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IFLA Simultanübersetzen



Liebe Liste,

da ich seit einigen Jahren bei der IFLA als Simultanübersetzerin tätig bin, möchte ich doch in Frage stellen, 
> dass der Luxus
> des Simultandolmetschens - und dann noch in f=FCnf Sprachen -
> mindestens die H=E4lfte des Gesamtbudgets - und damit
> indirekt der Teilnahmegeb=FChren - fressen d=FCrfte.

Die Dolmetscher erhalten von der IFLA Anreise, Unterkunft sowie einen von Land zu Land unterschiedlichen Tagessatz. Bei mir belief sich das bei der Konferenz in Glasgow auf 934 Pfund = ca. 1500 Euro (Anreise 244 Pfund, 9 Tage Hotel 65 Pfund am Tag [wobei die Organisatoren sicher nicht den vollen Zimmerpreis bezahlt haben], 7 Tage Tagessatz 15 Pfund). Ob das ein angemessenes Honorar für einen einwöchigen Arbeitseinsatz von 8.30 bis 18.30 (oft nur mit sehr kurzen Pausen zwischen den Veranstaltungen) darstellt, mögen andere entscheiden. Das IFLA-Budget dürfte aber doch etwas mehr betragen als das Doppelte von 30.000 Euro, die nach dieser Rechnung für ca. 20 Dolmetscher ausgegeben werden. 

Über den Sinn und Nutzen des Dolmetschens kann man gerne diskutieren. Wir werden allerdings immer wieder von dankbaren Kollegen angesprochen, die eben nicht in der Lage sind, den oft mit atemberaubender Geschwindigkeit vorgetragenen und mit Fachtermini, Akronymen und kulturellen Insider-Anspielungen gespickten Vorträgen von "native speakers" aus der anglo-amerikanischen Welt zu folgen. Das Dolmetschen leistet aus meiner Sicht so auf jeden Fall einen Beitrag dazu, daß die Entwicklungen des anglo-amerikanischen Bibliothekswesens (das uns ja nur zu oft unkritisch als leuchtendes Vorbild vor Augen gestellt wird) in der nicht-englischsprachigen Fachwelt verfolgt und bewertet werden können.

Mit freundlichen Grüßen
Bettina Wagner



>      http://www.ifla.org/IV/ifla69/si-g.htm
> "Eine Simultan=FCbersetzung wird in f=FCnf Sprachen angeboten:
> Englisch, Franz=F6sisch, Deutsch, Russisch und Spanisch.
> Die IFLA 2003 Veranstalter hoffen, auch 
> Simultan=FCbersetzungen ins Polni=
> sche
> anbieten zu k=F6nnen."
> 
>  > Eine Offenlegung der Bilanzen freilich haben Sie nicht in 
> Aussicht ges=
> tellt.
> 
> Ohne n=E4heres zu wissen oder auch nur wissen zu wollen,
> kann man =FCber den dicken Daumen absch=E4tzen, dass der Luxus
> des Simultandolmetschens - und dann noch in f=FCnf Sprachen -
> mindestens die H=E4lfte des Gesamtbudgets - und damit
> indirekt der Teilnahmegeb=FChren - fressen d=FCrfte.
> 
> Einzige deutlich preiswertere Alternative: alle akzeptieren
> z=E4hneknirschend als einzige Konferenzsprache Englisch.
> Aber das wird man in so einem kulturbeladenen Bereich
> wie dem Bibliothekswesen vermutlich nicht wollen.
> 
> Weichere Alternative: m=FCndlicher Vortrag in mehreren
> Sprachen erlaubt, und eine schriftliche englische Fassung
> zum Mitlesen muss abgegeben werden.
> 
> Gruss vom Z=FCrichsee
> - --=20
> Wolfgang Lierz         lierz _at__ library.ethz.ch
> IT Services            IT-Dienste
> ETH - Bibliothek       Tel.   +41-1-632-2180
> Raemistrasse 101       Fax:   +41-1-632-1414
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