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Re: "Fit in der Bibliothek?" - Online-Tutorial der UB Kassel
Lieber Herr Schmettow,
nach meinem Geschmack ist Ihre Rückmeldung an Frau Rockenbach leider nicht so aufgebaut, dass sie nicht frustiert oder beleidigt. Sie ist doch sehr harsch im Ton und betont die negativen Aspekte (wenn sie auch konstruktiv im einzelnen ist).
Ihren letzten Satz, wonach Ihr Gesamteindruck der ist, dass die KollegInnen in Kassel ihre Benutzer eigentlich nur vorführen wollen und gar nicht an einer wirklichen Wissenvermittlung interessiert sind, kann ich nach Durchsicht des Tutorials nicht nachvollziehen. Ich halte Ihren Gesamteindruck für
eine Unterstellung.
Natürlich kann einiges auch noch verbessert werden. Da ist es sehr hilfreich, wenn Fachleute mal Tipps geben.
Und es muss auch zugegeben werden, dass Nicht-Fachleute, also Menschen, die weder psychologisch, noch pädagogisch-didaktisch vorgebildet sind, vielleicht nicht der "Gefahr" entgehen können, sachfremde Motive bei der Schulungsarbeit zu befriedigen. Z.B. "auch einmal" das Erlebnis zu haben, "alles" zu
wissen oder "dummen" Teilnehmern mal ihre "Dummheit" vor Augen zu führen.
Ich habe zusammen mit anderen KollegInnen sehr viel Schulungsarbeit für die ZDB gemacht und wir mußten uns - als nicht-professionelle Trainer - auch mächtig anstrengen, das Programm so zu gestalten, dass es möglichst effektiv für die Teilnehmer ist. Ist uns mit Sicherheit nicht immer gelungen und
die vorhandenen Programme können noch und noch verbessert werden.
Martin Schmettow schrieb:
> Sehr geehrte Frau Rockenbach.
>
> Es wird aus Ihrer Beschreibung nicht ganz klar, ob es sich bei "Fit für die
> Bibliothek?" um eine als Tutorial getarnte Datenerhebung zur
> Informationskompetenz Ihrer Benutzer handelt oder ob Sie tatsächlich
> versuchen, mit einem Tutorial die Informationskompetenz Ihrer Benutzer zu
> steigern.
> In beiden Fällen hätte ich da einige Anmerkungen:
>
> Erklärungen, wie man die vermutlich historisch bedingten Stolperfallen Ihres
> Rechreche- und Ausleihsystems umschifft, als "Informationskompetenz" zu
> bezeichnen ist vielleicht etwas übertrieben
>
> Im Falle einer Datenerhebung sollten bzw. müssen Sie den Probanden darauf
> explizit hinweisen. Das ist eine ethische Pflicht.
>
> Im folgenden gehe ich mal davon aus, dass Sie wirklich ein Tutorial machen
> wollten:
>
> Die Gestaltung der Startseite ist, glaube ich, etwas unglücklich. Ich habe
> eine Weile gebraucht, bis ich erkannt habem, dass man sich mit den Links auf
> der linken Seite durch das Tutorila navigieren muss. Besser wäre vielleicht
> ein <Weiter>-Button.
Vielleicht haben die Kolleginnen das ja schon verbessert aufgrund Ihrer Anregung, aber man findet rechts auf der Startseite den Link "Fit in der Bibliothek?" Ich würde das für ausreichend halten.
> Die didaktische Form, die Sie gewählt haben, lässt sich eigentlich kaum als
> Tutorial bezeichnen. Davon würde man erwarten, dass es dem Benutzer
> Wissenseinheiten vermittelt um allenfalls dann eine Quiz zum Selbsttest
> anzubieten.
> Es handelt sich bei Ihrem "Tutorial" wohl eher um ein Quiz.
> An dieser Stelle frage ich mich, ob das eine geeignete Form ist, Ihren
> Benutzer Recherchekompetenz zu vermitteln.
Ich nehme mal an, dass sich dieses Quiz/Tutorial an den am häufigsten gestellten Benutzerfragen ausrichtet und zur schnellen Orientierung dienen soll. Dafür halte ich diese knappe Form für geeignet.
> Wenn es denn unbedingt ein Quiz sein soll, möchte ich Ihnen wenigstens einige
> Verbesserungsvorschläge machen:
>
> Vermeiden Sie besserwisserischen Ton!
Das ist sehr wichtig, darauf sollte man die allergrößte Sorgfalt richten und dieses Quiz/Tutorial noch einmal durchgehen. Wir versuchen uns dann immer vorzustellen, welche Form uns selbst am besten gefallen würde. Da macht man aber leicht Fehler.
