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Re: "Fit in der Bibliothek?" - Online-Tutorial der UB Kassel
Am Dienstag, 17. Dezember 2002 16:42 schrieb Barbara Pagel:
> Jetzt ist eigentlich nur noch eine sehr wichtige Frage offen geblieben: Wie
> kann man nun herauskriegen, wie ein solches Quiz angenommen wird? Man kann
> zählen, wie oft zugegriffen wird, oder anhand von Fragebögen Einschätzungen
> erfragen usw. Was könnte man noch machen? Was haben Sie da für Erfahrungen,
> welche Methoden wenden Sie an?
Sehr geehrte Frau Pagel, liebe Liste.
Sowohl Fragebögen als auch Zugriffsstatistiken sind geeignete Mittel die
Akzeptanz zu erheben. Dabei sind jedoch einige Details zu beachten.
Bei der Erhebung der Zugriffsstatistiken ist die absolute Häufigkeit des
Zugriffs vermutlich wenig aussagekräftig, und zwar aus mehreren Gründen:
Zunächst einmal fehlt ein aussagekräftiger Vergleichsmaßstab, also ab welcher
Häufigkeit man von einer guten Akzeptanz sprechen kann. Zweitens hängt diese
Statistik noch von weiteren nicht kontrollierbaren Faktoren ab, z.B. dem
Bekanntheitsgrad der Zugriffsseite. Drittens lässt sich ein ansonsten recht
gutes Maß, die Rate der Wiederkehrer, in diesem Fall nur schlecht anwenden,
da ein (beliebiges!) Quiz, im Vergleich zu anderen "Diensten" dem
Wiederkehrer kaum einen Mehrwert bietet.
Dennoch gibt es in diesem Fall Möglichkeiten sinnvoller Datenerhebung mit
Zugriffststatistiken. Z.B. lässt sich erfassen, wie lange bzw. intensiv ein
Besucher das Quiz nutzt, ob er also das ganze Quiz ducharbeitet oder früh
abbricht. Interessant ist vielleicht auch die Rate richtiger Antworten, die
man zu einer Eichung des Quiz verwenden kann. Ist die Rate zu niedrig, ist
das Quiz zu schwer, was vermutlich Frustration erzeugt. Ein zu leichtes Quiz
hingegen kann langweilig sein. Darüberhinaus lässt sich so auch feststellen,
ob und wo es kritische Wissenslücken bei den Benutzern gibt.
Der Vorteil der Zugriffsstatistiken liegt zweifelsfrei darin, dass man die
tatsächliche Nutzung als Kriterium für die Akzeptanz zur Verfügung hat. Mit
Fragebögen hingegen erfasst man grundsätzlich nur die Einstellung und nicht
das Verhalten. Hier ist es besonders wichtig, systematische Verzerrungen
durch die sorgfältige Formulierung und Auswahl der Fragen zu vermeiden. Eine
gute Darstellung dieser Problematik findet sich, wenn mich die Erinnerung
nicht täuscht, in J. Bortz & Nicola Döring (1995), Forschungsmethoden und
Evaluation
Einen kurzen Überblick habe ich (ad hoc) hier gefunden:
http://www.stats.gla.ac.uk/~goeran/courses/s2t2001/section4-1.pdf
Nach neueren Erkenntnissen der Evaluationsforschung ist übrigens auch mit
Fragebögen eine halbwegs valide Erfassung der Verhaltenskomponente von
Akzeptanz möglich. Statt dem sog. "actual use" greift man dabei auf das
Konstrukt "intention to use" zurück. Eine Darstellung findet sich in
E. Milchrahm (2002). Entwicklung eines Modells zur Akzeptanzproblematik von
Informationstechnologie. In: Hammwöhner, Wolff & Womser-Hacker (Hrsg.).
Information und Mobilität. Schriften zur Informationswissenschaft. Bd. 40.
Einen konkreten Fragebogen zur Evaluation von Lernprogrammen, der auch die
Akzeptanz einbezieht findet sich in:
Martina Weber (1998). Evaluation von multimedialen Lernprogrammen als Beitrag
zur Qualitätssicherung von Weiterbildungsmaßnahmen.
Diese Schrift enthält aber auch einen Kriterienkatalog zur Expertenanalyse von
Lernprogrammen. Diesen möchte ich Frau Rockenbach und ihrem Team ganz
besonders nahe legen, da ich nach wie vor glaube, dass in der didaktischen
und inhaltlichen Ausgestaltung von "Fit" erheblicher Nachbesserungsbedarf
besteht.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Schmettow
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Martin Schmettow
Universitätsbibliothek Regensburg
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.