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Re: Bibliothekskatalog / Suchmaschine
Kollege Kaemper hat wieder eine sehr klare Sicht der Dinge.
(Metadaten hatte ich nicht erwaehnt, richtig, aber wo zeigt sich
denn schon ein ueberzeugender, praktischer Nutzen?)
Nochmals: die Absicht war keinesfalls, Wert und Leistung der
Suchmaschinen zu schmaelern. Kein Katalog macht z.B. ein Gedicht
auffindbar, wenn man nur irgendeine Zeile davon weiss. Und die
Image-Suche von Google ist ohne Parallele in der Bibliothekswelt.
Kaemper gibt ferner zu bedenken:
> Was er [der Nutzer] braucht, ist eher ein Leitfaden durch den
> Dschungel der verfuegbaren Werkzeuge und Anhaltspunkte fuer Ihre
> differenzierte Bewertung und fuer die Beantwortung der Frage, in
> welchen Faellen man was einsetzen kann.
und er gibt noch ein paar Hinweise auf gute Uebersichten dazu.
Schoen. Es zeigt sich aber auch wieder das alte Dilemma, dass
unsere Erklaerungen oft laenger sind als die Geduld des Publikums.
Wer will schon so viel wissen! Allerdings war das nicht meine
Zielrichtung.
Man mag sich mit einer "ersten Naeherung" begnuegen und
sagen:
Buch oder Zeitschrift? --> OPAC
Irgendeine Information? --> Internet
und dazu der Hinweis: bei Misserfolg nicht sofort aufgeben,
sondern andere Suchwoerter ausdenken.
Das liegt vielleicht noch innerhalb der Geduldsgrenze. Es macht aber
auch schon ein zweites klar, das meine Liste nicht deutlich genug
aussagt: OPAC und Suchmaschine sind nicht nur schwer vergleichbar,
sie sind gar keine Alternativen, weil sie disjunkte Bestaende
erschliessen (Punkt 1), wobei die praktischen Moeglichkeiten und
Gegebenheiten hoechst unterschiedlich sind.
Deshalb koennte man einen Vergleich als akademisch oder gar muessig
abtun. In zweiter Naeherung jedoch, und besonders wenn man zwischen
den Instrumenten wechselt, sind ein paar Kenntnisse schon nuetzlich.
Und spaetestens in dritter Naeherung ist die Liste natuerlich zu
knapp und einseitig.
Wir muessen aber dazulernen, abgesehen von unserer Aufgabe, zur
Vermittlung des status quo beizutragen. Unsere Aufgabe ist
die Verbesserung von Katalogen. Kataloge beruhen
noch auf Prinzipien, die 1961 zuletzt diskutiert wurden, aber jetzt
schon ueber 100 Jahre alt sind (RAK 101). Es hat wenig nennens-
werte Versuche gegeben, darueber hinaus zu gehen oder die
Prinzipien zu aktualisieren oder zu modifizieren. Mir fallen da
nur die Duesseldorfer Milos-Projekte ein und OSIRIS in Osnabrueck.
Ueber deren Ausstrahlung und Nachnutzung (wohl nur Bremen im
Falle OSIRIS) ist mir wenig bekannt. Beides laeuft hinaus auf eine
Anreicherung der duerren Katalogdaten durch automatische Methoden.
Und hier liegt ja ein Kernproblem: unsere Daten sind zu mager fuer
neue Funktionen, z.B. hinsichtlich Ranking, aber ihre Herstellung ist
unverhaeltnismaessig teuer im Vergleich zu einem automatischen
Harvesting. (Das gehoert auch in die Liste!)
Koennten wir fuer's selbe oder weniger Geld gehaltvollere Daten
gewinnen? Inhaltsverzeichnisse scannen, Vorworte, Literaturver-
zeichnisse - das ergibt keine normierten Daten, dafuer aber
viel mehr retrievaltaugliches Wortmaterial. OCLC hat vor Jahren
auch schon Versuche auf dem Gebiet angestellt (Fred Kilgour
hatte noch damit angefangen), weiss jemand was ueber Ergebnisse?
Anderes Beispiel:
Im "Ohiolink" gibt es Datensaetze, und das geht vermutlich auf die
Versuche zurueck, mit besonderen MARC-Kategorien (970) fuer die
Kapitelueberschriften eines Buches, und diese sind indexiert.
http://olc1.ohiolink.edu/search
z.B. der Titel
"Global warming and the built environment"
Steht das Suchwort im Inhaltsverzeichnis, ist das durch rote
Schrift auch dort sichtbar.
WELCHE Titel aber auf diese Weise angereichert werden (alte
nicht, aber ob alle neueren?), das ist fuer den Nutzer nicht
ersichtlich, doch das Verfahren wird offenbar laufend praktiziert.
Das Gemeinsame der zitierten Beispiele ist: es werden Wege gesucht,
die mageren Katalogdaten sinnvoll anzureichern. Theoretische
Grundlagen dafuer (und z.B. fuer ein darauf gegruendetes Ranking)
und praktikable Verfahren fuer einen Routineeinsatz sind wohl
noch ein Stueck weit entfernt. Das ist ein Feld fuer die
Bibliothekswissenschaft.
Damit soll's genug sein an dieser Stelle, mehr als Denkanstoesse
kann man vorerst nicht geben.
Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
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