> Schon die Fragen wirken z.T. etwas
> spitzfindig formuliert. Was aber soll ein Benutzer mit der folgenden
> Rückmeldung anfangen:
> "Nein. Der Hebis-Retro-Katalog ist der zweite Schritt bei der Suche nach
> Büchern, die vor 1987 erschienen sind. Der oben genannte Titel mit
> Erscheinungsjahr 1987 kann dort nicht verzeichnet sein."
>
> Soll er sich jetzt DUMM fühlen?
Das muss unbedingt vermieden werden. Wenn sich in Schulungsveranstaltungen (mit Tutorials haben wir noch keine Erfahrungen) jemand plötzlich als dumm erlebt, sind Aufmerksamkeit und Konzentration sofort gestört und die Neigung zu Nachfragen, die ohnehin kaum da ist, ist auch ganz weg. Dadurch ist
der Schulungserfolg dann sehr gefährdet.
Man müßte es so hinkriegen, dass der Schulungsteilnehmer/Benutzer überwiegend Erfolgserlebnisse hat.
> Wenn der Benutzer eine falsche Antwort gibt, solte die Rückmeldung
> folgendermaßen aufgebaut sein, um weder zu frustrieren noch zu beleidigen:
> Erklären Sie den Begriff, den der Benutzer gewählt hat. Erklären Sie ihm dann
> die richtige Antwort. Dann sollten Sie ihm, wenn möglich, nochmal explizit
> den Unterschied erklären.
Das ist ein Satz, den wir uns unbedingt merken müssen.
> Eine gute Idee ist es sicher auch, einzelne Begriffe in den Fragen oder den
> Erklärungen mit einem Glossar oder weiterführenden Text zu verlinken.
Prima Idee. Macht natürlich noch viel Arbeit, ist aber sehr nützlich für solche Benutzer, die mehr wissen wollen als kurze Antworten auf FAQs.
> Dann
> sollte das aber auch konsistent sein. Als ich das erste Mal auf OPAC geklickt
> habe, habe ich einen Glossartext erwartet (in einem Tutorial!) und nicht auf
> den Dienst zu gelangen.
>
> Mein Gesamteindruck ist, dass Sie mit Ihrem Tutorial nicht versuchen, Ihren
> Benutzern Wissen im Umgang mit Ihrem Bibliothekssystem zu vermitteln, sondern
> dass Sie ihm vor Augen führen wollen, wie wenig er darüber weiss und er sich
> deshalb nicht zu wundern braucht, wenn ihm eine erfolgreiche Recherche nicht
> gellingt. Damit hat Ihr Quiz eine reine Alibi-Funktion und Ihre Benutzer
> werden das vermutlich merken und ihre Schlüsse daraus ziehen.
Antwort s.o.
Ich nehme mal an, dass die KollegInnen in Kassel auch keine Fachleute im obigen Sinne sind und möchte sie daher dazu beglückwünschen, dass sie als Hilfestellung für ihre Benutzer diesen Quiz auf die Beine gestellt haben.
Wenn jetzt auf dem Gebiet der Benutzerschulung erfahrene KollegInnen noch Verbesserungstipps geben, kann das alles nur besser werden. Das wäre sicher im Interesse der KollegInnen in Kassel.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Pagel
Zentralredaktion Titel der
Zeitschriftendatenbank
>
>
> Mit freundlichem Gruß
> Martin Schmettow.
>
> --
> Dipl.Psych. Martin Schmettow
> Universitätsbibliothek Regensburg
>
> Am Freitag, 13. Dezember 2002 15:49 schrieb Susanne Rockenbach:
> > die UB Kassel will es wissen: wissen die Nutzerinnen und Nutzer, ob sie
> > etwas wissen? Wissen sie, dass sie im Bereich der Informationskompetenz
> > etwas wissen muessen, um etwas zu finden?
> > Dazu haben wir einen Test gebastelt (herzlichen Dank an die UB
> > Lueneburg, die uns freundlicherweise das Programm zur Verfuegung
> > gestellt hat!) mit dem Ziel, den Nutzern spielerisch die Erkenntnis zu
> > ermoeglichen, dass es noetig ist, etwas zu wissen, um etwas zu finden...
> >
> > Wenn Sie es selbst wissen moechten... http://www.uni-kassel.de/bib/
> >
> > Fuer den didaktisch-methodischen Aufbau des Tutorials kamen uns
> > Erkenntnisse aus unserer Arbeit im Bereich der Vermittlung von
> > Informationskompetenz sehr zugute - die Vorueberlegungen zu der
> > potentiellen Zielgruppe und den Lehrzielen hat uns ein zuegiges Arbeiten
> > an den Fragen/Antworten erlaubt.
--
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Barbara Pagel
Staatsbibliothek zu Berlin,
Abt. II E, Überreg. Bibliogr. Dienste
- Zeitschriftendatenbank, Zentralredaktion Titel -
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Tel.: 030-2 66 23 45
Fax: 030-2 66 32 68
e-mail: barbara.pagel _at__ sbb.spk-berlin.de
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