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Re: [InetBib] Bibliothekar*tag
- Date: Thu, 01 Jul 2021 17:56:23 +0000
- From: Sophie Charlotte Heller via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Bibliothekar*tag
Sehr geehrter Herr Holzbach,
ich weiß jetzt nicht, ob Sie nur den Gesprächsverlauf in Inetbib
verfolgt haben oder auch den Petitionstext durchgelesen haben.
Ansonsten möchte ich Sie noch mal drauf hinweisen, dass der
eigentliche Gedanke hinter der Petition ist FaMis,
Medienpädagog/*innen und andere Berufsgruppen die „in Bibliotheken und
[in] allen angrenzenden Bereichen arbeiten oder arbeiten wollen.“
https://www.openpetition.de/petition/online/zeitgemaesser-name-fuer-den-bibliothekartag mit
einzubeziehen.
Ja, wir gehen auch aufs generische Maskulinum ein – da wir durchaus
die Ansicht vertreten, dass dies nicht inklusiv ist und wir uns auf
Menschen berufen, die sich davon nicht vertreten fühlen (wie z.B. Nik
- im Absender steht Laura B) und wir aufgeschlossen gegenüber diesen
Menschen sind. Denn, und da muss ich Zoë Hester zustimmen, die Welt
ist nicht schwarz-weiß sondern bunt.
Grundsätzlich geht es uns aber eher um die berufliche Vielfalt in
Bibliotheken.
Freundliche Grüße
Sophie C. Heller
Zitat von Mathis Holzbach via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>:
Sehr geehrte Frau Zoë Hester!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Bitte Mehrfachempfang entschuldigen! Am meinen Arbeitsplatz müssen
gerade technische Probleme behoben werden:
Jetzt noch einmal:
Warum Gendern nachweislich unwissenschaftlich, gar getzeswidrig ist,
zeigt eine Veröffentlichung auf, die ich mit Erlaubnis des Vereins
Deutsche Sprache hier zugänglich machen darf. Hier finden Sie 20
Argumente, die u.a. hervorheben, dass es keine wissenschaftlichen
Studien gibt, die nachweist, „dass Veränderungen an der Grammatik
einer Sprache gesellschaftliche Veränderungen bewirken“.
Hier der Linkmit freundlicher Genehmigung des Vereins Deutsche Sprache:
https://www.dropbox.com/s/yjalaahmwbbt5a5/20-Argumente.pdf?dl=0
<https://www.dropbox.com/s/yjalaahmwbbt5a5/20-Argumente.pdf?dl=0><https://www.dropbox.com/s/yjalaahmwbbt5a5/20-Argumente.pdf?dl=0
<https://www.dropbox.com/s/yjalaahmwbbt5a5/20-Argumente.pdf?dl=0>>
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Mathis Christian Holzbach M.L.I.S.
Am 30.06.2021 um 13:56 schrieb Heidrun Wiesenmüller via InetBib
<inetbib@xxxxxxxxxx>:
Liebe Kolleg:innen,
ich bin zwar nicht Germanistin, sondern Anglistin, möchte aber
dennoch einen sprachwissenschaftlichen Aspekt einbringen.
Disclaimer:
1. Ich gehe nur auf einen einzigen Punkt ein, nämlich das
Gendering. Dass es weitere Aspekte gibt, ist mir bewusst.
2. Ich habe einen gewissen Lernprozess benötigt, halte aber
mittlerweile Gendern für sehr wichtig und versuche es persönlich
konsequent umzusetzen. Auch in der von mir mitverantworteten
Fachzeitschrift o-bib wird selbstverständlich gegendert.
3. Bitte verstehen Sie meinen Hinweis als zusätzlichen Hintergrund
für die Diskussion. Weder möchte ich diese abwürgen noch in eine
bestimmte Richtung lenken. Aber ich würde gerne verständlicher
machen, warum der erste Teil des Namens "Bibliothekartag" unter
Gender-Aspekten nicht von allen gleich beurteilt wird.
Mir scheint, dass das Wort "Bibliothekartag" von vielen Menschen
heute in einer neuen Weise verstanden wird, was vermutlich mit der
erhöhten Sensibilisierung für Gender-Aspekte insgesamt zu tun hat.
Es wurde schon auf die in einer bestimmten Zeit gängige Wortbildung
von Personengruppe + Tag für Konferenzen hingewiesen, z.B.
Juristentag, Germanistentag, Romanistentag, Ärztetag,
Historikertag. Der erste Teil des Kompositums ist dabei ein Plural,
natürlich in der Maskulinform - entsprechend dem, was damals üblich
war (und wahrscheinlich vielfach auch der Realität entsprochen
haben dürfte). Das Pendant hätte also "Bibliothekaretag" heißen
müssen, was aber sprachlich nicht geht; deshalb ist das "e" bei der
Wortbildung ausgefallen. Der erste Teil des Kompositums ist also
gar kein vollständiges Wort, sondern nur der Wortstamm
(Bibliothekar*).
Man könnte dies als sprachgeschichtlichen Glücksfall betrachten,
weil anders als z.B. beim "Romanistentag" eben kein
generisch-maskuliner Plural im Veranstaltungsnamen steht. Die
"trunkierte" Form hat kein grammatisches Geschlecht und der
Wortstamm kann sowohl für "Bibliothekare", "Bibliothekarinnen" oder
"bibliothekarisch" stehen. (Nebenbei: Ich erinnere mich daran, dass
beim Übergang von RAK auf RDA kritisiert wurde, dass Abkürzungen
wie "Hrsg." zugunsten der Vollformen aufgegeben wurden. Denn damit
gab es plötzlich ein Gendering-Problem, das man mit der Abkürzung
nicht hatte.)
Ich habe tatsächlich erst aufgrund der aktuellen Diskussion
verstanden, dass viele innerhalb und außerhalb unseres Berufsstands
den ersten Teil des Kompositums nicht wie ich als verkürzten
Plural, sondern als Singular Maskulin auffassen, also als "Tag des
Bibliothekars". Das erklärt dann auch die kuriose Form
"Bibliothekarstag", die ich in jüngerer Vergangenheit immer öfter
gehört habe.
Wenn man den Namen als "Tag des Bibliothekars" versteht, dann kann
ich sehr gut nachvollziehen, dass man sich daran stößt. Und wenn
diese Lesart im Jahr 2021 offenbar weit verbreitet ist, dann kann
man das natürlich auch nicht ignorieren.
Aber vielleicht wird für diejenigen, die das so auffassen, jetzt
verständlicher, warum andere bei dem Namen gar keine
Gender-Problematik sehen.
Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller
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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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** Sophie Charlotte Heller
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