nichts so deutlich zu
erkennen,
> wie durch die Unterschätzung der nationalökonomischen Bedeutung der
Bibliotheken.
>
> Dass unsere Bibliotheken dabei einer erhebliche Verbesserung und
Modernisierung
> bedürfen
> (und ich meine hier nicht Hunderte von Neubauten mit architektonischen
Glanzpunkten)
>
> ist klar. Trotz einer solchen Investition sind Bibliotheken die beste
Sparmaßnahme
> in der Bildung die es gibt.
> Weil man zum selbst lernen anregt,
> weil man Begabungen dort fördert wo sie liegen,
> weil man allen die gleichen Bildungschancen gibt (auch Arbeitslosen),
> weil man "Nullbockmentalität" verringert,
> weil man nicht neben jeden Schüler einen Lehrer stellen muss,
> weil man damit freiwillige Foren zur Zusammenarbeit von Interessengruppen
schafft,
> weil man aus einer teilweise banalen Spaßkultur eine Lernkultur erzeugt,
> weil die Informationsmedien optimal ausgenutzt werden,
> und weil jeder das für ihn am besten geeignete Informationsmedium suchen
und finden
> kann.
>
> Bildung braucht die Bibliothek als Basis.
>
> MfG
>
> Umstätter
>
>
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.