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Re: Europäische Open-Content-Lizenzen
- Date: Wed, 4 Jun 2003 09:25:41 +0200
- From: Jörg Prante <prante _at__ hbz-nrw.de>
- Subject: Re: Europäische Open-Content-Lizenzen
Am Dienstag, 3. Juni 2003 11:41 schrieb Christian Hauschke:
> Dass er allerdings völlig frei entscheiden kann, was damit
> passiert; dass er die Hochschule (und somit den Steuerzahler) sogar nötigen
> kann, doppelt für den Artikel zu bezahlen, entzieht sich meinem
> Verständnis.
Sehr geehrter Herr Hauschke,
auch die völlige Entscheidungsfreiheit des Professors wird von den
Marktverhältnissen im wissenschaftlichen Publikationsprozeß relativiert und
begrenzt.
Um die Doppelbezahlung durch die öffentliche Hand zu erklären, muß man weiter
ausholen und die Hochschulexpansionsprozesse in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts beleuchten, die in Westdeutschland zu einer Blüte der
kommerziellen wissenschaftlichen Fachverlage geführt haben, in einer Zeit,
als jeder Professor dankbar war, Verlagen Verwertungsrechte abtreten zu
können, die damals viel besser als die durch die enormen Pubilkationszuwächse
oft überforderten wissenschaftlichen Fachgesellschaften vermarkten und
veröffentlichen konnten. Dadurch sind die Verlage groß geworden.
Im heutigen Umbruchs- und Konzentrationsprozeß im Verlagswesen sind einige
Verlage so mächtig geworden, daß Professoren obgleich ihrer staatlich
zugesicherten Privilegien keine Wahl bleibt, als unter den Bedingungen der
kommerziellen Verlage zu veröffentlichen; es sei denn, es handelt sich um
namhafte Wissenschaftler, die sich aufgrund ihres Namens verweigern können.
Die Bedingungen der Verlage, davon kann man ausgehen, sind in der Regel
exklusiv ausgelegt, d.h. sie schließen Veröffentlichungen durch Dritte aus.
Eine Analyse mit einem Fazit über die Herausbildung alternativer und
preisgünstiger Publikationsmodelle bietet Remco van Capelleveen:
http://www.ub.fu-berlin.de/service/e_publikationen/mitarbeiter/rvc/e-journals.html
Viele Grüße
Jörg Prante
--
Jörg Prante
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