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Re: IFLA Simultanübersetzen



Wagner, Bettina wrote:
da ich seit einigen Jahren bei der IFLA als Simultanübersetzerin tätig bin, möchte ich doch in Frage stellen,
dass der Luxus
des Simultandolmetschens - und dann noch in f=FCnf Sprachen -
mindestens die H=E4lfte des Gesamtbudgets - und damit
indirekt der Teilnahmegeb=FChren - fressen d=FCrfte.

damit wir uns recht verstehen: - meine "Daumenregel" basiert auf Erfahrungen früherer Jahre auf anderen Fachgebieten und ist demnach als sehr grober Wert zu sehen - ich bin der letzte, der behaupten würde, dass die Honorare für Simultandolmetscher luxuriös wären angesicht der enormen Leistung und Belastung.

Nur: es kostet eben, und nicht gerade wenig.
Bei Diskussionsveranstaltungen oder politischen Events
sehe ich auch kaum andere Möglichkeiten.

Bei Fachtagungen, wo lange vorher schriftliche Fassungen
abgegeben werden müssen, könnte man alle Referenten
verpflichten, eine schriftliche englische Fassung abzuliefern
oder allenfalls seitens des Veranstalters eine solche Uebersetzung
herstellen zu lassen - das ist weniger teuer als Simultandolmetschen.

So könnten Franzosen, Japaner etc. in einer Sprache vortragen, deren
Aussprache sie besser beherrschen, und die Teilnehmenden könnten
stressfrei den autorisierten englischen Text mitlesen ...

> ... den oft mit atemberaubender Geschwindigkeit vorgetragenen und mit
> Fachtermini, Akronymen

... und auch verstehen.

> und kulturellen Insider-Anspielungen gespickten Vorträgen von "native
> speakers" aus der anglo-amerikanischen Welt zu folgen.

Und vor allem bei denen aus den USA müssten schon bei Manuskriptabgabe
solche Dinge redigiert werden. Und die Sitzungsleitung müsste gerade
diese "native speakers" zu langsamem und deutlichem Vortrag ermahnen.
Was für Leute aus Alabama oder Texas aber wohl schwierig ist.

Als ich vor 20 Jahren eine Zeitlang in ISO-Kreisen war, gab es
(britische) Sitzungleiter, die mit Engelsgeduld ihre Kollegen aus
USA, CDN, AUS so bearbeitet haben.

> Das Dolmetschen leistet aus meiner Sicht so auf jeden Fall einen Beitrag dazu, daß die Entwicklungen des anglo-amerikanischen Bibliothekswesens (das uns ja nur zu oft unkritisch als leuchtendes Vorbild vor Augen gestellt wird) in der nicht-englischsprachigen Fachwelt verfolgt und bewertet werden können.

Das (vorherige schriftliche) Uebersetzen würde das auch leisten, womöglich
noch qualitätvoller, weil nicht so unter Zeitdruck. Dafür geht allerdings
die Lebendigkeit verloren, zugegeben.

Danke und Gruss
--
Wolfgang Lierz         lierz _at__ library.ethz.ch
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