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Virtuelle Bibliothek - noch Xne Meinung



Nein, nein, lieber Herr Didszun, das haut ja eben doch auch nicht so
hin, "irgendwo" haben Sie ja recht, aber wenn Sie den gesamten Komplex
betrachten, Begriffsinhalt, bibliothekarischen Volksmund und sprachliche
Logik beruecksichtigen, dann stimmt es ganz schnell wieder nicht. 
Ich habe mich vor einiger Zeit schon einmal an der Diskussion zum
gleichen Thema an gleicher Stelle geaeussert und es daher jetzt auch
gleich gelassen, weil ich meine, dass wir diese Diskussion nicht mehr zu
einem Ergebnis bringen koennen. Der Sprachgebrauch ist mittlerweile so
irrefuehrend geworden, - teils falsch, teils widerspricht er auch der
Logik-, dass Sie immer an einer Stelle mit der Definition auf
Widersprueche stossen.

Nehmen wir mal Ihre Definition:
Sie definieren "virtuell" aus der Sicht des Benutzers - diese Bibliothek
ist fuer ihn virtuell, weil sie fuer ihn als Bibliothek konventioneller
Art (oder Teil derselben) nicht besteht bzw. nicht wahrgenommen wird.
Aber objektiv ist das, was er da benutzt, natuerlich das Produkt einer
durchaus nicht virtuellen Bibliothek, denn diese exstiert ja
tatsaechlich, nur eben nicht in seinem Wohnzimmer. Sie ist nicht
virtuell, sondern er spielt nur virtuelle Bibliothekbenutzung. 
Im Fernsehen ist es moeglich, virtuelle Raeume zu simulieren, die der
Betrachter als Raum wahrnimmt, die aber realiter nicht existieren, nicht
einmal im Fernsehstudio - das ist tatsaechlich Virtualität. Auch mit
speziellen Brillen koennen Sie vitualitaet erzielen, auch mit anderen
Simulatoren - mit einem Flgsimulator koennen Sie auf Ihrem PC einen Fluf
virtuell erlleben. 
Aber wenn wir sagen, dass die moderne Bibliothek mit - ich sage es
bewußt so allgemein - virtuellen Aspekten arbeitet, dann kann eine
Bibliothek nur dann als "virtuell" bezeichnet werden, wenn sie komplett
virtuell ist, also praktisch als Bibliothek gar nicht existiert, sondern
lediglich als WWW-Simulation, der digitale Daten zugrunde liegen. Nach
meiner sprachlichen Logik ist eine Bibliothek, die  a u c h  Digitales
im Netz anbietet, schlicht eine Bibliothek (eine moderne, eine
zeitgemaesse, oder wie oder was immer), aber keine virtuelle.

Daher mein Vorschlag: Versuchen wir erst gar nicht zu definieren, was
eine "Virtuelle Bibliothek" ist, sondern akzeptieren wir die vielen
unterschiedlichen Verwendungen und hoffen wir, dass der Benutzer des
Begriffs das meint, was wir glauben, dass er´s meint.

Nichts fuer ungut

Hans-Peter Thun


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