Re: Internet = Tod des Buchhandels?

[inbib _at__ everex.han.de (T"ons B"uker)]

                    Samstag 25.03.95  14:39

	Hier  noch  ein  kleiner   Nachtrag  zu  meinem  vorigen
	Posting.  Er enth"alt im Wesentlichen das, was ich  auch
	zu diesem Thema gesagt h"atte.:

	Tsch"o
	T"ons

	Forwarded Message follows:
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Empfaenger : /de/comm/internet
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Organisat. : Freie Universitaet Berlin
Absender   : heiko _at__ chemie.fu-berlin.de  (Heiko Schlichting)
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Betreff    : Re: Files aus Compuserve ?
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Datum      : Do 23.03.95, 19:14  (erhalten: 25.03.95)
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mv _at__ castle.sauerland.de (Michael Vondung) writes:
>guenther _at__ cabal.shnet.org (Thorsten Guenther) writes:
>Das ist eine der verlogenen Moralen des Internets: Zig Provider
>verdienen sich mit Internet ein goldenes Naeschen (ohne selbst FTP-Sites
>anzubieten), aber die Online-Dienste sind die boesen, das Internet
>vergewaltigende und aussaugende Moloche. 

Ja.

>> Es gibt bereits
>> jetzt ftp-sites, die Compu$erve-Nutzer nicht reinlassen
>
>In Deutschland. Gehoert habe ich davon auch schon, praktisch erlebt
>bisher noch nicht. Kannst Du mir eine FTP-Site nennen, bei der sich
>CompuServer nicht einloggen koennen?

Zur Zeit sind es so wenige Nutzer, dass sich die Sperrung nicht lohnen
wuerde.

>Ganz unabhaengig davon faende ich es
>ebenfalls wuenschenswert, wenn CompuServe einige Bereiche nach aussen
>oeffnen wuerde. Zu bedenken ist aber, dass die "Besitzer" der Foren die
>jeweiligen Betreiber sind, nicht CompuServe. Ein FTP-Server oder eine
>Web-Site sollte aber realisierbar sein. Es hat auch keiner gesagt, dass
>CompuServe das nicht plant ...

CompuServe hat das immerhin mehrfach abgelehnt. Ausserdem ist es Unsinn
zu sagen, dass die "Besitzer" der Foren die jeweiligen Betreiber sind.
Die Besitzer der ano-FTP-Server sind auch die jeweiligen Betreiber und
CompuServe hat auch die nicht gefragt, ob sie die jetzt in ihrem Online-
Dienst lautstark anpreisen duerfen. Warum sollte also CompuServe die
enstrechenden Fileareas bei sich nicht mehr Nutzern zur Verfuegung stellen
koennen oder duerfen?

Auf entsprechende Wuensche der "Besitzer" hat CompuServe ja immer ablehnend
reagiert, wobei vermutlich 'dann koennen wir ja nicht mehr soviel Geld damit
verdienen' das ausschlaggebene Argument sein duerfte.

Bisher hat das Internet ueber Jahre attraktive Dienste kostenlos den
Nutzern anbieten koennen, weil es ein Nehmen *und* Geben der jeweiligen
Einrichtungen war. In letzter Zeit gibt es vermehrt Organisationen, die
nur noch nehmen, dieses fuer viel Geld vermarkten und den eigenen Teilnehmern
sogar das Gegen verbieten (CompuServe) oder finanziell besonders unattraktiv
machen.

Fazit: geniesst anonymous-FTP-Server, solange es sie noch gibt.

Jemand, der eine Methode entwicklet und eine Software schreibt, die den
Zugang zu IP-Diensten nur noch wissenschaftlichen Einrichtungen (aus aller
Welt - fuer das WiN schaffe ich das auch noch) erlaubt, duerfte reissenden
Absatz dafuer finden.

Die Veraenderung des Internets von einer vorwiegend akademischen Zielsetzung,
die auf dem Prinzip Gegenseitigkeit beruhte, zu der aktuellen Situation
(jeder versucht soviel zu nehmen wie er kann, gegeben wird nichts mehr)
zu der zukuenftigen Situation (jeder kassiert fuer alles - die Universitaeten
werden sich abkapseln und nur untereinander - wenn ueberhaupt - Dienste
anbieten) ist keineswegs postiv gewesen. Ein Grund mehr, warum man der
Kommerzialisierung von USENET solange Widerstand leisten sollte, wie es
moeglich ist. Aufhalten laesst sich diese Entwicklung bedauerlicherweise
nicht - ein ftp-Client, der bei 'get' erst die Kreditkartennummer abfragt,
wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Und ja: "die Online-Dienste sind die boesen, das Internet vergewaltigende
        und aussaugende Moloche", in der Tat gibt es auch bei Internet-
        Providern ("schnelle-mark.net") schwarze Schafe - aber eben nicht nur.

Heiko
--
Heiko Schlichting        heiko _at__ FU-Berlin.DE        Freie Universitaet Berlin
Institut fuer Kristallographie und Zentraleinrichtung fuer Datenverarbeitung