Liebe Leser*innen dieser Liste,
nachdem ich jetzt seit Tagen hier mitlese, muss ich mich jetzt doch mal mit
einmischen.
Als jemand der die Petition mit gestartet hat, möchte ich vorneweg sagen das es uns nicht nur darum
geht alle Geschlechter (ja, es gibt mehr als zwei, sollten sie das immer noch nicht wissen, empfehle ich
eine Suchmaschine ihrer Wahl) mit einzubeziehen, sondern auch darum das in Bibliotheken, bzw.
bibliothekarischen Einrichtungen nicht mehr nur Bibliothekare und auch Bibliothekar*innen arbeiten
sondern auch FAMIs, Medienpädagog*innen, ITler*innen, etc. etc. etc. Wer also der Meinung ist, das
der "Bibliothekartag" deswegen langsam im Jahr 2021 einen neuen Namen verdient hat, der
möchte bitte gerne die Petition unterschreiben, zu finden unter diesem Link:
https://www.openpetition.de/petition/online/zeitgemaesser-name-fuer-den-bibliothekartag
Des weiteren möchte ich jetzt ein paar Worte als nicht-binärer Mensch sagen, die an sich
nichts mit der Petition an sich zu tun haben, aber sich auf die momentane Diskussion hier
beziehen: Es hat mich absolut nicht gewundert, als hier die Diskussion um Gendern losging,
das scheint ja inzwischen ein Lieblingsthema von allen Deutschen geworden zu sein. Leider muss man
schon fast sagen, hat es mich ebenso nicht gewundert, wie viel Ignoranz und Ablehnung hier in die
Öffentlichkeit getragen wurden.
Das * im deutschen existiert nicht nur um die binären Geschlechter männlich-weiblich gleichgerecht mit einzubeziehen (was schon wichtig genug ist), sondern auch um alle Menschen die sich diesem binären System nicht
zugehörig fühlen auch mit einzubeziehen. Ich spreche hier nicht für die ganze nicht-binäre Community und schon gar nicht für die ganze LGBTQIA+ Community, aber persönlich kann ich Ihnen sagen, es tut
mir in Teilen immer noch verdammt weh, wenn die Inklusion von mir, meiner nicht binären Geschlechtsidentität als "Sprechknoten ", als "furchtbar", als "ideologische Vereinnahmung der
Sprache", als "verhunzung der deutschen Sprache" etc. bezeichnet wird. Es ist mir, wenn ich jetzt mal so direkt sein darf, verdammt egal ob Ihnen Worte wie Bibliothekar*innen, Medienpädagog*innen etc.
schwierig zum aussprechen vorkommen, oder sie irgendwie unschön finden, es ist 2021, lernen Sie damit umzugehen, wir haben haufenweise neue Wörter in unserer deutschen Sprache es kann doch nicht so verdammt schwer sein
eine kurze Pause in Worte einzubauen. Ich lebe seit meiner Geburt in einem System das es mir immer wieder klar macht, dass ich als nicht-binäre Person irgendwie nicht erwünscht bin und irgendwie nicht dazu gehören,
das kann ich Ihnen sagen ist wesentlich unschöner als irgendwo in Wörtern ein * unterbringen zu müssen. Lernen Sie damit klar zu kommen, dass die Welt sich verändert und es mehr als nur schwarz-weiß
denken auch beim gendern gibt und unsere sehr gegenderte deutsche Sprache sich nun mal etwas daran anpassen muss.
Es wurden bereits Studien und Bücher zu diesem Thema verlinkt die das ganze wissenschaftlich angehen, von
daher tue ich das jetzt hier nicht mehr. Gegenargumentationen von einem Verein der schon häufiger wegen
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen ist
(https://www.volksverpetzer.de/hintergrund/verein-deutsche-sprache/), fallen bei mir im übrigen direkt als
ungültig weg, aber das überlasse ich natürlich jedem selbst, wem er da glauben schenken möchte.
Gezeichnet,
Nik Baumann
(they/them, sie/ihr)