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Re: Filtersoftwaere: Fuer und Wider



Hallo Herr Schaarwaechter, 

> Bei Typ a) habe ich erhebliche Bedenken. Im Inhalt der Liste, die gesperrt
> wird, begruendet liegt die Tatsache, dass diese Liste vom Programmierer
> der Software erstellt wird und *nicht* oeffentlich ist. Niemand kann
> einsehen, welche Adressen da gesperrt werden. Wenn sich ganze Kampagnen
> dagegen wehren, vom Staat zensiert/ueberwacht zu werden, wieso meckert
> niemand, wenn *ein* Programmierer bestimmt, welche Seiten in -zig
> Bibliotheken (nicht) aufgerufen werden koennen? Beispiele aus Tests
> der Filtersoftware haben gezeigt, dass vieles ueber einen Kamm geschert
> wird. Beispiel: Sperren von http://www.susx.ac.uk, weil das Wort SEX
> dort erscheint.
> Noch ein Aspekt, weniger relevant: Die Negativliste der Adressen
> hinkt, selbst wenn sie inhaltlich korrekt sei (wer definiert das?), immer
> hinter den Tatsachen hinterher. Findige Nutzer werden immer ein
> Schlupfloch finden, eine neue Adresse, die nicht gesperrt ist und trotzdem
> unerwuenschte Inhalte praesentiert.

Ich gebe Ihnen voellig recht mit Ihren Bedenken, wobei meines Wissens 
die meisten Filterprogramme nicht mit starren Adresslisten, sondern 
mit einer Art 'Stoppwortliste' arbeiten, die veraendert und erweitert
werden kann. 
Trotzdem kann man Filtersoftware nach dem augenblicklichen Entwicklungs-
stand bestenfalls als Feigenblatt betrachten, die von Ihnen genannten
Maengel sind ja wohl auch mit Diskussionsgegenstand bei den amerikani-
schen Kollegen. 
Solange die Hersteller dieser Programme allerdings nichts besseres zu
bieten haben erscheint es mir angesichts der zum Teil recht wider-
spruechlichen Aussagen der Bibliotheksrechtsexperten fuer eine Biblio-
thek auf jeden Fall angeraten, Filtersoftware einzusetzen. 
Natuerlich wird dabei auch Erwuenschtes herausgefiltert, aber ich halte
das im Zweifelsfall immer noch fuer besser, als wenn es aufgrund des
Fehlern eines solchen Programms zu unerwuenschten rechtlichen und
auch oeffentlichkeitswirksamen Konsequenzen kommt.
Ich kann mir lebhaft vorstellen, mit welcher Begeisterung sich z. B.
die Regionalpresse auf einen vermeindlichen Internet-Skandal in der
oertlichen oeffentlichen Buecherei stuerzen wuerde ...

Viele Gruesse aus dem Zweistromland.

Uwe Boettcher
-- 
Uwe Boettcher
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